„Warum hast du auf der Couch geschlafen?"
Ezra lehnte im Türrahmen und schaute zu mir herüber. Ich wollte ihn hier haben, ihn anfassen, nur um mich zu vergewissern, dass er hier war, aber ich verstand ihn.
„Hat nichts mit dir zu tun..."
„Ich tu mal so, als ob ich dir glaube..."
„Wirklich", platzte es aus mir heraus und ich biss nervös auf meine Unterlippe, als er näher kam.
„Sorry war nen blöder Witz." Ezra blieb vor mir stehen. Seine smaragdgrünen Augen schauten auf mich herab. „Hör auf damit..."
„Womit denn?"
„Mich so anzuschauen", grummelte ich und wich seinem Blick aus.
„Ich schau dich aber gerne an."
Ich schluckte. Das Ende seines Satzes hatte ich im Kopf: am Liebsten, wenn du nackt vor mir stehst.
„Man Ezra!"
„Meine Güte jetzt sei doch nicht so empfindlich. Es war nur ein Spruch. Aber wir müssen eine Lösung mit dem schlafen finden, ich will nicht alleine schlafen."
„Ich hatte einfach nur Alpträume und wollt dich nicht wecken..." Ich griff nach seiner Hand und zog ihn mit einer flinken Bewegung neben mich.
„Hör sofort auf damit!"
„Womit denn?"
„Das alles allein mit dir auszumachen. Weck mich nachts, rede mit mir, aber tu nicht nichts!"
Seine Worte hatten einen besorgten Unterton, der mich die Stirn runzeln ließ. Ich hatte immer alles mit mir selber ausgemacht und bisher hatte es immer gut funktioniert. Es war seltsam, auf einmal jemanden zu haben, der sich Sorgen um mich machte.
„Später..." Ich schlang meine Arme um seinen Bauch und rutschte näher an ihn. Seine Arme schlangen sich direkt im selben Moment um meine Schultern und hielten mich fest.
Es war seine Umarmung, die mir den Halt gab, und ich war ihm dafür unheimlich dankbar. Denn ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, woher ich sonst meinen Halt bekommen sollte.
„Wollen wir heute gemeinsam mit Baloo raus und vorher frühstücken?"
Es war Ezra, der die Frage in den Raum warf. Raus gehen war genauso blöd, wie alleine zu sein.
Hier drinnen könnte ich in meinen Gedanken versinken und in der Ecke hocken. Draußen könnte ich mit Baloo rumtoben, mit Ezra reden und ich bekam frische Luft. Vielleicht fanden wir durch das bisschen Normalität auch wieder zurück zu unserem altem Verhalten. Unserem lockeren Umgang. Natürlich waren die Umstände beschissen und nicht auszublenden, aber es würde helfen.
„Ich kenne da sogar einen Ort", erwiderte ich, während ich mich löste und zurück rutschte, um ihn anschauen zu können. „Aber der ist ein wenig weiter weg, dann müssen wir jetzt frühstücken."
Hoffentlich stimmte er zu. Ich wusste, wie Ezra zu solchen Aktionen stand, aber ich hoffte, dass er für mich eine Ausnahme machen würde.
„Okay..." Die Unsicherheit schwang in seiner rauen Stimme mit. Aber seine Zustimmung brachte mich zum Lächeln und ich griff nach seiner Hand, um ihn auf die Beine zu ziehen.
„Ez, da sind wir alleine und Baloo liebt diesen Ort."
„Ich sag doch gar nichts", rechtfertigte er sich und legte seine Hände an meine Seiten. Seine stechend grünen Augen schauten in meine und ich erwiderte seinen Blick. Ich schaffte es nicht meinen Blick abzuwenden, ich wollte ihn nicht abwenden.
Ich spürte die Spannung in der Luft. Es war wie Elektrizität, die sich erhitzte, mir wurde auch wärmer. Obwohl mir genau bewusst war, auf was das hinauslaufen würde, trat ich einen Schritt näher, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
„Is das gerade unser erster intensiver fast-Kuss- Moment?" Ezra schmunzelte und ließ mich nicht aus den Augen.
„Du versaust den Moment Ez..."
„Quatsch. Ich mach ihn durch meinen charmanten Humor nur unvergesslich."
Seine Antwort brachte mich zum Lächeln und als er näher trat, streckte ich ihm mein Gesicht erwartungsvoll entgegen. Die Sekunden verstrichen. Eine. Zwei. Drei. So elendig langsam, dass ich dieses nervige Tick tack im Kopf hörte. Dann trafen seine schmalen Lippen auf meine. Nach etlichen Monaten fühlte es sich endlich wieder normal an. Als wären wir nie getrennt gewesen.
Der Kuss letztens war nur ein Kuss, aber das hier übertraf alles. Ich schlang meine Hände um seinen Hals und fuhr mit einer Hand in seine Haare.
„Hey... C." Ezra lehnte sich soweit zurück, wie es in meinem Griff ging. „Wenn wir raus gehen... küssen wir aber nich und halten Händchen..."
„Willst du nicht?"
„Scheiße, ich würde gerne soviel mit dir tun, aber ich werde draußen immer panisch... richtig panisch." Ezra schloss seine Augen. Sein gesamter Körper spannte sich an und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Langsam ließ ich meine Hand an seiner Seite hinunterwandern und verharrte an seiner Taille.
„Du hast ganz schönen Scheiß erlebt... ich versteh das. Ich würde wahrscheinlich genauso reagieren..." Oder auch nicht. Ich würde wahrscheinlich wesentlich mehr rauchen oder wieder anfangen Drogen konsumieren, weil ich mit solch einem Frust nie gelernt hatte umzugehen.
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Everything hopeless [Everything 2]
RomanceNach einem schweren Schicksalsschlag kehrt Cole Monate später zu Ezra zurück. Die beiden verbindet so viel gemeinsam. Während sie gerade wieder zueinander finden und Cole jemanden an sich heranlässt droht der zweite Lockdown um Weihnachten rum. Sie...