An diesem Morgen wacht Robin mit einem Lächeln auf. Ihr erster Gedanke gilt Nevio, den sie einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Sie ist verknallt. So richtig, wie als Teenager. Sie steht gut gelaunt auf, geht zum Schrank, um sich die Sportsachen überzuziehen und sich den ersten Kaffee zu holen. Schließlich setzt die die Kopfhörer auf und spielt die Playlist ab, die sie zum Joggen immer hört. Sie schließt die Tür hinter sich und läuft mit solch einer Energie los, wie sie sie schon lange nicht mehr verspürt hat. So schnell wie an diesem Morgen ist sie schon lange nicht mehr gelaufen. Am Kaffeestand kauft sie sich einen Kaffee, um eine kurze Pause einzulegen. Nevio sieht sie an diesem Morgen nicht. Wahrscheinlich würde sie Ihn dann heute gar nicht mehr sehen, außer ihre Einsätze sollten sich wieder kreuzen. Trotzdem freut sie sich unglaublich auf den Tag. Besonders auf den Marathon nachher mit Jelka, wenn die beiden die restlichen Filme schauen würden. Zuhause schmeißt sie sich sofort wieder unter die Dusche, bevor sie sich anzieht und mit der Bahn auf den Weg zur Wache macht.
Sie kommt an der Wache an und ihre Kollegin begrüßt sie sofort, mit der sie sich momentan am besten versteht. Die beiden haben einfach den gleichen Humor. Sie spielen eine Runde Karten, bevor sie zum ersten Einsatz alarmiert werden. Ihre Kollegin erzählt ihr von ihrem Weihnachten und wie sehr sie sich auf Zuhause freut. Sie hätte morgen keinen Bereitschaftsdienst, weil sie kleine Kinder hat. Robin freut sich auch unglaublich auf Morgen, obwohl sie Bereitschaftsdienst hat.
Es wurde ein Verkehrsunfall gemeldet. Der Fahrer kam wegen gesundheitlichen Gründen von der Fahrbahn ab und durchfuhr einen Straßengraben, bevor er zum Stehen kam. Robin und ihre Kollegin sind die ersten am Einsatzort und leisten sofort Erste Hilfe. Sie müssen die beiden vorderen Türen des Fahrzeuges entfernen, um an den Patienten zu gelangen. Robin und ihre Kollegin reanimieren den Mann. Robin führt die Herzdruckmassage durch, während ihre Freundin ihn mit einem entsprechenden Gerät beatmet. Trotz der sofortigen Hilfe verstirbt der Mann noch an der Unfallstelle. Sobald feststeht, dass es für den Mann keine Chance mehr gibt, läuft Robin die erste Träne über die Wange. Sie entfernt sich von der Unfallstelle, um ein wenig abstand zu bekommen, während das Auto abgeschleppt wird.
"Hey", sagt ihre Kollegin und streicht ihr über die Schulter.
"Ich habs nicht geschafft" , sagt Robin.
"Es ist nicht deine Schuld, dass er verstorben ist. Du hast alles getan, was du konntest"
"Nicht genug"
"Das stimmt nicht" , sagt ihre Kollegin wieder. Robin gibt sich die Schuld an dem Tod des Mannes, obwohl sie weiß, dass es nicht ihre Schuld ist.
"Ich habe ihn nicht retten können."
"Und das wird dir noch das ein oder andere Mal passieren, Schätzchen"
"Ich weiß", sagt Robin. "Es ist nur das erste Mal, dass ich einen Menschen sterben habe sehen"
"Oh" , sagt ihre Kollegin. "Das tut mir Leid"
"Er wusste nicht, dass das letzte Weihnachten sein letztes gewesen ist" , schluchzt Robin. Vermutlich hat es gar nicht einmal so viel mit dem alleinigen Tod des Mannes zutun, sondern mit dem Umstand, dass morgen Weihnachten ist und die Familie nun Weihnachten ohne ihn Feiern muss. Man kann doch nicht einen Tag vor Weihnachten versterben.
"Hey. Er hatte bestimmt ein schönes Leben und hat ganz viele Weihnachten mit seiner Familie gefeiert hat" , sagt ihre Kollegin. "Er war schon sehr alt" , erklärt sie.
"Schon okay. Geht gleich wieder" , sagt Robin nun. Die beiden bleiben noch eine Weile stehen und reden, bevor sie zurück ins Auto gehen. Sie fahren zurück zur Wache. Gerade als sie angekommen sind, werden sie zum nächsten Einsatz gerufen. Robin ist froh darüber. So kann ihr Gedankenchaos nicht rasen.
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Feurige Weihnachten
RomanceAdventskalendergeschichte 2021 Robin hat gerade die Ausbildung zur Feuerwehrfrau abgeschlossen und geht noch mit ihren Freundinnen in einer Bar feiern. Dort trifft sie das erste Mal auf Nevio, der ihr seither nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Doch...