Kapitel 46

434 39 2
                                    

Sirius Sicht:

Am nächsten Morgen wachte ich total müde und verkrampft auf. Ich war auf dem Stuhl neben Allies Bett eingeschlafen und die ganze Nacht total komisch gelegen. Jetzt hatte ich einen steifen Nacken, Kopfschmerzen, war total übermüdet und mein linker Arm war eingeschlafen. Und ich hatte Sorgen. Unglaubliche Sorgen. Heut war eigendlich Unterricht, aber Madam Pomfrey hatte mich wohl entschuldigt. Ich weiß nicht wie lange ich einfach nur da saß und die schlafende Allie anschaute. Irgendwann kam Dumbeldore rein und legte einen riesigen Stapel Bücher neben mich auf den Boden. "Ähm Professor? Was ist das?" fragte ich leicht verwirrt. "Alle Bücher die ich finden konnte, in denen eine Lösung für Allies Problem stehen könnte. Selber hab ich leider keine Zeit, so viel zu recherchieren, aber da du hier sowieso nur rumsitzt und Löcher in die Luft starrst, könntest du ja wenigstens Allie helfen und diese Wälzer durcharbeiten". Ein wenig demotiviert schaute ich auf den Stapel Bücher, die alle mindestens 1000 Seiten hatten. Doch dann dachte ich 'Komm schon, Sirius. Reiß dich zusammen! Tu es für Allie!' und nahm das erste Buch vom Stapel. Dumbeldore nickte und verliß den Krankenflügel wieder. Und ich arbeitete mich durch ein Buch nach dem anderen, während die Sonne über den Himmel wanderte. Es war schon lange dunkel, als ich das letzte Buch enttäuscht zuschlug. Nichts, nicht mal einen minimalen Hinweis, hatte ich gefunden. Seufzend legte ich meinen Kopf neben Allies auf's Kissen und flüsterte "Es tut mir leid, mein Schatz".

Am Mittwoch kamen Lily, James und Remus Nachmittags wirder. Sie waren am Tag davor schonmal zu Besuch gewesen und ich hatte sie vorläufig damit beauftragt, eine Lösung für Allie zu finden. Sie waren wild entschlossen an die Sache rangegangen, doch jetzt sahen alle enttäuscht und verzweifelt aus. "Nicht ein Wort" seufzte Lily und ließ sich auf den Stuhl auf der anderen Bettseite fallen "Wir waren gestern bis weit nach Mitternacht in der Bibliothek geblieben und haben jedes in Frage kommende Buch durchgewälzt. Sogar in die Verbotene Abteilung haben wir uns geschlichen und in irgendwelchen schwarzmagischen Büchern recherchiert. Aber es gibt einfach nichts. Entweder sind alle an dieser Magie gestorben oder es gibt keine Aufzeichnungen über Heilmethoden. Und an dem ganzen Scheiß ist nur diese verdammte Kette schuld! Warum musste sie sie sich auch umhängen?!" Lily legte ihren Kopf neben Allies auf's Kopfkissen, klammerte sich an ihre erschlaffte Hand und begann zu schluchzen "Bitte bleib bei mir, Allie. Was mach nur ohne dich?! Ich liebe dich doch..." Ich verstand Lily sehr gut. Wie oft hatte ich in den letzten Tagen auf die leblose Allie eingeredet. Ihr geschmeichelt, gedroht, in's Gewissen geredet. Aber sie wachte einfach nicht auf. Ich war total ausgelaugt, müde und verlassen. Ich vermisse sie. Sie fehlt mir so. Sie ist ein Teil von mir. Was mache ich nur ohne sie? Es tat weh, daran zu denken, aber... ich muss mich mit dem Gedanken auseinandersetzen. Zum hundertsten mal dieser Tag fühle ich ihren Puls und muss Schlucken. Sie wird schwächer. Und ich kann nicht's tun. Kann ihr nur beim sterben zusehen.

Die Woche schien sich ins unendliche zu ziehen und irgendwie fanden wir einfach keine Lösung. Naja, die anderen fanden keine Lösung. Ich saß nur die ganze Zeit neben Allie am Bett und fühlte 100 mal am Tag ihren Puls. Es war, als könnte ich ihr beim sterben zusehen. Irgendjemand brachte mir immer was zu essen und zu trinken, aber ich realisierte nie, wer. Meine Augen waren allein auf Allie gerichtet.

Am Freitag Nachmittag, als ich mal wieder ihren Puls gefühlt und gemerkt hatte, wie lamgsam das Leben aus ihr weicht, wurde die Tür plötzlich aufgestoßen. Herein kamen Lily, Remus, James, Professor Dumbledore, Allies Bruder Max (der vor ein paar Tagen angereist war, aber auch keine Idee hatte, wie man helfen konnte, und so nur schweigend immer wieder an ihrem Bett saß und ihre Hand hielt) und - womit ich auf keinen Fall gerechnet hätte - Severus Snape. Mir fiel mir auf, dass auf Dumbledores Schulter Fawkes, sein Phönix saß. Fragend schaute ich die kleine Gruppe an. Max lächelte mich an "Severus hatte eine sehr gute Idee, wie wir Allie retten könnten. Wir testen das jetzt."

Ich guckte skeptisch und fragte "Und wie lautet diese 'tolle Idee'?". "Phönixtränen" sagte Dumbledore schlicht und setzte sich mir gegenüber auf die andere Seite von Allies Bett. Ich bin noch nicht wirklich überzeugt und werfe James einen fragenden Blick zu. Dieser zuckt nur ratlos die Schultern. Dumbledore setzte in der Zeit Fawkes neben Allie auf Bett, doch noch weint dieser schöne Vogel nicht. Und ob seine Tränen helfen ist auch noch fraglich. Sanft streiche ich Allie über die Wange und fühlte ein letztes mal ihren Puls. Schmerzhaft zog sich meine Brust zusammen. So langsam und schleppend hatte ihr Herz noch nie geschlagen. Wir müssen hoffen, dass die Tränen der Tieres helfen, ich weiß nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt.

Dumbledore hatte sich vorgebeugt und flüsterte Fawkes etwas. Ich griff in der Zeit vorsichtig nach Allies Gesicht und öffnete ihren Mund. Ich weiß nicht, was Dumbledore zu dem Vogel sagte, aber plötzlich begann er zu weinen. Tränen rannen über sein fedrig-rotes Gesicht, tropften von seinem Schnabel direkt in Allies Mund. Ich weiß nicht wie lange der Phönix weinte, wie lange wir alle schweigend zusahen und hofften, aber irgendwann änderte sich was. Irgendwas, eine Kleinigkeit. Ich wusste es erst nicht, realisierte es nicht. Mein Gehirn suchte nach der Änderung, krampfhaft. Dann stockte mir der Atem. Ich weiß was sich verändert hat. Es ist zu still.

Allies Herz hatte aufgehört zu schlagen.

Meine Brust zog sich vor Schmerz zusammen. Mein Herz brach, ich spürte es deutlich. Die Welt verschwamm vor meinen Augen. Nur Allie sah ich noch scharf. Als würde sie nur schlafen, so sah sie aus. Friedlich. Wie oft hat sie in meinen Armen geschlafen, wie oft hab ich ihr schlafendes Gesicht betrachtet und gespürt, wie sehr ich sie liebe. Sie wurde zu meinem Leben, meiner Liebe. Verzweifelt kauerte ich mich zusammen, spürte deutlich das Loch in meiner Brust. Es hinderte mich am atmen. Ich schnappte nach Luft, doch es fehlte Allies Duft. Ihr atemberaubender Duft nach Sommerhitze und Neuschnee. Nach Wildblumen und Limetten. Es fehlte ihre ruhige, süße und doch direkte Stimme. Es fehlten ihre treuen, großen, braunen Augen, die mich immer durchschaut hatten. Sie fehlte. Wie sie da lag - als würde sie gleich aufwachen, aufstehen und mich küssen, mit ihren weichen warmen Lippen. Ihre Küsse schmeckten nach Pfefferminze. 'Ach Allie, wie kannst du mich nur allein lassen'. Sanft streiche ich über ihre Hand, ihre weiche Haut. Es zeriss mich. Es zeriss mich innerlich, sie so leblos zu sehen. Sie ist einer der lebhaftesten, verrücktesten Menschen die ich kenne. War. Sie war das. Es tut so verdammt weh. Womit hab ich das verdient? Womit hat sie das verdient. Mein Mädchen. Vom ersten Moment an. Sanft und vom Schmerz zerfressen lege ich meinen Kopf auf ihre Brust, lausche in ihren so stillen Körper. Ich zittere und dann kann ich es nicht mehr unterdrücken. Meine Tränen tropfen auf ihr Krankenhemd. Ich weiß nicht, wie lange ich nur daliege, ihr so nah. Doch dann höre ich das einzige Geräusch, dass mir jetzt das Leben rettet. Das einzige Geräusch, dass mich wirder zusammenflickt.

Ein schwaches, aber kämpferisches Bumm-bumm.

______________________

Sry für die Ausdrücke, ich glaube nur das jeder in so einer Situation fluchen würde. Und Lilys "ich liebe dich" war natürlich nicht lesbisch gemeint, sondern bff-style, ihr versteht? :D

Von Magie und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt