Kapitel 8

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Pov. Xanah

Es war bereits Mittag als Ralis und ich endlich die Talsenke erreicht hatten in der wir Aurora treffen wollten. 
Es waren nur noch ein paar Kilometer bis zu den großen alten Bäumen, bei denen Aurora und die anderen Feen zuhause waren. 
Aber zwischen uns und Aurora lag immer noch der Sumpf, den es zu durchqueren galt. Und das bedeutete auch das wir uns langsam aber sicher in das Territorium der Sumpfteufel begaben, was mir ein ungutes Gefühl im Bauch gab.
Der Wald lichtete sich und verwandelte sich mehr und mehr in eine schier endlos wirkende Sumpflandschaft.
Aus der Erfahrung heraus blieb ich erst mal stehen und sah mich mit ernster Miene genauestens in der Umgebung um. 
"Was ist los?", fragte Ralis hinter mir. 
"Noch nichts. Ich sehe nur nach ob es sicher ist. Hast du schon mal von Sumpfteufeln gehört?", stellte ich die Gegenfrage und drehte mich dabei zu Ralis um, damit ich ihn ansehen konnte. 
Dieser schien kurz zu überlegen, schüttelte dann aber den Kopf. "Nein, das sagt mir gar nichts."
"Die Sumpfteufel leben hier in diesem Sumpf. Sie sind sehr Revierverteidigend und dulden außer den Waldfeen keine Fremden in ihrem Sumpf. Sie greifen gerne aus dem Hinterhalt an  und versuchen dich zu überraschen. Das Problem dabei ist, dass man sie dank der Farbe ihrer Schuppen kaum von den Bäumen unterscheiden kann. Sie können für Stunden einfach nur still da stehen und spielen tote Bäume oder liegen im Wasser. Hmmm.. ach ja, und sie sind hochgradig giftig. Das ist denk ich alles was du erst mal wissen musst", erklärte ich ihm. 
Ralis nickte mir mit einem lächeln zu. "Ich werde die Augen offen halten. Wie weit ist es denn noch bis zu deiner Freundin?", wollte er wissen.
"Nicht allzu weit. Wir müssen nur noch durch den Sumpf, dann sind wir so gut da",  antwortete ich ihm. Ralis Gesicht hellte sich auf: "Worauf warten wir dann noch?", fragte er enthusiastisch und wollte an mir vorbei laufen. 
Ich hielt ihn jedoch an der Schulter zurück, woraufhin er sich umdrehte und mich fragend ansah. "Hast du schon wieder vergessen was ich dir eben gesagt habe? Die Sumpfteufel könnten direkt vor dir stehen und du würdest sie nicht bemerken. Ich war schon öfter hier, ich kenne den Weg und im Vergleich zu dir weiß ich wie die Sumpfteufel aussehen. Lass mich lieber vorgehen."
Ralis machte einen Schritt zur Seite und sah etwas peinlich berührt zu Boden.
"Entschuldige. Ich will nur so schnell wie möglich Damien helfen, weißt du."
Ein lächeln schlich sich auf meine Lippen. "Wir werden deinen Freund finden. Und wir werden ihm helfen. Darauf hast du mein Wort." Ralis sah mich dankbar an und nickte entschlossen.
"Also los. Hier müsste irgendwo ein Pfad sein der uns zu Aurora führt, und halt ja die Augen  offen , verstanden?", sagte ich. Darauf antwortete Ralis mit einem knappen: "Ja", und wir fingen an zu suchen.

Nach ein paar Minuten fand ich den Weg, der hinter einem kleinen Gebüsch verborgen war. 
Es war ein kleiner Trampelpfad der gerade breit genug war um darauf laufen zu können und der sich wie eine Schlange in den Sumpf windete.
An einigen Stellen musste man aufpassen dass man den Weg nicht verlor, da er von den Pflanzen komplett überwuchert worden war oder sich in mehrere Wege aufgabelte. Hier und da musste man über umgestürzte Bäume klettern und aufpassen dass man nicht abrutschte und ins Wasser fiel. Ständig auf der Hut vor den Sumpfteufeln. 
Wir kamen nur langsam voran aber die Sumpfteufel hatten uns bis jetzt noch nicht bemerkt, glüklicherweise.
Doch das sollte nicht mehr lange so bleiben. 
Vorsichtig tastete ich mit meinem Stab den Boden ab um nicht einzusinken, während ich mich an einem Moosbedeckten Felsen festhielt. 
Ich hielt kurz inne und sah nach hinten zu Ralis. 
Plötzlich bemerkte ich eine unscheinbare Bewegung im Augenwinkel und ganz in der Nähe ertönte ein leises Knacksen. Sofort machte ich Ralis klar stehen zu bleiben  und sah mich um. 
Und tatsächlich, nicht weit von uns entfernt, kaum zu erkennen und als umgestürzter Baum getarnt, lag ein Sumpfteufel. Direkt vor uns auf dem Weg. Die einzige Bewegung die ihn verriet war das leichte kräuseln des Wassers das von ihm ausging.  
Leise machte ich einen Schritt zurück zu Ralis und versteckte mich hinter den Felsen. "Ok, bleib ruhig. Mach keine lauten Geräusche oder hektische Bewegungen. Sonst wird er auf uns aufmerksam.", flüsterte ich ihm zu. 
"Er?", kam es genauso leise zurück. "Der Sumpfteufel direkt vor uns", erklärte ich nervös.
"Denkst du denn er kann mich überhaupt sehen?"  
"Ich weiß es nicht. Aber ich hab keine große Lust darauf es heraus zu finden."
Meine Augen suchten die Umgebung ab, während ich mir überlegte wie wir weiterkommen könnten ohne den Sumpfteufel im Nacken zu haben.
"Ich hab einen Idee", gab ich kurz darauf bekannt und bückte mich vorsichtig, um einen kleinen Stein aufzuheben, den ich an Ralis weiterreichte.
"Siehst du das?", flüsterte ich ihm zu und deutete dabei auf einen toten Baum der etwas abseits stand. An dem Baum hing ein Ast der schon halb abgefallen war und kurz davor war einfach abzubrechen. "Denkst du du kannst den Stein so werfen dass der Ast abfällt?", fragte ich ihn leise. "Ich versuchs", gab er genauso leise zurück.
Er zielte, holte aus und warf den Stein. Dieser traf sein Ziel und landete danach mit einem Platschen im Wasser. 
Erst sah es so aus als ob der Ast hängen blieb und nur etwas hin und her wackeln würde, doch dann gab er mit einem lauten knacksen nach und fiel auf einen zweiten Ast. Der konnte dem Druck nicht lange standhalten und zusammen schlugen die beiden Äste schließlich auf dem Boden auf und zerbrachen unter lauten Knacken zu kleinen Stücken. 

Getötet, Besessen und BefreitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt