Kapitel 5

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22. Januar 1775

Die Wunde forderte ihren Tribut. Sie hatte sich entzündet, ich litt unter hohen Fieber, sodass ich weitere 8 Tage in der Siedlung verbringen musste, ob es mir gefiel oder nicht. Connor und ich Sprachen nicht miteinander genau so wenig wie Achilles. Ich hatte vor kurzem seinen Namen erfahren. Gelegentlich kam eine nette Frau aus der Siedlung um nach dem Rechten zu schauen. Mit ihr konnte ich mich immer für einige Momente unterhalten.

Als ich an diesem Tag aus meinem unruhigen Schlaf erwachte, wusste ich dass ich es zum ersten Mal wagen könnte aus dem Bett aufzustehen. Ich hatte es bereits einige Male versucht doch meine Flanke schmerzte stark und ich hatte es höchstens bis zu einem der Fenster geschafft. Ich fühlte mich schwach und verletzlich, schlief viel und hatte kaum gegessen. Dennoch wollte ich heute endlich wieder zurück nach Boston. Ich ertrug die Gegenwart des Assassinen nicht mehr länger. Ich wünschte es mir so sehr in töten zu können doch mein Zustand ließ dies nicht zu. Meine Rückkehr zu Master Kenway hatte jetzt oberste Priorität.

Ich schlug die Bettdecke beiseite und setzte meine Füße wie in Zeitlupe auf den Fußboden. Mit einem Ruck schwang ich mich auf die Beine und stützte mich mit einer Hand auf einem kleinen Beistelltisch ab. Ich hatte zum ersten Mal keine Schmerzen, dennoch war es unangenehm zu stehen. Ich kleidete mich vorsichtig an und befestigte meine Pistole am Holster. Mein Schwert nahm ich zum ersten Mal seit Tagen wieder in die Hand. Oh wie hatte ich es vermisst, das Gefühl von Sicherheit. Ohne meine Waffen fühlte ich mich angreifbar. Sie waren ein Teil meines Lebens geworden, seit Master Kenway mich vor 2 Jahren bei sich aufgenommen hatte, nachdem ich versucht hatte ihn auf einem Markt in New York zu bestehlen.

Damals lebte ich noch bei meiner Mutter, mein Vater war bereits tot. Wir hatten kaum Geld und so wollte ich Master Kenway um ein paar Silbermünzen ärmer machen. Er jagte mich über den gesamten Marktplatz und anschließend durch die Gassen und Seitenstraßen. Jedoch tötete er mich nicht. Er war der Meinung, ich hätte Potential und so wurde ich zu seiner Schülerin. Meine Mutter lebt noch immer in New York, ich besuchte sie wann immer ich konnte.

Ich steckte mir gerade meinen Ring wieder an den Finger als jemand in den Raum trat. Ich musste mich nicht umzudrehen um zu wissen wer es war, ich spürte seine penetrante Gegenwart. Meine Laune sank jedes Mal sofort ins bodenlose, wenn der Assassine in meiner Nähe war.

,, Ich dachte ihr würdet vielleicht gerne etwas essen"

Ich konnte spüren dass ihm die Situation unangenehm war. Mein Magen knurrte und so nahm ich ihm das Tablett aus der Hand, ohne ihm auch nur einmal in die Augen zu schauen.

,, Ich hoffe da ist kein Gift drin", murmelte ich als ich mich vorsichtig auf die Bettkante setzte, das Tablett auf meinen Knien abstellte und den Löffel in den Eintopf tauchte. Ich hatte zum ersten Mal seit Tagen wieder Appetit und so war die Schüssel schnell geleert.

Ich wartete noch eine kleine Weile bis ich mir sicher war das ich es bis in die Stadt schaffen würde. Schließlich zog ich mir meinen Mantel an und machte mich auf um da Haus zu verlassen. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht in welche Richtung ich gehen musste. Ich irrte eine Weile planlos durch die Siedlung bis ich auf Irena traf. Sie beschrieb mir den Weg Richtung Boston und ich verabschiedete mich bei ihr. Ich musste Richtung Süden um aus der Siedlung zu kommen. Zu meinem Glück traf ich dort auf einen Händler, der mich in seiner Warenkutsche mit nach Boston nahm. Zu Fuß hätte ich den Weg wahrscheinlich niemals ganz auf mich nehmen können. Ich war mir sicher, dass diese Verletzung mir in naher Zukunft noch Probleme machen würde. Am Stadtrand setzte der freundliche Händler mich ab und so galt es nur noch Master Kenway zu finden. Ich war mir nicht sicher ob er sich noch immer im Green Dragon befinden würde, schließlich waren es 10 Tage Abwesenheit meinerseits.

Assassin's Creed III (fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt