Chapter 4: The Hunt

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Der nächste Tag zog sich dahin wie Kaugummi.

Sam ertappte sich mehrfach dabei, wie er im Unterricht immer wieder auf die Uhr sah, und konnte selbst für seine Lieblingsfächer kaum die nötige Konzentration aufbringen.

Im Laufe der Stunden wurde es mit seinem hibbeligen Verhalten schließlich so schlimm, dass sogar seiner besten Freundin Jessica seine Unruhe nicht länger entging.

„Was ist heute nur los mit dir, Sam?", fragte sie ihn in der Mittagspause, als sie zusammen in der Kantine saßen. „So nervös habe ich dich schon lange nicht mehr erlebt."

Sam schob mit der Gabel für eine Weile das Essen auf seinem Teller hin und her, bis er sich schließlich eingestehen musste, dass er schlichtweg keinen Appetit hatte, und sie seufzend beiseitelegte.

„Tut mir leid", erwiderte er. „Es ist nichts."

„Sicher doch", sagte sie und hob eine Augenbraue. „Wer ist die Glückliche, Samuel?"

Sie lehnte sich mit verschwörerischem Grinsen über den Tisch. „Mir kann du es erzählen."

Sam starrte sie an. Manchmal vergaß er, wie gefährlich clever sie war – bis sie Dinge wie diese von sich gab. Und dann war es meistens schon zu spät.

„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst", versuchte er sich rauszureden, aber er erkannte gleich, dass dies ein Fehler gewesen war, als plötzlich ein interessierter Ausdruck auf ihr Gesicht trat.

„Sam, mein Lieber, ich erinnere mich noch genau daran, wie nervös du damals immer bei unseren Dates warst, glaub also nicht, dass ich die Anzeichen nicht wiedererkennen würde", entgegnete sie unbeeindruckt. „Komm schon, raus mit der Sprache: wer ist die Glückliche?"

Sam hob kapitulierend die Hände.

„Okay, okay, schon gut!", sagte er. Dann senkte er die Stimme. „Es wäre nur nett, wenn diese Sache unter uns bleibt."

„Du hast mein Wort", versprach sie und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über den Mund, als würde sie einen Reißverschluss zuziehen.

„Na gut..."

Sam atmete einmal tief durch.

„Zuerst einmal ist es ein Er und keine Sie."

„Wow!", entfuhr es ihr und ihre Augen weiteten sich. „Wow, Sam, das ist großartig!"

Nachdem er und Jessica sich vor einem Jahr in Freundschaft wieder voneinander getrennt hatten, hatte Sam ihr erzählt, dass er sich sowohl zu Frauen als auch zu Männern hingezogen fühlte. Er war seitdem erst auf einem einzigen Date mit einem Jungen seines Alters gewesen, das für sie beide nicht funktioniert hatte, und seitdem ermutigte Jessica ihn immer mal wieder, es noch ein weiteres Mal zu versuchen.

„Komm schon, erzähl mir mehr!", sagte Jessica in diesem Moment. „Wie sieht er aus?"

Sam spürte, wie er rot wurde. Es tat einerseits gut, mit ihr über Dean reden zu können, gleichzeitig war es aber auch die pure Hölle. Wenn er ihr erzählte, unter welchen Umständen er und Dean sich kennengelernt hatten und was der andere Mann beruflich machte, würde selbst Jessica, die für vieles offen war, an seinem Urteilsvermögen – und zweifellos auch an seinem gesunden Menschenverstand – zweifeln.

„Er ist...", begann Sam, und hielt dann inne.

Die Wahrheit war, dass Dean einer der attraktivsten Menschen war, die er je getroffen hatte. Er wäre zweifellos der Schwarm vieler Mädchen an der Highschool und allein die Tatsache, dass er Sams Interesse erwiderte, fühlte sich nach wie vor unwirklich an.

Wayward Son | (Dean x Sam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt