☆ River ☆
Nachdem das Feuer im Kamin brannte, zog ich mich in den Keller zurück. Neben dem Haushaltsraum gibt es ein kleines Kämmerlein, in dem ein Boxsack hängt. Den haben Dad und ich vor etwa zehn Jahren aufhängen lassen, um uns all die Kalorien der ganzen weihnachtlichen Leckereien abzutrainieren und keinen Speck anzusetzen. Inzwischen sind auch noch ein paar Hanteln in unterschiedlichen Größen sowie Kettlebells hinzugekommen. Eine Runde Boxen ist jetzt genau das Richtige, um Dampf abzulassen und die Schuldgefühle im Zaum zu halten.Ich ziehe rasch den Pullover aus und die Handschuhe an, um mich dann mit ein paar Schattenboxübungen aufzuwärmen, ehe ich damit beginne den schwarzen Sack mit kräftigen Schlägen zu bearbeiten. Nach einiger Zeit gehe ich auch zu Kicks über.
Noch immer kann ich es nicht fassen, dass so eine lapidar dahin geworfene dumme Äußerung als Jugendlicher, Dakotas Leben so nachhaltig - und offensichtlich auch negativ - beeinflusst hat. Warum zum Teufel hat mir Raven nie etwas davon gesagt? Wir haben doch sonst keine Geheimnisse voreinander und reden immer offen und ehrlich über alles. Anscheinend war das auch der eigentliche Grund, warum sie mich vorhin angerufen und gebeten hat, Dakota in Ruhe zu lassen.
Verdammt!
Bereits der erste Abend geht ordentlich den Bach runter. Wie soll es jetzt in den nächsten zwei Wochen weitergehen? Und viel wichtiger: wie soll ich mich jetzt Dakota gegenüber verhalten? Wir können doch nicht umeinander herumschleichen, als wäre nichts gewesen. Dank dieses beschissenen Schneesturms, der augenscheinlich bereits begonnen hat, wenn ich nach den immer dicker werdenden Flocken gehe, die munter vom Himmel fallen, dann kann ich sie nicht mal zu einem Entschuldigungsessen einladen.
Du könntest auch selbst etwas kochen, du Idiot, schlägt die Stimme in meinem Kopf vor und ich gebe dem Boxsack einen noch kräftigeren Schlag, als ich mir vorstelle, dass ich so die Nervensäge zum Schweigen bringe.
Klar kann ich mich auch selbst an den Herd stellen, aber wer bitte will das essen? Meine Kochkünste beschränken sich auf die einfachsten Dinge. Mit einem Omelette und Toast oder einem Salat lässt sich Dakota garantiert nicht beeindrucken. Selbst wenn ich im Netz nach einem Rezept suchen würde, dann bezweifele ich, dass wir die dazu benötigten Zutaten momentan im Haus haben und ein weiterer Shoppingtrip fällt flach.
Mich als Putzkraft für die nächsten beiden Wochen anzubieten kommt auch nicht Frage, denn das wäre einfach nur billig und plump.
Scheiße, scheiße, scheiße!
Ich lege noch mehr Kraft in meine Schläge und bearbeite den Boxsack, als ginge es um mein Leben. Der Schweiß rinnt mir an den Schläfen hinunter und ich wische ihn notdürftig mit dem Shirt ab, was nicht ganz einfach ist, wenn man klobige Boxhandschuhe trägt.
Nach einer weiteren Runde Boxen und Treten öffne ich den Klettverschluss am rechten Handschuh mit den Zähnen und streife ihn mir ab. Kurz bewege ich die einzelnen Finger, dann befreie ich auch die zweite Hand. Seufzend ziehe ich mir das Shirt über den Kopf und wische damit über mein Gesicht, den Nacken und schließlich die Brust. Wie ein Marathonläufer nach dem Zieleinlauf hechele ich und starre auf den Boden, ohne wirklich etwas zu sehen.
Als es an der Tür klopft, wende ich mich überrascht um. »Ja?«
Die Tür wird geöffnet und Dakota steckt ihren Kopf ins Zimmer. Mein Anblick scheint sie kurz zu überraschen, denn sie räuspert sich und ihre Wangen färben sich rot.
»Ich wollte nicht stören«, entschuldigt sie sich und will die Tür schon wieder schließen, als ich mich wie ein Blitz durch den kleinen Raum bewege und sie aufhalte.
»Du störst nicht. Was gibt es denn?« Ich ziehe die Tür komplett auf und umfasse den Rahmen mit einer Hand, baue mich regelrecht vor ihr auf. Halbnackt und verschwitzt. Wenn das keinen Eindruck macht.
»Ich ... also ...«, stammelt sie und lässt ihren Blick langsam über meinen Oberkörper gleiten. Ihre Zähne graben sich in die Unterlippe und ich unterdrücke ein Stöhnen.
Unter ihrem Blick werde ich augenblicklich hart.
Was zur Hölle ist denn jetzt los? Warum erregt es mich, dass sie mich so unverhohlen interessiert mustert? Das hier ist Dakota, eine Frau, in deren Gegenwart ich noch nie geil geworden bin. Was ist jetzt anders?
»Ich habe Pizza gemacht«, erklärt sie und hebt den Blick wieder, um mir ins Gesicht sehen zu können, »und wollte fragen, ob du mitessen möchtest?«
Sie lädt mich zum Abendessen ein? Nach dem Desaster vorhin?
Wow! Chapeau!
Damit beweist sie definitiv Größe.
Irgendwie fühle ich mich auch geehrt. In meiner Kehle bildet sich ein fetter Klos, den ich nur mühsam herunterschlucken kann.
»Das ... würde ich ... wirklich gern«, antworte ich ebenso stammelnd. »Macht es dir etwas aus, wenn ich vorher kurz unter die Dusche springe? Ich möchte nur ungern beim Essen wie ein verwesender Büffel stinken.«
Sie kichert und nickt. »Klar, kein Problem. Ich bin oben in der Küche.« Mit diesen Worten dreht sie sich um und geht zurück zur Treppe, um wieder nach oben zu steigen.
Ich stehe wie angewurzelt da und beobachte jeden Schritt von ihr. Nein, falsch. Ich bewundere den Schwung ihrer Hüften, die sich bei jedem Schritt sanft hin und her wiegen. Selbst in diesen flachen Hauspuschen bewegt sie sich wie eine verfluchte Verführerin. Und dann dieser Hintern. Meine Güte! Seit wann hat sie so einen prächtigen Arsch? Den möchte ich mal so richtig durchkneten.
Kopfschüttelnd drehe ich mich um und gehe zurück in den Raum, um meinen Pullover und das von Schweiß durchtränke Shirt zu holen.
Denk nicht mal daran. Dakota hasst mich. Sie würde mich sicher nicht mal mit der Kneifzange anfassen, wenn ich der letzte Mann auf Erden wäre.
Warum stört mich dieser Gedanke? Bisher habe ich nie auch nur einen zweiten Gedanken an sie verschwendet. Was hat sich in der letzten Stunde verändert? Hat sich etwa das Raum-Zeit-Kontinuum verschoben?
So schnell mich meine Beine tragen, sprinte ich die Treppe nach oben und eile in mein Zimmer, wo ich mir in Rekordgeschwindigkeit die restlichen Klamotten vom Körper schäle, nur um keine unnötige Zeit zu verschwenden. Mich schon auf das ein oder andere Stück Pizza - und die Gesellschaft einer wunderschönen Frau - freuend, stelle ich mich unter die Dusche und schrubbe mir all den Alltagsmief und Schweiß vom Körper.
☆°~♡~°☆
Jetzt plötzlich nimmt er Dakota also als attraktive Frau war?! Hatte er vorher Tomaten auf den Augen?? 🙈🍅
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er sich in den nächsten Tagen noch öfter in dem kleinen Kämmerlein aufhalten wird. 🤭
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Snowed In With The Sin
Short StoryDakota ist nach Aspen gekommen, um die Feiertage in aller Ruhe zu genießen und das vergangene Jahr mit all dem Stress und den herben Verlusten zu verarbeiten. Doch kaum ist sie nach einem grauenvollen Flug in dem Skiort angekommen, da erfährt sie, d...