Kapitel 16

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Du überlegtest, doch in deinem Kopf fandest du keinerlei Erinnerungen, wieso deine Hände verletzt waren. Es herrschte gähnende Leere. Was war passiert?
"Ich weiß es nicht mehr", sagtest du niedergeschlagen. Du fühltest dich eigenartig. Warum hattest du keine Erinnerung daran? Du fandest es sehr komisch. Dein Kopf schmerzte ein wenig. Du grifftest an deinen Schädel und massiertest  diesen.
Mikey sah dich an. Was war los mit dir? War es wegen deinem Vater? Sollte er nachfragen? Er schüttelte den Kopf. Scheinbar wolltest du nicht darüber reden, er verstand es. Ihm ging es manchmal genauso. Auch er hatte manchmal Blackouts, wie er diese Lücken nannte.

Du wolltest nicht darüber nachdenken. Es würde doch sowie nichts bringen. "Möchtest du was Essen?", fragtest du und wühltest in deiner Tasche herum. Du hattest vorhin noch paar Lebensmittel gekauft und fischtest ein Dorayaki raus. Begeistert sah er dich an. Er nahm es dankend an und setzte sich zu dir auf die Stufe. Du bissest in deine Süßigkeit und ließest den Blick schweifen.
"Tut mir leid, dass es heute nicht klappt. Ich fühle mich schlecht, dass ich dir deine Zeit gestohlen habe", sprachst du und schautest dein japanischen Kuchen an. Dir war es unangenehm. Er war zu dir nett, wollte helfen und was tatest du? Du nahmst ihm seine kostbare Zeig weg.
"Das macht nichts. Ich musste eh hier hin", erklärte er und lächelte dich an.
Du nicktest und bissest wieder ab. Irgendwie war dir dein Appetit vergangen.Seufzend packtest du dein Kuchen ein. Du hattest kein Hunger mehr.
Irgendwie würdest du gerne bei dem Blonden bleiben. Bei ihm fühltest du dich sicher.
Doch bald würde die Sonne untergehen und du musstest in dein Versteck zurück. Ob du es wieder findest? Du hofftest es sehr, denn es war windgeschützt, gemütlich und nicht leicht zu finden.
Am liebsten würdest du ihn fragen, ob du ihn begleiten könntest, aber er brauchte bestimmt kein Anhängsel. Wer braucht das schon? Wer brauchte schon dich? Niemand oder?
Du fühltest so einsam, obwohl gerade neben dir jemand saß.

"Wieso hast du so eine große Tasche dabei?", riss dich der Blonde aus deinen negativen Gedanken. Du brauchtest einen Moment um dich von diesen zu befreien und sahst ihn an.
"Ich übernachte bei einer Freundin", logst du. Du konntest ihm nicht die Wahrheit sagen.
Er nickte nur. "Ist dein Vater da?", fragte er. Du sahst ihn an. "Ja, ist er und ich halte es nicht in der Wohnung aus, seitdem er mich geschlagen hat. Ich bin froh, dass ich zur Freundin kann", erklärtest du ihm. Es fühlte sich komisch an ihn wieder anzulügen, aber es war das Beste, für dich und ihn.
"Verstehe", sprach er. Du wechseltest das Thema, denn es schmerzte ihm etwas vorzuspielen.
Ihr unterhielten euch noch über alles mögliche bis dich ein Motorengeräusch aus dem Gespräch riss. Du schautest dich um und sahst ein Motorrad, das vor euch stehen blieben. Verwirrt schautest du zu Mikey. Dieser stand auf. "Da bist du ja, Mitsuya", begrüßte der Blonde einen Jungen mit leicht lilanem Haar und einem großen schwarzen Ohrring. Er hatte zudem noch eine schwarze Uniform an. Auf dieser stand mit goldenen Schriftzeichen, Tokyo-Manji-Gang. Etwas eingeschüchtert, versteiftest du. Wieso war ein Mitglied der Toman hier? Kannten die beiden sich? Dein Blick wanderte zwischen den Beiden. Gehörte Mikey auch zu dieser Gang? Dir wurde schlecht. Zitternd standest du auf.
"Ich sollte langsam los. Die Freundin wartet bestimmt schon", sagtest du hektisch und machtest dich auf den Weg. Du fühltest dich unerwünscht, denn der Fremde sah dich merkwürdig an. Du mochtest diesen Blick nicht. Er war so verachtend gewesen.
"Wer war das?", hörtest du Mitsuya, während du dich noch verabschiedest und zügig wegliefst.
Du konntest sehen, dass der Blonde eigentlich noch was sagen wollte, aber du konntest gerade nicht noch jemand dabei haben.

Mit schnellen Schritten und wirren Gedanken suchtest du dein Versteck, was du trotz aller Befürchtungen fandest.
Es war ein vergessenes Tempelchen. Der Zugang war etwas versteckt gewesen, sodass nicht jeder hier herkommen konnte.
Erschöpft schlepptest du dich zu eins der Häuschen, schmießest deine Tasche in die Ecke und versuchtest die traditionelle Schiebetür zu schließen.
Als sie einigermaßen zu war, ließest du dich auf den Boden sinken, zogst deine Beine an dich ran, umschlangst diese und legtest deinen Kopf drauf.

Wie sollte es weiter gehen? Diese Frage stelltest du dir in letzter Zeit häufiger. Sie tauchte immer wieder auf.
Ein bestimmter Gedanke schlich sich langsam in deinen Kopf hinein. Du schütteltest ihn mehrmals ab, doch er legte sich immer wieder auf deine Schultern. Er flüsterte leise in dein Ohr, dass du dein Leben einfach beenden solltest. Aber war das das Richtige?
Du schütteltest den Kopf. Nein, das war nicht in Ordnung.
Denn Keno lag im Koma. Er kämpfte um sein Leben. Warum solltest du es nicht auch? Du schafftest es auch.

Doch was machtest du mit Mikey? Er gehörte scheinbar zu dieser Tokyo-Manji-Gang an. Deine Gedankengänge wurden wirr. Was wenn er den Befehl dazu gab deinen Bruder Krankenhausreif zu schlagen? Meinte Hanma das damit? Oder was anderes? Du blicktest auf, fasstest an deinen Kopf und kralltest dich in deine Haare.
Das durfte nicht sein. Das konntest du dir nicht vorstellen. Hat Mikey etwa selbst Hand angelegt?
Es tauchten diverse grausame Bilder auf. Wie der Blonde Keno immer wieder schlug, trat oder sonst was. Dir wurde schlecht bei den Gedanken.
Vielleicht war ja auch dieser Mitsuya mit dabei und hat geholfen? Dir tat dein Kopf weh.
"Nein, hör auf", befahlst du deinem Kopf. Doch die Bilder wurden realer. Du sahst die Fratzen der Beiden wie sie deinen Bruder auslachten, während er blutüberströmt am Boden lag.
Du sprangst auf, ranntest raus und übergabst dich.
Schweratmend knietest du dich hin. Deine Hände fingen anzuzittern. Du warst fertig. Du wolltest und konntest nicht mehr.
Was hatte das Leben noch für einen Sinn?
Doch plötzlich tauchte ein Gedanke auf, der für einen kurzen Moment für dich banal vorkam, aber im zweiten Moment Sinn ergab.

Würde es sinnvoll sein, den Täter zu suchen? Würde das dich beruhigen?

[Slave to your Mind] | Tokyo Revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt