XL - Verantwortung

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„Silco ich muss dir etwas unglaubliches zeigen", sagte ich dann ziemlich aufregt und löste mich vorsichtig von ihm.
Konzentriert atmete ich aus, schloß meine Augen und hob meine Hände. Ich musste mich voll und ganz auf meine Kraft und auf meinen Geist fokussieren. Die Beschwörung der Magie ist ein schwieriger und anstrengender Prozess. Vor allem, wenn man sich alles selbst beibringen muss. Schließlich gibt es weit und breit niemanden, der mir helfen könnte. Nicht einmal Wissenschaft kann das. Denn Hextech ist zwar so eine Art Magie, aber auch wieder ganz anders. Außerdem verstehe ich die Wissenschaft dahinter nicht. Sie ist so komplex und verwirrend, dass ich schon nach kurzer Zeit keine Lust mehr hatte.
Wie auch immer. Ich bündelte meine Magie, spürte sie durch meine Adern fließen und setzte sie in meiner Handfläche frei. Ein grünliches funkeln war zu sehen. Es strahlte heller als die Sterne, erhellte alle Schatten. Es war ein unglaublicher Anblick. Jedes Mal, wenn ich meine Magie hervorrufe, bin ich begeistert. Eine seltene Schönheit, eine unglaubliche Macht in meiner Hand.
Silco war sprachlos. Gleichzeitig war er stolz. Das konnte ich an seinem Gesichtsausdruck ablesen. Er war überwältigt. „Das ist unglaublich", flüsterte er und näherte sich langsam meiner Hand. „Hast du das in Piltover gelernt?", fragte er. Stolz nickte ich. „Und sogar noch mehr. Denn meine Magie kann Menschen heilen. Zumindest so in der Art. Ich kann den Verfall und den Abbau des Körpers stoppen für eine bestimmte Zeitspanne", erklärte ich und ließ die Magie in meiner Hand wieder erschlössen. „Ich wusste schon immer, dass etwas ganz großes in dir steckt", meinte er darauf mit einem freundlichen Lächeln. Ich mochte es von Silco gelobt zu werden. Es gab mir etwas spezielles, etwas schönes. Als würden die Worte von einem liebevollen Vater kommen. Es mag sein, dass ich für andere ein kaltherziges und abgebrühtes Arschloch bin. Vielleicht bin ich manchmal etwas chaotisch oder durcheinander. Doch hier bei meiner Familie möchte ich auf das Beste setzen.
„Sevika wird ab nun auf dich aufpassen. Ich werde nicht zulassen, dass du jemals wieder gezwungen wirst, nach Piltover zu gehen", sagte er. „Ich kann auf mich alleine aufpassen", meinte ich nur darauf und sah ihn etwas enttäuscht an. Ich bin von alleine zurückgekommen, lernte Magie anzuwenden und wollte nichts mehr, als seine Anerkennung. Und dann? Dann will er mir einen Babysitter anhängen. Ist das sein Ernst? Ich fühlte mich so deprimiert, so abgewertet.
„Ich bin doch kein Kind mehr", führte ich noch etwas aufbrausend, zugleich traurig hinzu. „Vielleicht bist du kein Kind mehr, aber eine unvorsichtige Pubertierende", antwortete er streng. Streng, wie ein Vater eben. Doch seine Worte verletzen mich. „Das ist so unfair von dir", beschwerte ich mich.
Silco war nicht in bester Laune zum diskutieren. Ohne mich vorzuwarnen, packte er mich an meinem Kinn, zog meinen Kopf nach oben und starrte mich mit seinen tiefen Augen an. „Ich kenne dich ganz genau. Du wirst feiern gehen, dir einen antrinken. Du behauptest du bist erwachsen genug um auf sich selbst aufzupassen? Wie konnte es dann passieren, dass du von einem Glas Wein ausgeschaltet wirst? Du bist du unvorsichtig und zu naiv Ayra. Ich weiß was das beste für dich ist. Ich werde niemals zulassen, dass du nochmal in die falschen Hände gerätst. Denn du bist die Hoffnung Zauns. Solange wir dich an unserer Seite haben, wird Piltover es nicht wagen uns anzugreifen. Sie haben Angst vor der Magie. Ist dir überhaupt bewusst, wie viel Verantwortung auf deinen Schultern liegt?! Und du meinst ernsthaft du könntest das schon irgendwie hinbekommen und weiterleben wie zuvor?! Dich ansaufen, bis spät in die Nacht feiern und mit irgendwelchen Männern rummachen?!", schimpfte er streng mit mir. Ich konnte es nicht ertragen wenn er so streng zu mir war. Mir ist bewusst, dass ich ihm immer untergeordnet sein werde. Er ist mein Vater. Und seine Worte müssen befolgt werden. Ich seufzte.
„Denk daran, wer dich aus deiner Verzweiflung, aus deiner Einsamkeit geholt hat. Denk daran, wer deine Familie ist", flüsterte er mir ein. „Ja du hast Recht", gab ich schlussendlich nach.

Caught in Zauns Violence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt