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Gerade saß ich mit Lara in der Schulcafeteria und aß zu Mittag. Nachdenklich kaute ich auf meinem Käse-Gruken Sandwich herum. In den letzten Wochen bin ich Jase komplett aus dem Weg gegangen. Er versuchte mehrmals mit mir zu reden, aber ich ignorierte ihn. Niemals wieder würde ich ihn an mich heranlassen.

Niemand durfte erfahren, dass mein Vater mich misshandelte und meine Stiefmutter mich behandelte wie der letzte Dreck. Niemals durfte jemand erfahren, dass ich Schuld daran war, dass meine Mutter gestorben ist und dass mein Leben nicht so toll war, wie man vielleicht von mir dachte.
Nathan hatte eingesehen, dass ich keine Beziehung mit ihm wollte und unsere Freundschaft war von meiner Seite ausschließlich oberflächlich. Ich mochte ihn und fühlte mich bei ihm wohl, aber richtige Freundschaften waren mit diesem sogenannten  Leben einfach nicht möglich.

Vielleicht hing ich auch aus dem Grund mit Nathan ab, weil Jase es hasste. Es regte ihn auf, Nathan zu sehen wenn er mich manchmal von der Schule abholte und ich wusste nicht wieso. Aus irgendeinem Grund ging er davon aus, dass er gefährlich sei. Mittlerweile versuchte ich, einfach nicht mehr darüber nachzudenken, was zwischen ihnen vorgefallen war. Immer wenn ich Nathan beiläufig darauf ansprach, wurde er abweisend und ich bekam ein komisches Gefühl.

"Ist alles ok?" Ich hatte wohl mein Gesicht verzogen, denn Lara schaute mich prüfend an. In letzter Zeit war ich auch zu ihr auf Distanz gegangen, was mir wirklich leid tat. Ich traf mich immernoch mit ihr, aber ließ sie nicht an mich ran. Ich mochte dieses Mädchen so sehr, aber es war zu riskant, sie an mich heranzulassen und ihr zu vertrauen.

"Ja alles ok" ich zwang mich zu einem Lächeln. In den letzten Tagen war sie irgendwie ein wenig komisch gegenüber mir geworden, was ich auf meine Distanz gegenüber ihr schob. Sie merkte bestimmt, dass ich ab einem bestimmten Punkt abblockte und ihr nie sagte wie es mir ging. "Und bei dir?"

Ich guckte wieder hoch in ihr schönes, geschmeidiges Gesicht. "Was bei mir?",sie lachte nervös und zeigte mir ihre perfekten weißen Zähne. "Ob bei dir alles gut ist" erklärte ich meine plötzliche Frage. Ich sah etwas neues in ihren Augen, etwas wie Trauer und Schmerz. Seufzend legte sie ihr Kinn auf ihrer Faust ab und murmelte etwas unverständliches. "Was?" fragte ich nach und fühlte mich ein bisschen dumm. "Alles ist gut, wirklich" Sie hob ihren Kopf wieder und blickte mich an. Die Emotionen waren aus ihren Augen verschwunden und ließen mich an dem vorhin darin Gesehenden, zweifeln.

Der Unterrichtsgong unterbrach unser Gespräch und wir standen auf. Ich schmiss meine Serviette in den Müll und machte mich auf in den nächsten Klassenraum.

♧♧

Müde schlüpfte ich in meine Socken. Ich habe Lara am Vortag nur noch kurz nach den restlichen Schulstunden gesehen, dann hat sie sich nur noch schnell verabschiedet und ist gegangen. Irgendwie kam es mir komisch vor - ihr Verhalten. Ihr Augen hingen schlaff und müde herab und sprühten nicht die Lebensfreude aus, die ich sonst immer darin zu sehen bekam. Ich beschloss sie vor der Schule darauf anzusprechen.

Als ich die Treppen herunter lief, hörte ich aufgeregtes Gemurmel. Als ich in den Türrahmen der Küche trat, wurde es augenblicklich leise. Shiva und Leska standen dort in der Treppe und starrten mich jetzt an, als wäre ich ein Geist. "Wann kommt mein Vater von der Geschäftsreise wieder?" versuchte ich die Stille zu unterbrechen. Er war die ganzen letzten Wochen zu meinem Glück nicht da gewesen. "Er müsste morgen früh wieder da sein"

Mein ganzer Körper spannte sich an und eine Gänsehaut zog sich über meinen Nacken. Leska schien es nicht zu merken, sie hatte wie üblich angefangen herumzusschimpfte, ich sollte heute kochen und ich habe ihr Bad nicht gründlich genug geputzt. Nur Shiva guckte mich leicht besorgt an, wobei der Gesichtsausdruck im nächsten Augenblick schon wied verschwand und sie ihr altbekanntes Lächeln aufsetzte.

♧♧

Besorgt schrieb ich Lara, wo sie sei. Es war die vierte Stunde und sie war immer noch nicht da. Und als ich in der Pause versucht hatte, Jase nach ihr zu fragen, bekam ich nur die Antwort von Adam, er sei auch nicht da. Na toll. Vielleicht ist irgendwas schlimmes passiert? Vielleicht ist ihren Eltern etwas zugestoßen? Ohne mich zu entschuldigen sprang ich plötzlich mitten im Geschichtsunterricht auf und verließ den Raum. "Miss Turner, w-"

♧♧

Ich stand vor der Haustür der Blackly's und hatte gerade geklingelt. Würden sie aufmachen? Vom Inneren des Hauses hörte ich ein Poltern, dann öffnete sich die Tür und ich wich erschrocken zurück. Jase stand im Türrahmen, aber er sah gar nicht gut aus. Seine Augen waren dick geschwollen, rot und blutunterlaufen. Seine Haare standen zu allen Seiten ab und er trug nur eine Boxershort, was meinen Blick kurz auf seinen muskolösen und schönen Körper ablenken ließ.

"Was ist los?" fragte ich leicht zitternd, was mich ärgerte. Er ging nicht auf meine Frage ein:"Was willst du?" Seine Stimme klang brüchig und ohne die Arroganz und Selbstsicherheit, die sonst immer darin mitschwang.
"Lara war nicht in der Schule, ich hab... ähm... ich hab mir Sorgen gemacht und sie wirkte so...so komisch" Seine Miene wurde plötzlich weich und ich bewunderte wie schon öfters, seine Liebe zu Lara. "Sie ist bald wieder da" seine Kälte und Abwesenheit trafen mich, aber irgendwie wollte ich ihn aus irgendeinem Grund nicht alleine lassen. "Darf ich hier kurz aufs Klo?" Super Ausrede.
"Kannst du nicht woanders gegen?"

Während ich die Spülung drückte, überlegte ich mir was ich gleich sagen wollte, was nicht klappte, da in meinem Kopf tiefster Nebel herrschte.

Egal jetzt

"Was ist los, Jase?" Ich guckte ihn an und ich sah förmlich den Schmerz in seinen Augen. "Was soll sein"
"Ich bin nicht dumm, ich sehe, dass du geweint hast, ich-" "WAS WEIẞT DU SCHON" er unterbrach mich und fing an zu brüllen. Erschrocken wich ich zurück. Für einen Moment erinnerte er mich an meinen Vater, wie er dort stand, mit den Zähnen zusammengepresst und so, als wäre ich an allem Schuld aber er war ebenso voller Schmerz und Verzweiflung.

"DEIN LEBEN IST SUPER, DU KENNST DAS NICHT... REUE, VERZWEIFLUNG, HASS... HASS AUF SICH SELBST" In seine Augen traten Tränen. Doch, ich kannte das zu gut. Mich machten diese Worte wütend, aber ich wusste, dass ich nicht darauf eingehen dürfte, sonst würde ich es zeigen... Emotionen.

Stattdessen ging ich auf ihn zu und guckte ihn abwartend an. Durfte ich...? Doch dann klärte es sich von selber, er war vorgetreten und hatte seine Arme um meinen Körper geschlungen. Sanft presste er mich an seine harte Brust.
War das Jase? Weinte gerade der Typ in meinen Armen? Surreal, aber wahr.

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Ich bin unzufrieden mit dem Kapitel, aber es ist 1:14, was erwartet man nh (;

life goes on -behind the maskWo Geschichten leben. Entdecke jetzt