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Mir klappte die Kinnlade hinunter genauso wie sich meine Pupillen bis aufs äußerste weiteten. Nicht nur, dass der Fahrer einen klasse Autogeschmack hatte, er sah auch noch Sean ähnlich, nur war er knapp einen halben Kopf kleiner. Seine schwarze Jeans hing ihm locker über den Hüften währenddessen sein blaukariertes Hemd offen war und blick auf sein graues Shirt spendete.

Kürbiskopf und Schwester waren schon längst von der Plattform gelaufen und geradewegs auf den Neuankömmling zu, welchen sie in eine Gruppenumarmung verwickelten. Die restlichen Anwesenden fingen an wild durcheinander zu reden, auf zu stehen und ebenfalls auf den Kerl zu zugehen. Nur die ältere Generation blieb sitzen und wartete, inklusive mir.

„Wer ist das?", fragte ich etwas aus dem Zusammenhang gerissen die Oma von Sean welche Rina hieß und bereits fünfundachtzig war. Sie lächelte mich an, strich eine ihrer grau-weißen Locken hinters Ohr und sagte, dass sei der Bruder von Chiara und Sean.

Etwas aus der Bahn geworfen richtete ich meinen Blick wieder auf die anderen welche gerade alle wieder kamen. Sie lachten, redeten und hatten Spaß, wobei ich nicht einmal wusste, dass der Kürbis einen Bruder hatte.

Braune Augen, die nicht einmal annährend so schön waren wie die von dem besten Freund meines Bruders, fielen auf mich und glänzten in einem freudigen Ton auf. Ein breites Grinsen lag auf den Lippen des Fremden welcher geradewegs auf mich zu kam und auf die Beine zog. Anschließend spürte ich muskulöse Arme die mich an eine feste Brust pressten.

In einer Art aus Schockstarre ließ ich alles über mich ergehen, ging aber nicht auf die Umarmung ein, immerhin kannte ich diesen Typen nicht und selbst wenn wäre ich nicht dazu fähig gewesen.

„Du musst dann Amanda sein.", sagte der Brünette während er sich von mir löste und mich auffällig musterte. Er warf einen Blick über die Schulter und streckte den Daumen in die Höhe, was mich nur noch mehr verwirrte.

„Kennt mich hier irgendwie jeder?", murrte ich leise vor mich hin und beobachtete weiterhin das Tun vom Fremden. Weder wusste ich, woher jeder hier meinen Namen kannte, noch wie ich mich jetzt verhalten sollte.

„Tja meine Liebe, also nur damit du es weißt, ich bin Dean und dein Traumtyp. Wenn Sean, die Flasche da drüben, also nicht in die Gänge kommt und dich endlich klar macht, meine Tür steht immer offen!", während der Bruder meines Begleiters dies lachend ausstieß glitt mein Blick zu Kürbiskopf welcher sich verlegen am Nacken kratzte und meinen Blick mied. Sein Bruder dagegen legte mir einen Arm um die Schulter und tat so, als seien wir seit Ewigkeiten Freunde.

Ein ungewolltes Lachen drang aus meiner Kehle empor und locker legte ich meinen Arm um seine Hüfte während ich lachend entgegnete: „Gut zu wissen, Dean!"

Nachdem dieses Wir-tun-jetzt-einfach-mal-als seien-wir-seit-Ewigkeiten-Freunde Ding beendet war setzten wir uns alle wieder an den Tisch von wo aus ich immer wieder giftige Blicke hinüber zu Sean warf. Und selbst jetzt wo ich zugegebenermaßen wütend auf ihn war, fand ich ihn heiß.

Er hatte mich eiskalt ins offene Messer laufen lassen, wenigstens eine Vorwarnung wäre nett gewesen.

„Also Amanda, erzähl etwas von dir!", auffordernd stieß mir Dean seinen Ellenbogen in die Rippen während ich einfach nur mit den Schultern zuckte und lächelte. Über mich gab es nichts zu erzählen, zumindest nichts was ihn anging.

„Sag du mir lieber wieso dein Bruder dich mit keiner Silbe erwähnt hat.", gespielt verletzt hielt er sich die Brust, prustete aber anschließend im lauten Gelächter los, was mich unwillkürlich ansteckte. Ich wusste nicht was es war, aber ich fühlte mich an diesem Ort geborgen.

Als wir nach knapp drei weiteren Stunden beschlossen die Party ausklingen zu lassen ging Sean unsere Sachen holen, während ich von Chiara eine extra Führung durchs Haus bekam. Es war zuckersüß von ihr mir alles zu zeigen, nur wollte ich lieber Ella, ihrer Mutter, beim Aufräumen helfen, immerhin stand diese gerade alleine in der Küche und putzte.

„So und das ist das Zimmer von Sean.", verkündete das zierliche, hübsche Mädchen während sie eine weitere Holztür aufstieß und mir den Vortritt ließ. Anders als ich es erwartet hätte, war es aufgeräumt, schlicht und strukturiert.

Die Wände waren in einem angenehmen Sandton gehalten, in der Mitte stand ein großes Doppelbett worüber eine Schräge prangte. Ansonsten gab es noch einen Kleiderschrank, einen Schreibtisch und mehrere Regale in denen Kisten und Bücher standen.

Ich war Neugierig, das war nicht zu leugnen, aber ich würde ihm seine Privatsphäre lassen und seine Sachen nicht einmal berühren ohne seine Erlaubnis. Außerdem hatte ich nicht das Recht dazu, er gab mir auch die Chance seinen Fragen auszuweichen.

„Gute Nacht, Amy!", verabschiedete sich Chiara lächelnd und schloss hinter sich die Tür. Mit vorsichtigen Schritten, als könne jeden Moment der Boden unter mir zusammen brechen, ging ich auf das Fenster zu. Die Aussicht war genauso schön wie dieser Ort hier, wenn nicht sogar noch schöner.

Vollkommen in Gedanken vertieft bemerkte ich nicht einmal das Öffnen der Tür oder das Eintreten von Sean welcher sich anschließend hinter mir positionierte und seine Arme um mich schlang. Seine Nähe machte mich kirre, nur wollte ich ihn auch nicht von mir stoßen, seine Wärme war zu angenehm.

„Ich hab dich noch nie so viel, und so echt, lachen sehen.", wisperte er mir ins Ohr was mir eine Gänsehaut verschaffte. Mein Herzschlang ging schneller und meine Handinnenflächen fingen an zu schwitzen. Was tat ich hier eigentlich, wollte ich keinen Abstand zu ihm gewinnen?

Believe in yourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt