Kapitel 10 (Frustrierende Enscheidungen)

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>> Es ist ein beschissenes Gefühl, wenn man denkt, man kennt jemanden, nur um dann herauszufinden wie viel einem der andere verschwiegen hat. Doch genauso wie der dem ich diese Erfahrung zu verdanken habe, schweige ich. Das Team zieht ab und auch Hinata löst sich aus seiner Starre und geht seine Tasche holen, während ich mit zitternden Händen und immer noch den alten unbeantworteten Fragen zurückbleibe.<<

Ich glaube uns war beiden klar, dass dieser kurze Rückblick in unsere gemeinsame Vergangenheit nichts an unserer aktuellen Situation ändern würde. Der Moment war verstrichen und auch die darauffolgenden Tage blieben ereignislos. Hinata und ich besprachen nur über das Nötigste. Außerdem haben wir uns beide zusätzlich mit unseren schmutzigen Fantasien allein gelassen. Jedesmal wenn ich an ihn zwischen meinen Beinen dachte, musste ich mich Nachts allein um das, durch diese Gedanken verursachte Problem kümmern. Und kurz hatte ich geglaubt es würde ihm auch so gehen. Ich habe ihn in einer Nacht ziemlich laut stöhnen hören, bis ich dann irgendwann auf die Idee gekommen bin, dass Minato es ihm besorgen könnte. Danach war ich wieder grimmiger. Ich kann nicht sagen, ob ich mir wünsche, dass dieser Fall schnell geklärt wird, oder ob es ewig so weiter gehen sollte, hauptsache ich wäre irgendwie in seiner Nähe. 
Ich war gerade auf dem Weg zu einem Gruppenmeeting was sich genau mit dieser Frage auseinander setzen würde.
Ich bin gespannt, ob jemand von unseren Leuten etwas auffälliges beobachtet hat.
Das Treffen findet in der Zeit statt, wo unsere Schützlinge in der Halle trainieren. So konnten wir Bodyguards uns aufteilen. Ich gehöre zu Gruppe zwei, dass bedeutet, dass schon ein paar Ergebnisse vorliegen werden. Ich betrete den extra für diesen Anlass gemieteten Raum und bemerke, dass bereits alle Platz genommen haben. Ich weiß selber, dass mich meine persönlichen Probleme ziemlich von meinen geschäftlichen ablenken, aber es ist ja nicht so, dass ich in dieser einen Woche nichts zusammen getragen habe. In dem Moment, als ich mich setze, steht der Chef auf. „ Also da wir ja nun alle vollzählig sind, können wir beginnen. Ich seid genau wie die andere Gruppe in der letzen Woche euren Pflichten nachgekommen. Es sind auch keine weiteren Drohungen aufgetaucht. Bevor ich euch mitteile, was ich mit den anderen besprochen habe, würde ich jedoch gerne eure ungefilterte Meinung zu dem aktuellen Sachverhalt hören."
Ich ergreife als erster das Wort : „Insgesamt ist mir in der Begleitung von meinem Schützling Hinata Shoyo nichts Verdächtiges aufgefallen.  Jedoch habe ich eine Vermutung. Es sind bis jetzt immer nur kleine Dinge geschehen. Natürlich besorgniserregend genug, sodass wir einschreiten mussten, jedoch nur Taten die hauptsächlich von kleinen Personengruppen bzw. einer einzelnen ausgeführt werden. Aus diesem Grund können sie auch viel unauffälliger, aber eben auch gefährlicher agieren. Meines Erachtens nach ist es momentan von großer Bedeutung weiteren die einzelnen Spieler zu schützen." ich beende meine sachliche Stellungnahme und setze mich wieder.
Der Chef streicht sich daraufhin langsam über seine Bartstoppeln. Weil offensichtlich niemand anderes etwas zu sagen hat, ergreift er wieder das Wort: „Kageyama sie wissen, dass ich sie und ihre Ansichten sehr schätze. Gruppe 1 und ich sind jedoch der Meinung, dass die gesuchten Täter eine viel größere Gruppe mit anderen Absichten, als die die ihnen momentan vorschweben sind. Wir machen hier noch eine Abstimmung um zu einem endgültigen Ergebnis zu kommen, aber meiner persönlichen Meinung nach ist das überflüssig. Wenn wir zu dem vermuteten Ergebnis kommen, würde ich sie bitten darauf direkt ihre Sachen zu packen."
Ich weiß, dass er das nicht böswillig gesagt hat, wie es im ersten Moment bei mir ankommt, aber das was ich weiß und das was ich fühle unterscheidet sich bei mir bekanntlich ja ziemlich. Ich versuche meine Wut noch etwas in Zaun zu halten und die Abstimmung abzuwarten.
Vielleicht sind nicht alle so verblendet....
1 Stimme gegen 9 inklusive der Chef -die ganze Abteilung ist einer anderen Meinung als ich.
Nachdem die Hände wieder runter gegangen sind, springe ich auf : „Wir können jetzt nicht aufhören. Wir sind zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen und würden die Situation lediglich verschlimmern, wenn wir jetzt abrücken. Hat sich bis jetzt niemand gefragt warum in der Zeit wo wir hier sind keine Drohungen gekommen sind ? Er oder sie weiß genau was los ist. Außerdem ist mit dem Manager des Teams eine Vereinbarung über 2 Monate abgesprochen. Das nach einer Woche noch keine Ergebnisse vorliegen ist zwar ärgerlich, aber nicht fatal."
Ich stütze mich mit beiden Armen an dem Tisch und schaue abwechselnd in die Gesichter meiner Kollegen und dem des Cheffes. Keiner sagt etwas. Diese Ausbrüche sind nicht ungewöhnlich bei mir. Es ist normal für mich geworden, dass niemand meinen Gedankengängen folgen kann und ich dann am Ende allein auf dem Feld stehe. Im Gegensatz zu meinem Volleyballteam in der Mittelschule steht diese Firma über ihr. Sie müssen sich nicht mit mir und meinen Launen auseinandersetzen. Ich verlasse den Raum. Ich lockere meine Krawatte auf dem Weg zum Fahrstuhl. es wundert mich, dass es mich nur einen kurzen Moment beschäftigt hat, dass ich mit diesem Entschluss keine Ausrede mehr habe mich ständig in Hinatas Nähe aufzuhalten.
Scheint so als würde mir meine Arbeit doch mal etwas bedeutet.
Ich stoße ein ironisches Seufzen aus. Das wars dann wohl. Ich habs schonmal ohne ihn geschafft, das wird mir auch diesmal gelingen.
Wem mache ich eigentlich was vor ?
Ich koche vor Wut.
Früher habe ich mich mit extremen Trainingsstunden wieder in den Griff bekommen, was ich heute aber vergessen kann, wenn ich die Verletzung nicht noch verschlimmern will.
Ich verschränke frustriert die Arme hinter dem Kopf und laufe im Aufzug auf und ab.
Verdammt, ich muss hier so schell es geht weg!
Sobald ich in meiner Etage angekommen stürme ich praktisch mit riesigen Schritten auf das Zimmer zu. Die Tür ist nicht einmal abgeschlossen.
Das ist jetzt nicht war.
Ich lege den Kopf in den Nacken und stoße ein lautes Lachen aus. Dieser Idiot kann nicht mal seine Tür vernünftige abschließen. Jetzt soll er wo Gefahr im Verzug ist, vollständig allein auf sich gestellt sein.
Ich werde noch wahnsinnig.
Nur verschwommen nehme ich war, dass Hinata es sich auf seinem Bett mit seinem Smartphone bequem gemacht hat. Ich rausche direkt an ihm vorbei.
In meinem Zimmer schmeiße mich meine Sachen in die Tasche. Es dauert keine 5 Minuten bis ich meinem kompletten Kram zusammen habe. Mit der Tasche um die Schulter geschwungen greife ich nach dem Türgriff.
Frische Luft wird mir jetzt sicher gut tun.
Doch bevor ich das Apartment verlassen kann, hält mich plötzlich jemand an der Schulter fest.
„Was hast du vor?" fragt er in einem ruhigen neutralen Ton.
Ich drehe mich ruckartig um und schaue Hinata an. Er erschrickt bei meinem Anblick wohl, denn er zieht sofort die Hand zurück.
Ich kann gerade keinen klaren Gedanken mehr fassen, trotzdem versuche ich mich zu beruhigen.
Ich sollte wenigstens versuchen mich anständig von ihm zu verabschieden.
„Ich oder besser gesagt die Firma arbeite nicht mehr für dein Team. Es wurde einstimmig beschlossen, dass wir nicht länger benötigt werden." gebe ich in dem selben Ton wie er zuvor von mir.
„Also wurden der oder die Täter gefasst und der Albtraum hat endlich ein Ende. Das ist schön zu hören." er atmet erleichtert aus und fängt an zu grinsen.
„Was ziehst du dann so ein Gesicht. Wir werden einfach trotzdem in Kontakt bleiben, wenn es das ist."
„Nein so ist es nicht. Wir werden nicht länger eingesetzt, weil der Chef von anderen Umständen ausgeht als zuvor, was somit seiner Meinung nach auch die Herangehensweise ändert. Ich kann nichts genaues sagen außer, dass der Täter noch frei herumläuft und ihr immer noch in Gefahr seid."
Hinata wird blass und er wendet sich von mir ab und setzt sich auf sein Bett.
Ich wusste nicht das ihm das Ganze so zusetzt. Ich folge ihm, bleibe aber mit etwas Abstand vor dem Bett stehen und schaue ihn an.
Als er meinen Blick erwidert, wende ich verärgert das Gesicht ab. „Wenn du es genau wissen willst, war ich der einzige der dagegen gestimmt hat."
Darauf erfüllt erdrückende Stille den Raum, während wir beide kurz unseren Gedanken nachhängen.
„Scheint so, als würdest du gerade mit einem äußerst scheußlichem Gefühl Bekanntschaft machen. Frustration."Ein ironisches aber auch trauriges Lächeln ziert seine Lippen.
„Jetzt weist du wie es mir damals erging" gibt er kaum merklich von sich.
„Wie meinst du das?" gebe ich genau so leise zurück. Anfangs verstehe ich wirklich nicht wovon er spricht, doch nachdem er einige Zeit geschwiegen hat, macht es Klick.
„Wie kannst du-„ ich muss ein zweites Mal ansetzen. „Wie kannst du es wagen das miteinander zu vergleichen?" wütend starre ich ihn an.
„Sie treffen eine Entscheidung die dich beeinflusst. Eine Entscheidung die du für vollkommen sinnlos hältst. Eine Entscheidung wo du dachtest, dass du wenigstens etwas Einfluss gehabt hättest." seine stimme hebt sich im letztes Satz so sehr, dass ich kurz zusammenzucke. „Tja ohne dich war ich im Karasuno Team nicht halb so gut wie mit dir. Dieser OP nach deinem Unfall nicht zuzustimmen und das obwohl ich versucht habe mit dir darüber zusprechen, das war ein riesiger Fehler. Du hast mir nicht einmal zugehört und ich weiß bis heute nicht warum du sie ausgeschlagen hast. Ich dachte immer, dass wir diesen Traum teilen würden. Ich dachte du und ich, wir-„ seine Stimme bricht und er beendet den Satz nicht. In meinem Hals sitz ein Kloß mit dem ich selbst wenn ich gewusst hätte, was ich darauf hätte antworten können, es nicht gekonnt hätte. Ich bin zu feige um zuzugeben, dass das einzige was mich damals vor der retteten OP zurück gehalten hat meine beschissende Angst war. Ich hatte gerade wieder Spaß am Leben gefunden, nachdem ich solange mit Depressionen gekämpft hatte und ich wollte ihn so schnell auch nicht wieder verlieren. Hinata und den anderen habe ich damals erzählt, dass das Schlimmste was passieren könnte eine Amputation meines Beines wäre, doch in Wirklichkeit wäre es mein Tod gewesen.
Tja im Grunde genommen war für mich das Verbot zu spielen mit dem Tod gleichzusetzen, doch Angst ist ja bekanntlich irrational.....


Hallöchen ihr Schlingel,
Ja ich weiß, dieses Kapitel war nicht so spannend, dafür hoffe ich, dass euch das nächste wieder besonders gut gefallen wird 😏
Ich hoffe ihr hattet alle schöne Ferien ;))
Eure Nao

Lang ist's her - Haikyuu/Kagehina Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt