Die Königin, seine Mutter lag regungslos auf dem Boden. Ihr Körper wirkte erschreckend steif und ihr Gesicht bleich. Die Augen hatte sie weit aufgerissen. In der ersten Sekunde war Thor wie erstarrt, bevor er in der nächsten Sekunde auf dem Boden neben seiner Mutter kniete. Die Bewegungen, die er in den Bruchteilen der verstrichenen Sekunde gemacht hatte, waren kaum zu erfassen gewesen. Rasch schloss er ihre Lider mit seinen zitternden Fingern. Still beobachtete Sylvie die Szene aus einer gewissen Entfernung. Sie ahnte bereits, was hier geschehen war. Es zog ihr den Magen zusammen, als sie daran dachte.
Wie weit er wohl noch bereit war zu gehen?
,,Er hat es sich genommen ... Ihr Blut gewaltsam genommen, weil sie es ihm nicht geben wollte."
Thors Stimme war wie Donner. Zaghaft trat Sylvie näher, um ihre Hand auf seine Schulter zu legen. Der Impuls Loki für das, was er getan hatte zu verteidigen überkam sie.
,,Er wollte sie nicht verletzen. Er liebt sie."
Blitze zuckten in Thors Händen, sodass sich sein gesamter Körper elektrisch auflud, das brachte sie dazu die Hand zurückzuziehen. Ihre Finger kribbelten ein wenig. Die Luft im Raum war elektrisch aufgeladen. Es war sein blinder Zorn, der das erzeugte.
,,Das entschuldigt rein gar nichts."
Den Bruchteil einer Sekunde blieb es still, bevor er sie förmlich mit seinem Blick durchbohrte. Es war so, als würde ihre Haut in Flammen stehen, so intensiv war sein Blick. Ihr Atem stockte, und ihr Herz trommelte gegen ihre Rippen.
,,Du weißt, was das bedeutet."
Natürlich wusste sie das. Er hatte ihnen bewusst die Möglichkeit schwerer gemacht ihm zu folgen, denn nur Frigga kannte den Zauber. Loki verschaffte sich damit mehr als genug Zeit dem Zeithüter entgegenzutreten und zwar alleine. Keiner kam von seinem Gang in diese Dimension zurück, ohne Blut vergossen und dem Tod ins Auge geblickt zu haben. Und diejenigen, die das Glück hatten zurückzukehren, waren leider nicht mehr dieselben. Der Tod folgte und schlug überall dort zu, wo sie hinkamen. Sie standen unter dem Fluch, waren gezeichnet. Nachdem Sylvie spürte, dass Thor jedes weitere Gespräch im Keim ersticken würde, schluckte sie die Worte, die ihr auf der Zunge lagen, hinunter. Früher oder später würde sie ohnehin herausfinden, was passierte. Das Unbehagen in ihr wuchs weiter. Sie presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Es würde eine Weile dauern, bis sich die Königin von dem Gift, das sie lähmt, erholte. Die Wartezeit würde quälend werden. Sylvie ließ sich auf das Bett sinken und verschränkte die Arme vor der Brust. Wieder schweiften ihre Gedanken zu ihm. Loki befand sich in einem immer währenden Zustand des Schmerzes. Kein körperlicher Schmerz, sondern eine Qual, die tiefer reichte und sich wie messerscharfe Eissplitter anfühlten. Ungefiltert und unendlich. Er hielt sein Leid im Zaum, und sie kannte niemanden, der so etwas konnte. Nicht einmal sie.
Ihr Blick schweifte flüchtig durch das Zimmer, um an nichts Besonderem hängen zu bleiben. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus, doch sie zwang sich ruhig zu bleiben. Noch immer rührte sie sich nicht und sagte kein Wort. Das Warten ließ ihr Herz so schnell klopfen, dass Sylvie fürchtete in Ohnmacht zu fallen. Die Sekunden verstrichen zu endlosen Minuten.
,,Mein Bruder brachte die Götter immer wieder in Verlegenheit und Gefahr, auch wenn er stets listenreich eine Lösung fand."
Thors Erzählung brachte Sylvie dazu den Blick zu heben.
,,Wir müssen nicht reden."
Er ignorierte ihren Einwand und fuhr unbeirrt fort.
,,Wenn du dich auf Loki einlässt, wirst du einem ganz anderen Gott begegnen, nämlich jemanden, der treu und verlässlich ist und dessen Heiterkeit dein Leben bereichern kann."
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Lady Loki
FanficKann man einem Loki vertrauen? Sylvie und Loki begeben sich auf eine gemeinsame Reise, um die TVA zur Strecke zu bringen. Wobei beide verschiedene Interpretationen dieser Reise haben. Die Liebe braucht Mut; dem Hass reicht notfalls auch Feigheit, um...