~Kapitel 32~

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Und so wurde erneut eine Person in diese ganze Sache verwickelt, nur weil ich nicht vorsichtig genug war.
Nur dieses Mal war es niemand aus der Comicwelt. Dieses Mal war es Jennie, die durch Zufall alles gesehen hatte.

Warum war ich nur so schlecht darin das alles von anderen fern zu halten?

"Jennie? Was machst du denn hier?" Verwundert musterte ich sie. War sie mir tatsächlich nachgegangen, als ich vorher weglief? Doch warum sollte sie das tun? Wir waren weder Klassenkameraden, noch waren wir Freunde. Hatte ich sie vielleicht doch nicht so sehr von mir gestoßen, als ich dachte? Ist da vielleicht doch noch eine kleine Möglichkeit alles wieder in Ordnung zu bringen?

Jedoch musste ich zuerst eine andere Sache in Ordnung bringen.
In mir war immer noch der Funke an Hoffnung, dass sie es vielleicht doch nicht gesehen hatte. Doch dieser Funke erlöschte kurz nachdem er entfacht wurde, als ein ungläubiges Lachen von Jennie ertönte: "Was ich hier mache? Du hast dich vor meinen Augen einfach aufgelöst und warst verschwunden. Ich bin dir vorher nachgerannt und plötzlich puff warst du weg. Ich hatte erst gedacht mein Kopf spielt mir einen Streich, aber dann hab ich hier gewartet, weil naja man weiß ja nicht ob du wieder auftauchst oder ob etwas passiert ist. Ich meine du warst vorhin nicht ganz bei der Sache. Ich hatte ja letztendlich auch recht und du bist wieder hier aufgetaucht, so wie du verschwunden bist. Das war das verrückteste und coolste was ich jemals gesehen hatte und du streitest es ja nicht mal ab. Wehe du versuchst dich jetzt hier rauszureden. Ich weiß was ich gesehen habe. Also was zum Teufel geht hier vor?"

"Das wirst du mir wahrscheinlich sowieso nicht glauben" meinte ich jedoch nur. Zweifel nagten an mir, ob ich es ihr wirklich erzählen sollte. Doch eine Verbündete in dieser Welt zu haben wäre vielleicht doch nicht mal so schlecht. Jemand der mir den Rücken stärkt und vielleicht auch die ein oder andere gute Idee hätte.

"Spuck es schon aus. Nachdem was ich gesehen habe, kann es nicht so schwer zu glauben sein" antwortete Jennie mir ungeduldig. Sie würde nicht Ruhe geben, bis ich ihr das ganze erzählt hatte, das wusste ich bereits, denn das war schon früher so gewesen.

~•~
"Wie sollen wir das schaffen Nini? Appa hat es doch verboten" flüsterte mein 10 jähriges Ich meiner besten Freundin zu, während wir beide um die Ecke des Wohnzimmers linsten, um meinen Vater in der Küche zu beobachten, während er arbeitete.

"Vertrau mir. Halte dich an unseren Plan. Ich lenke ihn ab" antwortete sie mir zuversichtlich. Es war von Anfang an Jennies Plan gewesen, doch dass sie ihren Plan unseren Plan nannte, ließ mich erfreut kichern. Ihr Plan war genial, das waren sie immer, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.

Und so rannte sie, nachdem sie mir ein "Showtime" zuflüsterte, los und blieb direkt vor meinen Vater stehen. Sie redete ununterbrochen auf ihn ein. Ihm war die Verwirrung und Überforderung förmlich im Gesicht zu sehen.

Das war mein Zeichen.
Mit einem nervös gemurmelten: "Showtime" verließ ich das Haus, nur um um dieses zu schleichen und hinter meinem Appa durch das Fenster zu klettern.

Ich wagte es nicht nur einen Mucks zu machen und fuhr mit dem Vollzugs des wohl besten Planes fort, der den cleversten Raubzug, den zwei 10 jährige Mädchen vollziehen konnten, beinhaltete.
Als ich letztendlich unsere Beute in den Händen hielt, wäre ich am liebsten jubelnd in die Luft gesprungen, doch ich verkniff es mir. Ich durfte den Plan nicht gefährden.

Leise schlich ich mich vom Tatort weg, ohne weitere Spuren zu hinterlassen, denn das war was ein perfekter Plan beinhaltete: Ein perfekter Vollzug und keine Spuren die einen verraten würden. Jedoch war die wohl wichtigste Regel immernoch keine Zeugen zu hinterlassen.

Als ich durch das Fenster zurück in den Garten gelangte, zeigte ich durch das Fenster Jennie meinen Daumen nach oben, welcher soviel bedeutete, dass alles geklappt hatte.

Und als ich dann weit genug weg vom Tatort war, rannte ich kichernd mit unserer Beute zu unserem Versteck, welches Jennie und ich auf dem Dachboden errichtet hatten.
Nachdem ich oben ankam, sah Jennie mich mit funkelnden Augen an: "und hast du es?"

Mit einem grinsenden Gesicht, zog ich unsere Beute hinter meinem Rücken hervor auf welche wir uns kichernd stürzten.

Wir freuten uns über die perfekte und vorallem unbemerkte Ausführung unseres Plans, sowie unserer süßen Beute.

Die Wahrheit erfuhr ich jedoch erst Jahre später von Sejin.

Wir hatten die wohl wichtigste Regel nicht ganz beachtet, ohne dass wir es bemerkt hatten, als wir einen Zeugen hinterlassen haben.

Denn mein Vater hatte mich damals in der Küche bemerkt, als ich mir die Eiscreme aus der Tiefkühltruhe geschnappt habe. Er jedoch hatte es mit einem Lächeln auf dem Gesicht geschehen lassen und ließ uns in dem Glauben, dass wir den perfekte Raubzug begangen hatten.

~•~

Die Erinnerungen an damals zauberte mir ein kleines ehrliches Lächeln auf meine Lippen. Sie bestärkten mich bei meiner Entscheidung. Und so fing ich an ihr die Wahrheit zu erzählen, ohne weiter zu versuchen es ihr auszureden, denn sie hatte einen Teil bereits gesehen. Einen Teil den ich unmöglich erklären konnte, indem ich ihr eine weitere Lüge auftischte, denn wie sollte man jemanden erklären, dass man sich auflöste und kurz danach wieder an der selben Stelle auftauchte?
"Weißt du noch, als ich damals allen in der Klasse erzählt habe, dass mein Vater in den Comic reißen konnte und mich daraufhin alle ausgelacht hatten?" fragte ich sie vorsichtig, auch wenn ich die Antwort bereits kannte.

Doch anstatt einer Antwort zu geben, runzelte sie nur die Stirn. Als ich jedoch keine Anstalten machte mit meiner Erklärung fortzuführen, antwortete sie mir sanft: "Natürlich, warum sollte ich das vergessen?", denn sie wusste, wie schwierig diese Zeit für mich gewesen war.

"Ich weiß nicht. Hätte ja sein können, dass du es vergessen hast" nuschelte ich vor mich hin.

"Aber was hat das mit der ganzen Situation zu tun?" hakte sie weiter nach.

"Was wäre, wenn das die Wahrheit gewesen war und ich vor kurzem erst selbst dort war."

"Chaeyoung bitte halte mich nicht für blöd. Wie willst du in ein Comic reisen?"

"Aber es ist die Wahrheit" meinte ich verzweifelt. Es glaubte mir schon wieder niemand, auch wenn ich dieses Mal die Wahrheit erzählte.

"Weißt du was Chaeyoung, komm zu mir, wenn du bereit bist, mir die Wahrheit zu erzählen. Ich muss wieder zum Unterricht, dessen Anfang ich schon längst verpasst hatte, nur um dich zu suchen." Mit diesen Worten drehte sie sich um und wollte sich auf den Weg machen.

"Warte Jennie" rief ich, woraufhin sie stehen bleib, mir aber weiterhin den Rücken beleidigt zukehrte. Ich nahm dies, als meine Chance wahr, sie von der Wahrheit zu überzeugen. Vielleicht war es nicht einfach, aber schon lange nicht unmöglich, denn sie hatte es gesehen, im Gegensatz zu anderen. Aus diesem Grund fuhr ich fort mit meiner Erklärung: "Es ist die Wahrheit. Ich schwöre auf mein Notizbuch und du weißt wie viel mir meine Zeichnungen bedeuten. Wie willst du sonst erklären, dass ich aus dem nichts aufgetaucht bin. Ich kann es doch selbst nicht erklären wie das möglich ist, aber ich war wieder dort drinnen bei Bangtan. Du kennst selbst die Geschichte. Ich hab sie dir doch immer erzählt, sobald sie mir mein Vater erzählt hatte, auch wenn er es nicht wollte, dass ich die Geschichte jemand anderen vor der Veröffentlichung sage. Du weißt, dass mein Vater nicht verrückt war. Du kanntest ihn, genauso wie ich. Er war nicht verrückt und ich bin es auch nicht. Warum glaubst du mir nicht?" rief ich verzweifelt. Ich wollte sie nicht noch einmal verlieren. Nicht wenn ich jetzt die Chance hatte alles gerade zu biegen.

Worlds Apart: Welcome to the World of BangtanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt