68|„Sie sind alles, was ich brauche."

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M I R A

Es klingelt.
Sein Mund ist nur wenige Zentimeter vor mir und ausgerechnet jetzt, von all den Momenten, in denen es an der Tür hätte klingeln können, tut es das jetzt in genau dieser Sekunde, in der ich ihm sagen will, dass ich alles von ihm möchte.

„Die Tür.", murmelt Herr Sezin und bringt sich nur schwer davon ab von meinen Lippen abzusehen.
Nur ein kleiner Kuss, verdammt. Mehr will ich nicht... Fürs erste.
„Ich habe auch Ohren.", entgegne ich und unterdrücke nur schwer ein Seufzen, während ich meine Hand von seinem Arm nehme.

„Wieso gehen Sie dann nicht aufmachen?", fragt er und grinst,„Oder erhoffen Sie sich hier etwas?"
Ich lache auf und weiche von ihm zurück, dass der Moment zwischen uns ein für alle mal endet. Die Blase aus Anziehung und Lust platzt und wir kommen wieder in der Realität an, in der wir uns im besten Falle heiter necken.
„Ich hoffe niemals.", stelle ich klar und stehe auf.

Hinter der Tür steht der Pizzabote mit meiner bestellten Pizza, die ich schon ganz vergessen hatte. Eigentlich habe ich keinen großen Hunger. Diese Unterbrechung hätte ich also verhindern können. Ich bezahle ihn und nehme die Pizza entgegen, die er mir schüchtern lächelnd ausstreckt.
„Es gab keinen Grund so schnell zu sein.", merke ich spitz an, als ich ihm die Pizza entreiße und die Tür schließe.

Wegen ihm wurde ich nicht geküsst.
Vielen Dank auch.

Mit der Pizza in der Hand gehe ich zurück ins Wohnzimmer und beginne lustlos zu essen, und obwohl Herr Sezin nichts wollte, isst er zwei Stücke mit, während wir einen Katastrophenfilm sehen, in den wir mitten drinnen zugeschaltet haben. 
Er lehnt sich kein Mal mehr in meine Richtung und wir reden nur ein paar Mal über die Handlung und probieren herauszufinden, was zuvor passiert sein könnte, doch nach einer Fortsetzung der Annäherung zwischen uns scheint es nicht mehr zu kommen.
Sobald der Film endet und die Pizza aufgegessen ist, steht Herr Sezin beinahe sofort auf, dass ich zu ihm aufschaue und meine Finger an einer Serviette schnell abwische, als er nach seiner Mütze greift.

„Gehen Sie etwa schon?" Mit besorgtem Blick betrachte ich ihn, dass er seine Hand mit der Mütze wieder senkt. Er zieht die dunklen Brauen zusammen.
„Wie lange soll ich denn bleiben?", hakt er nach, dass ich schweigend zu ihm blicke und ihn meinen Blick deuten lasse.

„Etwa die ganze Nacht?", deutet er und stemmt die Hände in seine Hüften, als er ungläubig die Brauen hochzieht. Statt zu antworten zucke ich mit den Schultern und er runzelt die Stirn noch heftiger.
„Dann hätten Sie nicht irgendwelche Dämonen unterm Bett erwähnen sollen!", protestiere ich schwach und werde zum Ende des Satzes hin immer leiser.
Er reibt sich die Hand über die Stirn.

„Ich muss Ihnen jetzt doch nicht ernsthaft erklären, dass es keine Dämonen und Geister gibt, oder?"
„Woher wollen Sie das wissen? Haben Sie ein drittes Auge oder so?", fordere ich ihn hinaus und recke mein Kinn vor, dass er mehrmals blinzelt.
„Sie haben nicht einmal Alkohol getrunken, das Ihren Unsinn erklären könnte.", überlegt er laut und kratzt sich am Kinn, an dem dunkle Stoppel sind. Normalerweise ist er immer rasiert, aber in letzter Zeit scheint er seine Gesichtshaare nicht loswerden zu wollen. Ich glaube ich mag es. In Kombination mit seinen Tätowierungen verleiht es ihm eine noch charmantere Aura, was mich wie magisch anzuziehen scheint.

Aber jetzt ist sein leichter Drei-Tage-Bart nicht relevant.
Ich bin gleich wieder alleine und ich fühle mich noch nicht müde genug, um sofort einzuschlafen, wenn ich mich hinlege. Doch da muss ich wohl durch, wenn er gehen möchte.
Aras hat mich noch nicht zurückgerufen, gar die Nachricht gelesen. Auf ihn ist heute Abend kein Verlass.

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