Don't Leave Me (Bruno ff)

Grün

Mit der Farbe grün werden Klarheit, Frische, Offenheit und Bewusstsein assoziiert. Grün wirkt beruhigend und natürlich. Psychologisch gesehen verbinden wir mit Grün Leben, Natur, Zufriedenheit, Glück und Hoffnung aber auch Unreife und Gift.

-solaga

Könnte es sein, dass ich für Bruno vielleicht doch mehr empfinde, als nur Freundschaft. Nein. Nein. Fang gar nicht erst damit an so zu denken Juliana! Er ist dein bester Freund und wenn du jetzt Gefühle für ihn entwickeln würdest, würde das eure Freundschaft komplett zerstören und nichts wäre mehr so wie vorher, rede ich mir selbst ein. Und ich hab ja auch Recht. Nein. Ich liebe Bruno nicht. Mein Vater hat mich bloß verwirrt mit seinem blöden Gerede darüber, dass ich Bruno lieben würde. Wir sind Freunde und das ist gut so. Ich atme einmal tief ein und vertreibe den Gedanken ganz schnell wieder.

Die Sonne ist mittlerweile ganz hinter den Bergen verschwunden und almählich wird es auch dunkel und die Kälte kriecht mir den Rücken hinauf. Fröstelnd schlinge ich meine Arme um meinen Oberkörper. Mein Bauch gibt erneut knurrende Geräusche von sich. Mist, hätte ich mir doch was zum Essen mitgenommen. Da höre ich plötzlich das Geräusch der Dachluke hinter mir. Aber ich drehe mich nicht um, denn ich hab schon eine Vermutung, wer es ist. Ich höre wie er sich mir nähert und sich schließlich neben mich auf die Dachkante setzt. "Ich hab mir schon gedacht, dass du hier oben bist." Er redet leise und vorsichtig, wie als ob er befürchtete er könnte mich verschrecken. Ich sage nichts und tue weiterhin bockig, indem ich ein Stück von ihm abrücke. Allerdings tue ich das nur, weil es mich verwirrt wenn er mir so nahe ist. Er seufzt und auf einmal tut er mir Leid. "Juliana ich...es tut mir Leid. Ich-" "Ist schon gut. Wenn du mir nicht sagen willst in wen du verliebt bist, ist das in Ordnung." erkläre ich schließlich. "Wirklich?" Ich nicke "Ja es ist okay wenn du noch nicht bereit dafür bist." Erleichert sieht er mich an "Danke." "Nichts zu danken." Ich schaue lächelnd zu ihm auf. Durch die Dunkelheit um uns wirkt das grün in seinen Augen dunkler als sonst und es erinnert mich an einen tiefen Wald indem ich mich gerne verlaufen wöllte.  Schnell wende ich meinen Blick von ihnen ab, sonst werde ich mich womöglich wirklich noch darin verirren . 

Nach einer Weile fragt Bruno "Willst du mir jetzt erzählen, über was du heute mit deinem Vater geredet hast?" Ich überlege kurz wie ich anfangen soll, finde jedoch keinen passenden Einstieg mit dem ich das Thema eröffnen könnte, weswegen ich mich dafür entscheide, einfach mit der Tür ins Haus zu fallen. "Ich soll Mateo Alejandro heiraten."

Ich spüre wie Bruno neben mir zusammenzuckt und mich verwirrt von der Seite mustert. "Du sollst was?" "Ich soll Mateo heiraten." wiederhole ich und wage es nicht ihn anzusehen. "Mein Dad hat nicht viel Geld und die Ehe würde all unsere Probleme lösen." erkläre ich als er nicht antwortet. Er seufzt und ich sehe im Augenwinkel, wie er seinen Blick wieder nach vorne richtet. Ich lege mich schnaufend nach hinten, sodass ich nun mit dem Rücken auf der Dachschrägen liege und hoch zu den Sternen sehen kann. Bruno tut es mir gleich. Und so liegen wir eine Weile einfach nur still da und genießen die Ruhe.

"Und wirst du ihn heiraten?" fragt Bruno plötzlich unvermittelt in die Stille hinein. Ich zucke mit den Schultern. "Ich weiß es nicht." Ich spüre erneut wie er seinen Kopf zu mir dreht und mich von der Seite mustert. "Willst du ihn denn heiraten?" Auch ich drehe nun meinen Kopf zu ihm, sodass ich ihm erneut in seine grünen Augen sehen kann. Seine etwas längeren, braunen Locken hängen ihm verwuschelt ins Gesicht, was ihn unglaublich gut aussehen lässt. Schnell verscheuche in den Gedanken "Ich...es würde womöglich das Beste sein für meine Familie." Das Grün wird auf einmal noch dunkler. "Aber ich...ich liebe ihn nicht." erkläre ich ernst und laufe dabei immer weiter in den dunkel grünen Wald hinein, welcher sich jedoch auf einmal etwas lichtet und mich auf eine hellgrüne Lichtung führt. "Also...also willst du ihn nicht heiraten?" fragt er und seine Augen funkeln hoffnungsvoll auf. Ich schüttele leicht den Kopf. "Nein. Nein ich will ihn nicht heiraten." Er nickt sachte und im Mondlicht glaube ich kurz seine Mundwinkel nach oben zucken zu sehen.

Wir liegen noch eine Weile so da und schauen zu den Sternen hinauf. Sein Arm berührt leicht den Meinen, was mich irgendwie nervös werden lässt und ich verfluche stumm meinen Papa der mir ständig im Gedächtnis herum geistert. "Du liebst ihn, nicht wahr?" Verschwinde aus meinem Kopf Papa!

 Als ich erneut den Hunger spüre der mich schon die ganze Zeit plagt, halte ich es nicht mehr aus und setze mich schließlich auf. Auch wenn ich lieber noch etwas länger mit Bruno die nächtliche Stille genossen und Sternenschnuppen beobachtet hätte. "Ist dir kalt?" fragt Bruno uns setzt sich ebenfalls auf. "Nein...ich meine Ja...auch...aber eigentlich hab ich schon die ganze Zeit Hunger." erkläre ich ihm grinsend. "Achso, das war also die ganze Zeit dieses grummelnde Geräusch. Ich dachte schon ein Gewitter würde aufziehen." witzelt er amüsiert.

 Grinsend stoße ich ihm mit meinem Ellenbogen in die Seite und für einen Moment fühle ich mich wie früher. Wie Brunos beste Freundin. Und nicht mehr. Nur Freunde. Doch der Moment verschwindet sofort wieder als ich zu ruckartig aufstehe und fast von der Dachkante taumele. Bruno springt erschrocken mit einem "Vorsicht!" auf, um mich festzuhalten. Nun stehen wir beide gefährlich nahe am Abgrund, sehen uns erneut in die Augen und erneut verliere ich mich in Seinen. Seine Hände umfassen fest meine Arme, was mir das Gefühl von Sicherheit gibt und am Liebsten, hätte ich mich einfach nach vorn gelehnt und meinen Kopf an seine Brust gelegt. Ich bemerke wie sein Blick kurz über meine Lippen huscht und dann wieder zurück zu meinen Augen findet. Und da ist wieder dieses merkwürdige Gefühl, was ich bei meinem besten Freund nicht fühlen sollte.