Harry und ich hatten wieder einmal eine Übungsstunde bei Snape. Harry war kein bisschen weitergekommen und ich hatte auch noch jede Menge Übung nötig. Zwar schaffte ich es mittlerweile schon innerhalb kürzester Zeit den Eindringling aus meinem Geist zu verbannen, aber ich konnte ihn nicht von Anfang an draußen halten. Und genau das war das Wichtige an der ganzen Sache. Aber da ich schon so weit war, befasste Snape sich hauptsächlich mit Harry. Ich hatte ihm schon mehrmals angeboten mit ihm zu üben, jedoch weigerte er sich strikt, was ich wirklich nicht verstehen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass er alles alleine schaffen und erst recht nichts von Snape lernen wollte.
"Das ist privat." Harrys Stimme holte mich aus meinen Gedanken. Ich blickte von der Sitzniesche auf zu ihm und Snape. "Nicht für mich und nicht für den dunklen Lord, wenn sie nicht besser werden", zischte Snape, eilte auf Harry zu und stellte sich ganz dicht vor ihn. "Jede Erinnerung, zu der er Zugriff hat, ist eine Waffe gegen Sie. Gegen Sie und auch gegen Ihre Schwester. Dann war ihr ganzer Fortschritt umsonst, weil ihr jämmerlicher Bruder es nicht auf die Reihe bekommen hat. Wenn er in Ihren Kopf eindringt, werden sie nach zwei Sekunden umkippen. Sie sind genau wie Ihr Vater. Arrogant. Faul." Nun wurde auch ich wütend. Eigentlich mochte ich Professor Snape ja, aber wie konnte er es nur wagen, so über unseren Vater zu reden?
"Sagen Sie kein Wort gegen meinen Vater!", rief Harry und sprang auf. Auch ich sprang von meinem Platz auf. Ich spürte, dass gleich ein Unglück passieren würde. "Schwach." "Ich bin nicht schwach!", rief Harry. "Dann beweisen Sie es. Kontrollieren Sie Ihre Gefühle. Disziplinieren Sie Ihre Gedanken." Snape hob seinen Zauberstab und wiederholte den Zauber. "Schluss damit", bat Harry, als es vorbei war. "Das werden Sie doch wohl nicht Kontrolle nennen?", schnarrte Snape. "Wir sind seit Stunden dabei. Ich würde mich gerne ausruhen!" "Der dunkle Lord ruht sich auch nicht aus. Sie und Black sind genau gleich. Sentimentale Kinder, die darüber jammern, wie furchtbar unfrair ihr Leben ist. Tja, für den Fall, dass es Ihnen entgangen ist. Das Leben ist nicht fair. Ihr verehrter Vater hat das gewusst. Jedenfalls hat er dafür gesorgt, so oft es geht!" "Mein Vater war ein großer Mann!" "Ihr Vater war ein Schwein!", rief Snape und schubste Harry zurück auf den Stuhl. Er wollte den Zauber gerade wieder sprechen, als Harry mit seinem Zauberstab dagegen hielt. "Harry, nein!", rief ich und griff nach seiner Hand mit dem Zauberstab.
Alles verschwamm vor meinen Augen. Plötzlich sah ich einen Jungen durch einen Flur in Hogwarts laufen. Er hatte die typische Uniform an. Ich sah ihn zusammengekauert in einer Ecke sitzen. Ich sah ihn lesend unter einem Baum. Eine Gruppe von Jungen lief auf ihn zu. "Moony, Tatze, kommt." "Snape!" Der Junge stand auf, die anderen standen ihm gegenüber. "Expeliarmus." Sein Zauberstab flog ihm aus der Hand. "Der war gut, James!" "Lass ihn fliegen!" "Schniefelus! Schleimer! Schniefelus! Schleimer!" Der Junge flog in die Luft. "Also, wer von euch will sehen, wie ich dem guten Schniefelus die Hosen runter ziehe?" "Das reicht!"
Ich kam zurück in die WIrklichkeit. Harry stolperte auf den Stuhl zurück und ich sackte keuchend auf alle Viere. Das konnte doch nicht wahr sein. Das durfte doch nicht wahr sein! Mein Dad hatte Professor Snape in seiner Schulzeit drangsaliert. Wie konnte er nur? Snape lief auf Harry zu und packte ihn am Kragen, während ich das eben Geschehene noch zu verdauen versuchte. "Ihr Unterricht ist endgültig zu ende." "Ich kann...." "Das war's. Aus." Harry verschwand einfach. Ohne mich.
Snape packte mich an meinen Schultern und zog mich auf die Beine. Er setzte mich in der Niesche wieder ab. "Es tut mir so leid", hauchte ich. Snape drehte sich um und winkte mit der Hand, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen. "Ihr Unterricht wird wie gewohnt weiter gehen", gab er noch von sich, ehe er einfach verschwand. Ich blieb sitzen, bis ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte. Dann lief ich durch das menschenleere Schloss zurück in den Gemeinschaftsraum. Zwei Dinge gingen mir durch den Kopf.
Mein Dad war ein Mobber gewesen.
Harry hatte mich allein gelassen.
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Harry Potter und seine kleine Schwester 2
FanficDu ruhigen Jahre in Hogwarts sind vorbei und eine dunkle Zeit bricht an. Wird Luna es an der Seite ihres Bruders Harry, ihres Freundes Colin Creevey und ihrer besten Freundin Ginny Weasley schaffen, alle Herausforderungen zu meistern? (man sollte de...