I will know how you taste

Das Wiedersehen

Die eisige Kälte lässt mich dazu veranlassen meine Hände aneinander zu reiben und in diese meinen warmen Atem hineinzuhauchen, als ich schon Elly, Layla und Noah auf mich zukommen sehe.

Insekten fliegen gegen die warm beleuchteten Laternen und die Brücke erweckt den Anschein, als wäre sie in Vergessenheit geraten. Das rostige Geländer sieht unstabil aus und ich bezweifle, dass dieses Gerüst noch einen weiteren Winter durchhält. Dennoch ist es schön den breiten Fluss zu sehen, der sich durch das Tal schlängelt und hörbar plätschert. 

Bernard hat darauf bestanden im Wagen zu warten, bis meine Freunde eintreffen und ich habe keinerlei Einwände dagegen gehabt. Zumal es ziemlich unheimlich ist alleine unter flauem Laternenlicht auf jemanden zu warten zu müssen.

Als die Drei nur noch wenige Meter von mir entfernt sind, klopfe ich ans Fenster der Fahrerseite, um Bernard Bescheid zu geben, dass er fahren kann. Er nickt lächelnd und ich kann in seinen Augen diese Sorge erkennen, die ich auch in Katharinas Augen gesehen habe.

»Alisa! Na endlich!«, ruft Elly. Meine Freunde kommen die letzten Meter jubelnd auf mich zugerannt und umarmen mich herzlich, sodass ich fast ersticke.
»Leute ...«, warne ich luftringend, als sie schon von mir ablassen und mich von oben bis unten mustern.

»Wie geht es dir?«, Noahs dunkler Teint schimmert im lauen Licht der Laternen.
»Prima! Es könnte mir nicht besser gehen.«, lüge ich freudig, während ich innerlich dabei bin die Scherben meines Herzens, das Drake mit seinen Worten zerschlagen hat, wieder aufzusammeln.

Elly holt eine Flasche Whisky hervor. »Und sodass es dir noch besser geht, habe ich uns noch eine Flasche guten alten Whisky von meinem Vater geschnappt. So bleibt uns warm und wir heitern die Stimmung auf.«
Ich runzele grinsend die Stirn. »Du meinst wohl gestohlen. Und müsstet ihr nicht morgen wieder in die Schule?«

»Na klar, Süße. Einen Grund mehr, um zu trinken.«, singt Layla fröhlich.
Ich zucke mit den Schultern, reiße Elly die Flasche aus der Hand, öffne diese und trinke einen guten Schluck daraus. Meine Kehle brennt und ich muss husten, während alle anderen lachen.
»Was war das denn?« fragt Elly amüsiert und nimmt die Flasche wieder zu sich.
»Der Vorgeschmack auf einen guten Abend.«, sage ich lachend und wische mir die Reste des Alkohols vom Mund ab.

»Gib mal her.« Noah nimmt ein paar Schlücke und reicht sie an Layla weiter, als er sich wieder mir widmet. »Wir haben von dem Unfall mit eurem Haus gehört. Schrecklich sowas. Elly sagte, du wohnst jetzt bei Drake. Wie ist es dort so?«

Ich ziehe meine Kapuze auf, um keine nassen Haare von den herunterfallenden Schneeflocken zu bekommen. »Es ist eigentlich ganz okay.«
»Ganz okay?!« Layla gibt mir mit ihrem Ellenbogen einen hieb in die Seite. »Verarsch uns nicht. Es ist bestimmt atemberaubend. Immer wenn ich an diesem Haus vorbeilaufe, muss ich daran denken, wie schön es doch wäre ein Teil dieser einflussreichen Familie zu sein. Himmlisch.«
Layla sieht verträumt in den Himmel und hält ihre Arme zu den fallenden Schneeflocken hoch.

Ich pruste los. »Es ist tatsächlich sehr schön dort. Es gibt viele Zimmer und wenn ich mich nicht irre könnten zwei weitere Familien darin wohnen.«, lache ich. »Außerdem ist da ein Pool und die weitläufige Außenanlage, die noch auf meine Erkundung wartet. Meine Mum und ich wohnen ja erst seit wenigen Tagen dort. Jedenfalls sind Familie Greymoor sehr nett und hilfsbereit. Ich bin froh, dass sie uns bei sich aufgenommen haben.«

»Mein Dad versteht sich auch sehr gut mit den Greymoors.«, sagt Noah stolz und trinkt noch einen Schluck, ehe Elly den Alkohol an sich reißt.
»Wie ist Drake so? Erzähl uns alles, Alisa.«, höre ich Layla aufgeregt fragen.