Kapitel 36

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Die Wohnung konnte man als modern mit einem Hauch klassisch viktorianischen Touch bezeichnen. Schwarz-weiß, total die moderne Wohneinrichtung, doch besaß sie statt des weiß-grauen Sofas eine alte schwarze, aber gut gepflegte Ledercouch, das so groß war, dass darauf vier Menschen schlafen konnten. Manon hatte heute mal ausnahmsweise den Kamin angemacht, damit es ihre liebe, in Liebeskummer leidende Freundin kuschelig hatte. Die kleinen rotgelben Flamme flackerten und brannten hell. Zugleich strahlten sie eine behagliche Wärme aus.

Zurzeit lag ihre beste Freundin in eine Mohairdecke eingekuschelt auf dem Sofa und starrte die Flammen an, solange sie etwas in der Küche zubereitete, was immer gegen Liebeskummer und sie selbst nie hatte: Heiße Schokolade mit Zimt.

„Hier, meine Süße", sagte sie, als sie mit zwei dampfende Tassen zurück ins Wohnzimmer kam und Ariana eine hinhielt. „Das Heilmittel gegen Kummer jeglicher Art."

Leicht, aber müde lächelnd nahm Ariana die Tasse entgegen und pustete den Dampf davon weg. „Danke." Seitdem Francesco nicht mehr da war, fühlte sich Ariana seltsam einsam, da ein wichtiger Teil von ihr fehlte. Nur selten bis gar nichts hörte sie von Francesco. Wahrscheinlich war er so eingespannt, dass er keine Zeit hatte. Oder, was noch schlimmer war und Ariana oft zur Verzweiflung trieb: Der Gedanke, dass er eine andere hatte. Zwar schätzte sie Francesco so nicht ein, doch der Gedanke blieb trotzdem im Hinterkopf hängen und meldete sich hartnäckig, wenn Ariana in ein Loch fiel.

Nur dank Manon, die sie regelmäßig herausholte, wurden diese Phasen gemildert, doch nicht ganz zur Seite geschoben.

„Gerne, Sweetie", sagte Manon sanft und trank vorsichtig aus ihrer Tasse, dessen Inhalt noch schön heiß war. Aber der Geschmack, der sich auf ihrer Zunge ausbreitete, war himmlisch. „So, nun erzähl, hast du Neues von ihm gehört?"

Geknickt schüttelte Ariana seufzend den Kopf. Ihr Blick ist auf den Kamin gerichtet. Die letzten paar Minuten hatte sie sich vorgestellt, wie schön es wohl sein mochte, mit Francesco vor einem zu sitzen und zu kuscheln? „Schon länger nicht mehr. Und wenn, dann hört er sich meist gestresst an."

„Vielleicht private Probleme", vermutete Manon und stellte ihre Tasse auf dem Tisch ab. „Du weißt, er ist ein vielbeschäftigter Mann, dann noch sein Bruder Andreas und wer weiß, was sonst noch los ist. Hat er irgendwas erwähnt oder dir erzählt, was so genau los ist?"

„Nein, hat er nicht", gestand Ariana niedergeschlagen, während sie die Tasse in der Hand hält und schluckweise trank. Unter Manons Mohairdecke fühlte sie sich warm und geborgen. Dazu Kuschelsocken, die sie über alles liebte. Zoé hatte sie ihr zu Weihnachten gekauft, da Ariana stets fror, sobald es kälter wurde. Und der Herbst hatte mit seinen Stürmen Einzug gehalten. Er passte zu Arianas derzeitiges Gemüt.

Nur mit einem Nicken reagierte sie auf das Gesagte. „Möchtest du vielleicht was essen?", fragte sie dann. „Ich kann schnell was bestellen. Pizza oder doch lieber Chinesisch?"

„Nicht wirklich", verneinte Ariana das gut gemeinte Angebot. „Die Schokolade füllt meinen Magen bereits." Zudem hatte sie zum Mittag bei der Arbeit Gurken und Karotten gegessen.

„Okay."

Sie kannte Ariana nur zu gut. Wenn sie jetzt was essen würde, würde es ganz sicher wieder hochkommen. Das war ihr schon einmal passiert, als das mit Juler aus war und sie hatte innerhalb kürzester Zeit fünf Kilo abgenommen.

„Möchtest du vielleicht etwas wissen?" Reden wurde ihr ganz sicher gut tun, da lenkte gut ab.

„Wie läuft es im Kurs?", fragte Ariana nuschelnd, da sie gerade erst getrunken hatte. Durch ihre Arbeit hatte sie in letzter Zeit nicht immer alle Kurse besuchen können. Sie vermisste es, doch sie musste arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Der Hunger nach Dir [Luna Rossa - Reihe Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt