Herr des Sanctums

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Die Augen der Fremden fanden mich, weswegen ich grüßend nickte. Mein Lächeln dabei sollte den Fakt verstecken, dass ich mich grade fehl am Platz fühlte, doch sie erwiderte es leicht, ehe sie an Saiun gerichtet meinte: „Du brauchst dich nicht für etwas zu schämen, dass du magst."

Zwar senkte ich den Blick wieder zum Buch, doch ich konnte nicht anders, als heimlich zur Seite zu linsen. Mit roten Wangen nahm die Schwarzhaarige die Plastiktüte entgegen und trat beiseite, um ihre Freundin hereinzulassen. „Tu ich gar nicht", grummelte Saiun. Da lachte ihr Gegenüber und setzte sich auf das Bett. „Schön, dass du endlich eine Zimmernachbarin hast", begann Cassandra und drehte ihren Kopf zu mir. „Dürfte ich fragen, wie du heißt?"

Als ich aufsah entdeckte ich, dass Saiun schlecht gelaunt den Boden anstarrte. Aber die Offenheit der Fremden erleichterte mich dennoch etwas, und so erwiderte ich lächelnd: „Lillian. Ich bin heute erst hier angekommen."

Plötzlich huschte etwas über Cassandras Gesicht... Doch ich konnte den Ausdruck nicht deuten. War es Mitleid? Sorge? Im nächsten Moment wandte sie sich jedoch ohnehin wieder von mir ab, um weiter mit Saiun zu reden. Nachdenklich senkte ich den Blick zum Buch und starrte auf die Wörter, welche vor meinen Augen verschwammen. Konzentrieren war mir leider nicht mehr möglich. Dafür lenkten die beiden mich zu sehr ab.


Als Cassandra ging, machte ich mich schließlich bettfertig. Der Gedanke, was mich am nächsten Tag erwarten würde, ließ mein Herz schneller schlagen vor Nervosität, doch ich war wirklich erschöpft. Nicht genug, um schnell einzuschlafen, leider. Und jemanden Atmen zu hören war definitiv ungewohnt

für mich. Seufzend drehte ich mich hin- und her, zog die Decke bis zum Kinn.


Die Nacht war dunkel. Je länger ich mich wälzte, desto erdrückender wurde das Nachhallen der Farben und Lichter des Tages. All diese neuen Eindrücke hatten mich so sehr abgelenkt, dass ich mich nun verloren fühlte. Meinen Gedanken ausgesetzt. Schluckend drehte ich mich erneut zur Wand, presste die Lippen aufeinander. Ob Azazel schon Bescheid weiß?

Stiche jagten durch mein Herz. Etwas in meinem Kopf flüsterte: „Du bist weggelaufen" - abgehauen vor der Verantwortung. Ich hab meine Familie zurückgelassen.

Obwohl ich nicht wollte, weinte ich still in mein Kissen. Spürte die kalten Tränen auf dem Stoff, welchen ich fest umklammert hielt. Aber es gab kein Zurück mehr und für Schuldgefühle war es zu spät.

Du hast dich entschieden.


„Brrrrrrt!"

Ein schrilles Klingeln ließ mich aufschrecken. Keuchend sah ich mich um, entdeckte eine verwirrte Schwarzhaarige. Saiun suchte grade etwas aus ihrem Kleiderschrank, als ich sie zusammenfahren ließ. „Ist was?", murmelte meine Zimmernachbarin. Es dauerte einige Sekunden, bis mir wieder alles bewusst wurde. Ich bin im Sanctum.

Trotz der leichten Übelkeit in meinem Bauch, schüttelte ich den Kopf. „Nein, sorry."


Während wir uns still fertig machten, versuchte ich erneut, ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Aber selbst mein „Wo gibt's noch mal Frühstück?", wurde mit einem desinteressierten: „Guck in deinem Ordner nach", geblockt. Ihr Art entzündete einen Funken Wut in meiner Brust und so drehte ich mich schnaufend zu ihr um.

Blöde Kuh.

Vielleicht sollte ich's einfach aufgeben.

Gesagt, getan. Danach beachtete ich Saiun kein weiteres Mal und war froh, dass sie vor mir das Zimmer verließ.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 03, 2022 ⏰

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