Kapitel 1

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Pov : Melina

Hier ist sie: Meine Chance. Er steht gerade mit dem Rücken zu mir und kramt nach Münzen, um die Kassiererin zu bezahlen. Bargeld, damit unsere Spur nicht verfolgt werden kann. Aber vielleicht auch, weil seine Bankkarten gesperrt sein könnten, wegen zu hohen Schulden.

Naja, das spielt jetzt erst einmal keine Rolle.

Ich gehe langsam und leise ein paar Schritte rückwärts. Er merkt es nicht. Dann drehe ich mich um und laufe so unauffällig, wie möglich nach hinten. Zwischen alle möglichen Regale. Ich sehe ihn nun nicht mehr, also laufe ich etwas zügiger. Ich nehme die nächste Tür, an der ich vorbei komme und trete ein. Ich bete, dass sie nicht verschlossen ist und habe Glück. Erleichtert atme ich kurz auf. Doch dann wird mir bewusst, was ich getan habe. Ich bin weggelaufen. Und das nicht gerade clever. Ich meine die Kassiererin könnte mich gesehen haben, andere Menschen ebenfalls und er, er könnte all diese Menschen einfach fragen. Ich wette, keiner würde sich etwas dabei denken. Immerhin kann er so nett und zuvorkommend wirken mit seiner Charmanten Art. Er, dessen Gesicht ich hinter seiner Kappe nur einmal zu Gesicht bekam, als er mir eine übergezogen hat und die Kappe abfiel vor lauter Wut.

Ich schüttele den Kopf. Ich muss mich konzentrieren und schlau sein. Das eben war nicht geplant gewesen, es war eine Kurzschlussreaktion.

Verdammt, was soll ich nur tun?

Ich warte eine Weile, dann beschließe ich hervorzukriechen.

Tief ein und aus atmen... Okay, jetzt!

Ich öffne die Tür und Presse meine Augenlider zusammen. Aber nichts passiert. Glück gehabt!

Erleichtert, da er nicht vor der Tür mir aufgelauert ist, aber stets auf der Hut begebe ich mich Richtung Ausgang. Erstaunlicher Weise ist er auch hier nicht zu sehen.

Ich laufe weiter, schaue mich alle paar Sekunden um und hoffe, dass ich es geschafft habe. Hoffe, dass er mich nie wieder findet.

Langsam fange ich mich an etwas zu entspannen, werde langsamer und schaue mich um. Ich war so lange schon nicht mehr draußen. Die Sonne scheint so wärmend, obwohl es doch Winter ist und die Luft riecht so erfrischend nach Kälte. Passendes Stichwort... Jetzt, wo das Adrenalin langsam nachlässt, spüre ich den klaren Wind am ganzen Körper. Er zieht sich bis in meine Fingerspitzen. Meine Fingernägel sind schon blau eingefärbt und tatsächlich zittere ich am ganzen Körper. An sich kein Wunder, immerhin trage ich nur eine dünne Frühjahres Jacke und da drunter trage ich, was er mir heute Morgen heraus gelegt hat. Ein Tanktop aus so Flausch in Weiß und eine Leggins in Schwarz. Meine Haare sind offen, weil er es so mag. Er hat sie mir auch schwarz gefärbt. Das war eine krasse Umstellung von meinen hellbraunen Haaren, aber inzwischen hab ich mich daran gewöhnt. Mein Gesicht ist geschminkt, um unser Geheimnis zu verdecken.

Ich erwische mich, wie ich für einen Moment, der noch so kurz ist, wünsche nicht weggelaufen zu sein. Das Schicksal hat mir im falschen Moment zugehört... Ich ziehe scharf die Luft an. Alles in mir fängt an sich zu sträuben, als er mir in die Augen blickt. Er mit seinen eisernen, blauen Augen auf dem Weg zu mir. Es sind nur wenige Sekunden, aber es fühlt sich an, als würde ich Stundne brauchen, um mich zusammen zu reißen und zu rennen.

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