Die ersehnte Erlösung

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Vorwort:

Diese Geschichte wird kein Happy End haben, sonst hätte ich die Warnung in der Kurzbeschreibung nicht reingeschrieben. Wer sowas nicht lesen kann, möge es bitte lassen. Allen Anderen wünsche ich viel Spaß beim Lesen.

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Er hatte seine Kleidung noch an, seine Hose, sein Hemd und die Weste über dem Hemd. Nur seinen braunen Mantel hatte er sich ausgezogen und über einen Sessel gehängt. Dazai ging ins Badezimmer, zur Badewanne. Er verschloss den Abfluss mit dem Stöpsel und ließ warmes Wasser ein. Während er der Badewanne zusah, wie sie sich langsam füllte, erinnerte er sich an seinen ersten Kuss. Dieser Abend war wundervoll. Gerne erinnerte er sich an die Zeit von damals.

Dazai und Oda saßen in ihrer Stammbar im Lupin. Es war ein Abend ohne Ango. Dieser hatte noch etwas zu erledigen und konnte daher nicht mitkommen. Der Jüngere hatte viel mehr getrunken als sonst und war gut angetrunken. Sie saßen nebeneinander auf den Barhockern und unterhielten sich angeregt. Es ging um nichts Geschäftliches, eher um belangloses. Für Dazai war es bis jetzt ein sehr schöner Abend gewesen, er genoss jedes Mal jede Minute mit seinem besten Freund. Der Jüngere freute sich, wenn er Oda allein für sich hatte. Dies gehörte zu den seltenen Momenten.

Der Kellner ließ sie für eine Weile allein in der Bar, um den Müll rauszubringen. Angetrunken wie Dazai war, nutze er diese Chance. Er wusste, dass der Kellner ein paar Minuten weg sein würde, da er auch immer die eine oder andere Zigarette rauchte, wenn er den Müll rausbrachte. „Wann hattest du eigentlich deinen ersten Kuss?" Dazais Frage kam unerwartet und erstaunte den Älteren. Es war ungewöhnlich, dass der Jüngere etwas Privates fragte. „Wie kommst du denn jetzt darauf?" Oda nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Er dachte sich bei der Frage nicht viel dabei, schließlich hatte sein Freund schon das ein oder andere Gläschen getrunken und war sichtlich angeheitert. „Komm schon. Sag es mir", quengelte Dazai. Der Ältere starrte in seinen Kaffee und dachte darüber nach, aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern und schon gar nicht, mit wem es gewesen war. Dies antwortete er dem Jüngeren auch.

„Du willst es mir einfach nur nicht sagen." War alles, was Dazai daraufhin antwortete. Er rückte mit seinem Barhocker näher an Oda heran. Ihre Arme berührten sich, so nah waren sie sich. „Hm", gab Oda nur von sich. „Und wann war deiner?" Der Ältere wusste, dass sein bester Freund nicht einfach so, so eine Frage in den Raum werfen würde, weswegen er beschloss, auf das Spiel einzusteigen. Dazai drehte sich, mitsamt des Barhockers zu Oda und betrachtete ihn lange, bevor er antwortete. Der Jüngere setzte sein typisches Grinsen auf. „Ich hatte meinen ersten Kuss noch gar nicht." Überrascht dreht sich auch Oda zu Dazai und schaute ihn an. Er wollte etwas sagen, aber tat es nicht. Den Blick in den Augen des Jüngeren konnte er nicht deuten, aber er fesselte den Älteren.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hob Dazai seine rechte Hand und strich langsam eine Strähne von Odas Haaren zurück. Dieser konnte gar nicht wirklich reagieren, immer noch war er von dem Ausdruck in den Augen des Jüngeren gefesselt. Die Finger des Jüngeren strichen sanft über seine Wange. Oda konnte nicht leugnen, dass ihm diese Berührungen gefielen, kurz schloss er seine Augen. Dies war der Moment, in dem Dazai all seinen Mut zusammen nahm, seine Hand fuhr in den Nacken des Älteren. Er zog ihn sanft, aber bestimmend zu sich hinunter und legte seine Lippen etwas unbeholfen auf die von Oda.

Der Ältere riss überrascht die Augen auf und sah in das entspannte Gesicht seines besten Freundes. Dieser hatte die Augen geschlossen. Er rollte immer wieder seine Lippen auf die des Älteren ab, ohne, dass dieser den Kuss erwiderte. Zu überrascht war Oda gewesen. Er konnte aber auch nicht leugnen, dass er den Jüngeren gerne zurückküssen wollte und so ließ er sich an diesem Abend für einen kurzen Moment fallen. Der Ältere fuhr mit einer Hand in die braunen Haare des Jüngeren und krallte sich dort sanft fest. Oda begann langsam den Kuss zu erwidern, was den Jüngeren zum Seufzen brachte. Der Ältere nutzte dies, um mit seiner Zunge gegen die von Dazai zu tippen und diese zu umspielen. Er wollte den Jüngeren zum Mitmachen animieren, was dieser auch tat. Es war ein sanfter, intensiver Kuss. Aber er endete viel zu schnell. Kurz bevor der Kellner zurückkam, lösten sie sich voneinander und taten so als wäre nichts gewesen.

An diesem Abend begann ihre geheime Beziehung. Sogar vor Ango hielten sie ihre Beziehung geheim. Die Badewanne hatte sich mittlerweile fast komplett mit dem warmen Wasser gefüllt. Dazai drehte den Wasserhahn ab und richtete sich langsam auf. Er zog auch seine Weste aus und stieg mit der restlichen Kleidung in die Badewanne. Das warme Wasser tat gut. Lange starrte er nur seine Beine an und beobachtete seine Kleidung unter dem Wasser. Erst nach ein paar Minuten löste er langsam die Verbände an seinen Armen. Achtlos ließ er den weißen Stoff in das Wasser gleiten. Eine Weile starrte er seine Handgelenke und die Narben, die sich hier befanden, an. Er war schon öfters so weit gegangen, hatte es dann aber nie richtig durchgezogen. Jedes Mal waren die Schnitte nicht tief genug. Er blutete zwar stark, aber es reichte nicht, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Aber nicht heute, heute würde er diesen letzten Weg gehen.

Die hellen Sonnenstrahlen weckten Dazai auf. Er merkte sofort, dass er nicht in seinem Bett lag. Langsam kamen die Erinnerung an die letzte Nacht zurück. Seine Wangen fingen plötzlich zu glühen an, als er sich erinnerte, was Oda und er die letzte Nacht getan hatten. Ihre Beziehung lief jetzt schon einige Wochen, aber diesen einen Schritt sind sie lange nicht gegangen. Der Jüngere kuschelte sich näher an seinen Partner. Dieser war noch fest am Schlafen, legte aber seinen Arm um Dazai, als sich dieser an ihn gekuschelt hatte. Der Kopf des Jüngeren ruhte auf der Brust von Oda, welche sich regelmäßig hob und senkte. Da der Jüngere nicht mehr einschlafen konnte, ließ er seine Finger über den Oberkörper seines Partners gleiten. Mit den Fingerspitzen zog er langsame Kreise und erkundete so den Oberkörper des unten liegenden. Diese Gelegenheit hatte er in der letzten Nacht. Ein roter Schimmer zierten seine Wangen, als er sich genauer an ihr erstes Mal erinnerte.

„Wieso schläfst du nicht mehr?" Oda zog den Jüngeren noch näher an sich und strich ihm sanft über den Rücken. „Die Sonne hat mich geweckt." Mehr Worte waren nicht mehr notwendig. Sie sprachen selten über ihre Gefühle, oder darüber, was ihre Beziehung bedeutete. Seit dem Abend ihres ersten Kusses, war für beide klar, dass es nichts Einmaliges war. Sie trafen sich immer öfter allein und intensivierten ihre Beziehung. Wochen waren dieser Abend jetzt schon her, aber Oda wollte nichts überstürzen und setzte so ihr langsames Tempo an. Ango dürfte bis jetzt auch noch nichts mitbekommen haben, aber der hat auch immer viel zu tun. Erst nach einer weiteren Stunde der Zweisamkeit lösten sie sich voneinander und gingen ihren Tätigkeiten nach.

Dazai seufzte einmal leise. Mit leicht zittrigen Händen, aber fest entschlossen, nahm er sich die Rasierklinge, welche er vorher am Rande der Badewanne hingelegt hatte. Er ließ sie ein paar mal durch die Finger gleiten und sah die scharfen Seiten genau an. Es würde schmerzhaft werden, das wusste er. Aber dieser körperliche Schmerz war nichts im Vergleich zu dem seelischen, den er schon so lange empfand, seit diesem verfluchten Tag. Den Tag, an dem Mori seinen Partner wissentlich in den Tod hat gehen lassen.

„Sei auf der Seite, die Menschen rettet. Werde ein guter Mann." Diese Worte hallten immer wieder in Dazais Kopf, als er an Odas Grab stand. Er hatte seinen besten Freund, Geliebten und Partner verloren. Der Schmerz, den Dazai empfand, war fast unerträglich. Aber er würde die Worte seines Freundes in Ehren halten und versuchen, den Schwachen zu helfen. Dies war sein letzter Tag bei der Mafia, er würde ihr noch heute Abend den Rücken kehren und nie wieder zurückkehren. Er hasste Mori und Ango nicht für das, was sie getan hatten und was zu diesen Ereignissen führte, aber verzeihen würde er ihnen nie. Während er den Friedhof verließ, schmiss er den Mantel, den ihm Mori damals geschenkt hatte, weg.

Dazai setzte die Rasierklinge zuerst an seinem linken Handgelenk an, er konnte die wichtige Ader ganz deutlich unter der Haut erkennen. Er atmete noch einmal tief ein. „Ich liebe dich, Oda!", sagte er in dem Moment, als er den Schnitt machte. Dieses Mal war er tief genug, das wusste er sofort. Das Blut floss sofort und schnell an seinem Handgelenk entlang, ins Wasser der Badewanne. Dieses färbte sich immer mehr Rot. Aber das war noch nicht genug. Dazai wollte dieses Mal auf Nummer sicher gehen und so nahm er die Rasierklinge in die linke Hand und führte auch am rechten Handgelenk einen tiefen Schnitt aus. Es tat weh, aber Dazai wusste, dass es bald vorbei sein würde. Er spürte bereits, wie das Leben langsam aus ihm wich. So lange hatte er sich nach diesem Moment gesehnt und jetzt war er endlich gekommen.

Mit der Klinge in der Hand ließ Dazai seine Hände in das Wasser gleiten und starrte einfach nur die Decke des Badezimmers an. Er war nicht einmal nervös oder hatte Angst, während immer mehr Blut seinen Körper verließ. Dazai schloss die Augen und wartete auf den süßen Tod, er hieß ihn nun endlich willkommen. Er merkte wie seine Atmung immer flacher wurde und es gleich vorbei sein würde. Endlich konnte er dahin gehen, wo sein Geliebter jetzt auch war. Der Braunhaarige tat einen letzten Atemzug, dann war es vorbei. Dazai hatte seinem Leben ein Ende gesetzt.

–Ende–

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