Teil 5 [Part 3]

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Im neuen Semester lernte Kyungsoo, dass der Junge, der damals mit Zahnpastaschaum an den Mundwinkeln in den Hörsaal gestürmt kam, Bo Jitan hieß und die letzten Jahre im Ausland in England verbracht hatte. Kyungsoo war nie so weit von Zuhause fort gewesen, also nahm sich Jitan zur Aufgabe, Kyungsoo alles im Detail zu erzählen. Er hatte eine interessante und sehr bildliche Art zu sprechen und Kyungsoo bemerkte, dass er sich wirklich gerne mit Jitan unterhielt. Sie hatten sich gerade vor dem Campuscafé verabschiedet, als Kyungsoo Baekhyun an der Bushaltestelle entdeckte. Er trug eine viel zu dünne Jacke, aber zumindest eine Mütze, die er sich über die Ohren gezogen hatte. Sein Atem kondensierte in der Luft, als er sprach.

Kyungsoo erkannte erst beim Näherkommen, dass er mit einer Person sprach, die Kyungsoo noch nie zuvor gesehen hatte. Die Person trug Boots, die in seinen gekrempelten blauen Jeans verschwanden und eine dünne schwarze Daunenjacke, die in der Mitte seiner Oberschenkel endete. Aus irgendeinem Grund wusste Kyungsoo instinktiv, dass es sich dabei nicht um einen Freund aus Baekhyuns Kurs handeln konnte. Etwas in der Art, wie Baekhyun sich mit dieser Person unterhielt, sprach von großer Vertrautheit und so weit Kyungsoo informiert war, hatte Baekhyun sich mit noch niemandem aus der Uni so innig angefreundet. Auch wenn er natürlich bereits einen Haufen Leute kannte, mit denen er zwischen den Vorlesungen abhing oder kurze Sprints zum Supermarkt erledigte, um sich kalten, viel zu süßen Kaffee zu kaufen. Im Vergleich zu Baekhyun war der Fremde etwas kleiner, sein Haar war schwarz und seine Augen dunkel. Seine Augenbrauen waren im Moment eng zusammengezogen, was ihm einen stark missbilligenden Eindruck vermittelte. Kyungsoo war sich sicher, dass er ihn noch nie zuvor gesehen hatte, aber aus irgendeinem Grund kam er ihm bekannt vor.

Kyungsoo war mittlerweile so nahegekommen, dass er sehen konnte, wie der Junge sichtlich die Augen verdrehte. „Und du bist glücklich?"

„Ja", antwortete Baekhyun. „Tut mir leid."

„Das sollte es, du Loser.

„Ich wollte nicht—"

„Du hast nie zu uns gepasst. Ich bin nur gekommen, um dir das zu sagen."

Baekhyun zuckte die Achseln. „Ich weiß."

Der Junge sah Baekhyun noch einmal herablassend an, aber Kyungsoo glaubte auch etwas wie Traurigkeit in seinem Blick zu erkennen. Es war eigenartig, weil Kyungsoo langsam verstand, wieso er ihm so vertraut vorkam. Er sah ihm selbst ähnlich – zumindest auf eine entfernte Art und Weise, als würde Kyungsoo in einen trüben Spiegel blicken. „Gut. Ich gehe. Lösch meine Nummer."

„Es tut mir echt leid", rief Baekhyun ihm hinterher, aber der Junge drehte sich nicht noch einmal zu ihm um.

„Wer war das?", fragte Kyungsoo. Er war seit einer Weile hinter Baekhyun gestanden, ohne dass er ihn bemerkt hatte. Nun zuckte Baekhyun heftig zusammen und wirbelte zu Kyungsoo herum.

„Soo! Du hast mich erschreckt."

„Sei beim nächsten Mal eben aufmerksamer. Mit wem hast du gesprochen?"

„Ah, nur ein Bekannter aus der Vergangenheit." Baekhyun rieb sich mit der Hand über den Nacken und verrutschte die Mütze auf seinem Kopf damit ein wenig. „Wir hatten schon seit einer Weile keinen Kontakt mehr und sieht wohl so aus, als würde sich daran auch nichts ändern."

„Bist du traurig darüber?" Kyungsoo zog an einem Ende der Mütze, um sie wieder ordentlich über sein linkes Ohr zu ziehen.

„Ich weiß nicht. Ich glaube, dass es besser so ist, aber irgendwie ist es auch... schade. Ein bisschen zumindest."

Kyungsoo hatte mittlerweile eine sehr genaue Vorstellung, wer die andere Person war. Der Gedanke, so absurd er war, setzte sich wie saure Milch in seinem Magen ab. Er erinnerte sich noch genau daran, was Jongin ihm damals über eine ganz spezielle Person erzählt hatte, die Kyungsoo ähnelte...

Die vier Seiten eines PuzzleteilsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt