Kapitel 81.

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Jungkook

Nachdem Seokjin kurz gegangen war, damit ich mich ausziehen und auf ein Podest stellen konnte, hörte ich nach kurzer Zeit, wie er erst klopfte, um sich anzukündigen und dann herein zu kommen. Nur um einen Moment lang einfach nur da zu stehen und mich anzusehen. Er tat nicht mehr als das. Während ich, noch etwas unsicher auf dem Podest stand und versuchte, die etwas intimeren Stellen meines Körpers mit dem seidenen, weißen Tuch zu bedecken, welches ich von Seokjin bekommen hatte, tat dieser nichts anderes, außer mich einfach nur anzusehen. Übel nehmen könnte ich es ihm ganz sicher nicht.

Es wunderte mich, dass Namjoon in Ordnung damit war, dass der Mann vor mir seinen Beruf weiterhin so ausübte. Alleine der Gedanke daran, dass Taehyung jemand anderen so ansah, wie er mich ansah, löste ein komisches, unangenehmes Gefühl in mir aus, wenn nicht sogar leichte Eifersucht. Aber das, was in der Beziehung oder nicht Beziehung von meinem Bruder und Seokjin stattfand, ging nur die beiden etwas an. Auch wenn ich definitiv noch einmal mit meinem Bruder reden wollte, sobald ich die Chance dazu bekam. Da dieser gerade sehr eingebunden in seine Arbeit war und ich in die Uni und Taehyung... Dauerte es wohl noch ein wenig, bis ich meinen Bruder wieder sehen würde.

"Tut mir leid ich... Wollte dich nicht so anstarren. Vorallem weil ich weiß... Was zwischen Taehyung und dir läuft" erklärte Seokjin, doch ich konnte nur seufzen. Ja, ich liebte Taehyung. Viel mehr, als gut für mich war aber ich hätte von Anfang an wissen sollen, was für Konsequenzen diese aufregende Beziehung für mich haben könnte. Diese Erfahrung, mit einem so unglaublichen Mann all diese Dinge zu tun und zu erleben, mich ihm hinzugeben und ihn meinen Körper auf eine Weise berühren lassen, die so viel intimer und leidenschaftlicher war, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.

Es war so überwältigend und schon nach unserem ersten Mal hätte mir auffallen sollen, wie schnell ich zu tief für diesen Mann fallen würde.

"Wir haben... Keine Beziehung, Seokjin." murmelte ich jedoch und holte einmal tief Luft, um somit irgendwie etwas mehr Mut zu bekommen, denn ich würde jetzt eine Weile so stehen müssen, halb nackt vor einem Mann, der mich mit einem so faszinieren, überraschten und leicht verführerisch ansah, auf eine eher sanfte und vorsichtige Art. Denn Seokjin wollte wohl tatsächlich nicht, dass ich mich, nur aufgrund seiner Faszination unwohl fühlte. Um ehrlich zu sein aber... Löste es etwas komisches in mir aus. Bei Taehyung war es etwas anderes, sein Blick ließ alles in mir Kribbeln und mehr wollen. Ihn berühren, dass er mich berührte, aber auch gerade fühlte ich mich begehrenswert und fast schon etwas überwältigt von all der Aufmerksamkeit und den Blicken, die ich in den letzten Tagen bekommen hatte.

Von verschiedenen Männern, von denen manche nur das Ziel hatten, mit mir im Bett zu landen und andere tatsächlich auch mehr von mir wollten, als bloß meine Schönheit für einen Abend zu genießen. Das, was eigentlich Taehyungs Ziel gewesen war, bis sich ein wenig... In unserer Beziehung geändert hatte, aus der er anfangs jegliche Gefühle raushalten zu versuchte, bis wir beide dem anderen, vollkommen verfallen waren. Und es auch gar keinen Sinn mehr machte zu versuchen, diesem Verlangen nach dem anderen zu entkommen.

"Und trotzdem sieht jeder Blinde, dass da mehr zwischen euch ist, Jungkook. Ich habe... Taehyung noch nie so gesehen, wie er momentan bei dir ist." seufzte er und setzte sich vor seine weiße Leinwand, als würde er eher mit sich selbst, als mit mir reden. Verständlicherweise. Denn anscheinend konnte er seinen besten Freund noch ein wenig besser durchschauen, als ich selbst. Und dennoch... Wollte ich mir nicht all zu große Hoffnungen machen und so naiv sein zu glauben, doch eine Chance mit diesem Mann zu haben. Mit diesem Mann, der mich so unglaublich begehrenswert und geliebt fühlen ließ.

Am Ende würde es mich nurnoch mehr verletzen, wenn er doch aufgrund von Gerüchten oder ähnlichem sich dazu entschied, mich schneller als gedacht aus seinem Leben zu streichen. Seine Angst... Vor der Reaktion anderer war mir sehr wohl bewusst. Und ich konnte es überaus gut nachvollziehen, ich selbst hatte eigentlich nicht einmal vor, mich vor meinen Eltern, jemals zu outen, oder jemals meine Sexualität auszuleben, bis ich heraus finden durfte, wie gut und frei es sich anfühlte.

Jedoch schob ich diese Gedanken erst einmal bei Seite. Denn das hier sollte ein Geschenk für einen so unbeschreiblichen Mann sein und ihm auch gefallen, sodass ich mich etwas zusammen reißen und wohler fühlen sollte. An das Ende unserer Beziehung zu denken, passte da dann eher weniger hinein, weswegen ich ein Mal tief Luft holte und dem Maler vor mir zusah.

"Aber... Wir sollten anfangen, nur können wir das definitiv nicht, wenn du so da stehst. Du hast sicher andere, schöne Posen gelernt, mh? Und das letzte was ich will, ist, dass du dich unwohl fühlst. Also tue das, indem du dich gut fühlst, gut?" erklärte er mir, doch um ehrlich zu sein verschwand diese leichte Unsicherheit nicht ganz so einfach, wie ich das gerne hätte. Vor Taehyung selbst nackt zu sein, war etwas anderes, als von jemand anderem, halb nackt, bloß mit einem seidenen Tuch vor dem Körper, gezeichnet zu werden. Auf der anderen Seite aber... War es irgendwie heiß. Es sorgte dafür, dass sich eine unglaubliche Wärme in meinem Körper ausbreitete und ich kaum in Worte fassen konnte, wie sich dieses Gefühl anfühlte.

Etwas aufregendes, etwas neues, auf das ich mich einfach einlassen musste, um diesen Moment vollkommen zu genießen und dem Maler vor mir eine Ausstrahlung von Selbstbewusstsein und Sexappeal zu bieten, damit er genau das aufs Papier bringen könnte.

"Ich... Gebe mein bestes, Seokjin" meinte ich, klang dabei immernoch etwas nervös und atmete erneut ein und aus, ehe ich eine einigermaßen angenehme Pose fand, die ich glaubte, meinem Körper zu schmeicheln und nahm die Tipps an, die mir der Ältere vor seiner Leinwand gab. Auf welche Art ich meine Hände behalten sollte, wie ich meinen Kopf drehen oder etwas seitlich legen könnte, um etwas eleganter auszusehen und er es ein wenig besser zeichnen konnte. So lange, bis wir die perfekte Pose gefunden hatten und ich nichts mehr anderes tun musste als da zu stehen und dieses brennen in meinem Körper zu ignorieren, sobald Seokjin zu mir aufsah.

Ich wollte nichts von ihm, dennoch war es komisch, so entblößt vor jemandem zu sein, für den ich nicht das fühlte, wie für jemand anderen. Obwohl es gerade einmal für ein Bild war und auch Seokjin kein einziges Mal versuchte, weiter zu gehen, oder mit mir flirtete, ganz im Gegenteil, die ganze Zeit über, die sich teilweise anfühlte wie eine Ewigkeit, da ich still da stehen musste, blieb er professionell, auch wenn es ihm wohl nicht ganz einfach fiel. Laut ihm war ich genau sein Typ und das mit meinem Bruder noch zu frisch und unsicher, außerdem konnte er auch in einer Beziehung jemanden attraktiv finden.

Jedoch war er tatsächlich, nach ungefähr drei Stunden, in denen ich auf dem Podest stand und ehrlich glaubte, meinen Körper gleich nicht mehr zu spüren, fertig mit seinem Kunstwerk und rief mich zu sich, bloß mit einer Handbewegung. Also nahm ich das Tuch, wickelte es um meinen Körper und tapste zu dem Mann und der Leinwand, um mir das Kunstwerk ansehen zu können. Und ich hatte definitiv recht gehabt. Seokjin war unglaublich begabt und dieses Bild von mir... Meiner Meinung nach eines der schönsten, welches ich von ihm gesehen hatte. Nicht, da ich darauf war, sondern eher, da er es auf eine wunderschöne Weise gezeichnet hatte.

"Du bist ehrlich... Ein Meisterwerk, Jungkook." hauchte er am Ende fast schon ein wenig verträumt und starrte dabei sein eigenes Meisterwerk an, welches ich noch verpacken und vor dem anderen Mann, für den es gedacht war, verstecken musste, da er es erst morgen früh, im Studio auspacken sollte. Einen Kuchen hatte ich schon bestellt und da sowieso kaum jemand an Stylisten da war, da Taehyung alles selbst tat, war es auch kein Problem, ihm dort mein Geschenk zu überreichen.

"Danke... Fürs zeichnen. Es sieht wirklich... Unglaublich aus" bedankte ich mich und sah zu dem Mann neben mir, welcher nur zufrieden schmunzelte.

"Kein Problem. Geht... Auf mich, immerhin ist es für einen guten Freund von mir"

~

Oh how I would sell my soul for that picture

Forbidden Lust // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt