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"Michael? Aufwachen!" Nicht die Stimme, die er erwartet hatte weckte ihn, sondern die seines Vaters, wie er nach kurzem Überlegen feststellte. Mann der tat aber auch wirklich alles um ihn zu nerven. "Du musst in die Schule!"

"Und du auf die Arbeit, warum bist du also noch da?" "Ich gehe später." Murrend drehte er sich auf die andere Seite. "Aufstehen." "Boar ja!" seine Genervtheit konnte er nicht mehr verstecken, wollte er auch nicht, sollte sein Vater ruhig wissen, dass er keinen Bock auf ihn hatte.

"Komm noch ein Tag, dann ist doch schon Wochenende!" Er stöhnte. Konnte sein Vatter nicht einfach wieder gehen? "Da bist du ja endlich!" sagte seine Mutter entnervt, als sein Vater sein Ziel schließlich doch erreicht hatte.

Wortlos ging er einfach durch zur Küche und nahm sich da ein trockenes Toastbrot. "Beeil dich jetzt, in 5 Minuten beginnt deine Stunde!" "Das ist nicht euer Problem!" keifte er. Schnellen Schrittes ging er hinüber zu Garderobe.

Das pünktlich kommen, interessierte ihn zwar nicht, aber hatte er keine Lust mehr sich was von seinen Eltern anhören zu müssen. "Zieh dir bitte eine Mütze an." hörte er noch von seinem Vater, als er das Haus gerade verlassen wollte.

"Ihr könnt mich mal!" schrie er nur und knalle die Tür hinter sich zu. "Stressiger Morgen?" fragte ihn Maurice, der gerade von hinter dem Haus angeschwebt kam. "Stressiges Leben." antwortete er nur und ging stur in die genau entgegengesetzte Richtung von seiner Schule.

"Du armes Würstchen. Wo gehst du hin, denk an die Playstation!" "Ich hab mein Zimmer abgeschlossen, komm mit ich zeigs dir." Dem Blonden blieb ja so oder so keine Wahl, weshalb er ihm den Weg entlang folgte.

Zwischen zwei Häusern führte eine enge Gasse entlang. "Was zur Hölle wird das?" Er antwortete nicht, sondern begann stattdessen eine schmale und vereiste Leiter an der Rückseite des Hauses hochzuklettern.

"Bist du lebensmüde?" "Nein, nur müde." Oben angekommen war es ruhig. Das flache, weiße Dach des Hauses schien nicht gerade dafür gedacht zu sein, dass jemand, der kein Dachdecker oder Schornsteinfeger war darauf ging, umso besser, so hatte er seine Ruhe.

"Was ist das hier?" "Ein Dach." "Ja, aber warum, wolltest du hier hin." "Ich weiß nicht, ich bin einfach gern hier. Es ist ruhig, vor allem morgens und vor allem wenn mich zu Hause niemand in Ruhe lässt." Er setzte sich hin und ließ die Beine runterbaumeln.

"Das kenne ich, ich hab auch so einen Platz, wenn mir alles zu viel wird." sagte Maurice und setzte sich neben ihn. "Zeigst du ihn mir?" Maurice verzog das Gesicht. "Ich glaube ich hab nicht so viel Lust mir da selbst zu begegnen, das wäre sehr awkward."

Kurz schaute er ihn an, dann seufzte er. "Nein, du willst nur nicht, dass ich dich da sehe." meinte er. Wieder trat Stille ein. "Ich.....ich denke nur, dass ich überfordert wäre dich dort zu sehen." Micha runzelte die Stirn.

"Warum solltest du? Du kennst mich doch nicht." "Nein, ich sagte du kennst mich nicht, nie andersrum." Wieder trat dieses lange Schweigen ein. Warum kannte er ihn aber nicht andersrum? Andererseits vielleicht hatte er ihn ja mal gekannt und vergessen?

Nach einer gefühlten Ewigkeit stand er auf. "Vielleicht sind sie ja mittlerweile weg." antwortete er auf Maurices fragenden Blick hin. Leider war dem jedoch nicht so, wie er feststellen musste, als in dem Moment in dem er in die Einfahrt lief seine Mutter aus eben dieser raus kam.

"Gehts noch Michael warum bist du nicht in der Schule?!" "Kein Bock, was für eine überflüssige Frage!" "Ich erwarte nun wirklich nicht viel, aber zumindest, dass ich mich darauf verlassen kann, dass du zur Schule gehst, wenn ich nicht da bin!"

"Sorry ist zu viel verlangt." antwortete er nur stumpf und wollte an ihr vorbei ins Haus gehen. "So gehst du nicht mit uns um hast du verstanden?" "Gott, hast du heute Morgen schonmal was anderes gemacht als rumzuschreien?"

"Hast du mir denn einen Grund dafür gegeben? Das ist auch für mich ein Morgen und ich werde ja schon behaupten können, dass ich heute ein bisschen mehr leisten muss als du!" "Zwingt dich jemand dazu?"

Fassungslos schaute sie ihn an. "Du hast jeden Tag was zu essen, genug Taschengeld für deine Spielesammlung, du bist fast erwachsen und machst nichts als den ganzen Tag rumhängen und du glaubst niemand zwingt mich dazu? Ich und dein Vater könnten alleine leben, ohne dass er Firmenchef wäre und ohne dass ich einen übermäßig schweren Job hätte. Derjenige, der mich dazu zwingt bist du, und hab ich jemals etwas unmenschliches dafür verlangt? Hab ich dir jemals Vorwürfe gemacht, hab ich jemals jemand anderen als meinem Chef die Schuld dafür gegeben, dass ich es hasse, was ich jeden Tag machen muss?!"

Wutentbrannt schwang sie sich in ihr Auto und wäre er nicht schnell noch beiseite gegangen, hätte sie wahrscheinlich auch kein Problem damit gehabt ihn einfach zu überfahren. Kurz schaute er ihr hinterher, dann schüttelte er mit dem Kopf und öffnete sie Haustür.

Was er beim Eintreten allerdings nicht gemerkt hatte, war, dass die Tür eine 17 auf der weißen Holzoberfläche vorwies. Dass etwas nicht stimmte, bemerkte er erst, als er nicht im Flur seines Zuhauses stand, sondern im Büro seiner Mutter, gerade war sie dabei Akten zu sortieren, da betrat ein älterer Mann den Raum.

Er sagte nicht groß Hallo, oder sonst irgendwas höfliches, im Gegenteil, fing er direkt an aufzuzählen, was die Frau am Schreibtisch alles noch machen musste und vor allem was sie alles falsch gemacht hat. Der Mann ging und auch seine Mutter erhob sich kurz darauf von ihrem Stuhl.

Durch die Tür mit dem Namensschild "Rankl" gelangte sie direkt in das Wohnzimmer des Hauses. Nur kurz nahm sie sich Zeit ihre Jacke loszuwerden, dann schaute sie der Reihe nach erst in sein und dann in Timos Zimmer. Beide redeten nicht viel und so verließ sie beide Räume ziemlich schnell wieder, um sich in die Küche an den Herd zu stellen.

Das Geschehen stoppte, als wäre ein Film vorbei. Hinter ihm war die Tür, die Haustür, durch die er eben schon gegangen war. er betrat den im Gegensatz zu den ersten Tagen nun wirklich recht gemütlichen Flur, sogar ein bisschen Teppich hier und da war hinzugekommen.

Auf der Tür, die er passiert hatte stand ein Wort, welches er sich sogar schon denken konnte, aber wie Maurice oft sagte, Einsicht ist der beste Weg zur Besserung. Die Tür trug das Wort:

'Dankbarkeit'

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So, jetzt seid ihr mich erstmal wieder los, einen wunderschönen Tag euch allen!

Elli

1085 Wörter

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