Die ungeschriebenen Gesetze der Bibliothek

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Nun, wo halten sich die meisten Studenten die meiste Zeit auf, oder sollten es zumindest? Genau, in der Bibliothek! Wobei niemand das Wort ganz ausspricht, so soll besagter Ort auch in diesem Text nur noch "Bib" genannt werden. 

Hält man sich in der Bib auf, so sind natürlich ein paar Regeln zu beachten. Und ich meine damit nicht nur die üblichen bekannten - nichts Essen, keine Taschen mit hinein nehmen etc. - sondern vielmehr die ungeschriebenen Gesetze, die nicht weniger geläufig und dafür weitaus mehr respektiert unter den Studenten sind!

1. Lass deine Tasche nicht unbeaufsichtigt stehen. Lass keine Wertgegenstände in den Mänteln. 

Wenn doch, ist Besagtes nämlich weg und du hast dich der Verführung zum Kameradendiebstahl schuldig gemacht. Der Verlust ist quasi das Resultat deines schlechten Karmas.

2. Geh nicht in die Bib ohne Kleingeld 

Ja, unser Gehirn ist nämlich faul. Was das mit Kleingeld zu tun hat? Sehr viel! Arbeitest du nämlich fleißig an deinem Referat, Hausarbeit oder was auch immer, so wirst du früher oder später eine Pause brauchen. Dein Gehirn zwingt dich dazu. Es WILL gar nicht ununterbrochen arbeiten. Also wirst du irgendwann merken, dass du plötzlich deine Fingernägel ganz interessant findest oder es irgendwo juckt etc. Dein Hirn benötigt Ruhe. Und du selbst womöglich auch Stressnahrung, Seelentröster, einen Smalltalk oder was noch zur Bewältigung des enorm anspruchsvollen wissenschaftlichen Schuftens dienlich ist. Also nimm dein Kleingeld und hol dir aus dem Automaten etwas Süßes, oder einen Kaffee. Dann kann man sich super mit den anderen Leuten treffen und für ein halbes, dreiviertel Stündchen zusammensetzen, die die selbe Idee hatten und gemeinsam darüber philosophieren, wie wenig Zeit und wie viel man in dieser zu tun hat.

3. Wer einschläft und dabei schnarcht, darf mit Büchern beworfen werden

(Die friedliche Ruhe der Bibliothek sollte nicht mit so unlieblichen Tönen wie den sägenden, krachenden eines/ einer Schnarchenden gestört werden. Das Bewerfen des Störenfrieds/ der Störenfriedin ist folglich eine Notwendigkeit und sollte von diese*n nicht mit Ärger, sondern mit Verständnis wenn nicht gar mit Dank begegnet werden. Schließlich beendet dies die öffentliche Beschämnis des*derslben.

4. Heimliches Geflüster darf riskiert werden

Dagegen sind verstohlene Blicke zwischen Tischnachbarn oder gegenüberstehender Parteien wie auch sich Zulächeln und leises Geflüster wie ein Tannenzapfen zwischen den Holzscheiten: dadurch kann Feuer erst richtig entfacht werden! Aber soll man nicht leise sein? Nun, stellt es euch so vor: Stunden der Stille werden in der >Bib< verbracht. Wertvolle Zeit, die man gerne draußen oder in den Studentischen Bars, im Hörsaal 17 3/4 (der Unicafeteria) verbringen möchte, werden hier dem geopfert, weswegen man ursprünglich doch von zu Hause ausgezogen ist: dem Studieninhalt. Sind dann nicht die wenigen Worte, die man an diesem Ort der Stille riskiert, nur um einen anderen Menschen anzusprechen, und die einem böse Blicke einbringen können, nicht umso kostbarer? 

5. Sex in der Unibib - Mythos oder Alltag?

Wer spricht in seiner Studentenzeit nicht vom Tabu schlechthin - vom Ort, der das Oxymoron zur Tat ist - die totenstille >Bib< und der wildeste Akt an sich, gleich nach all den Studenten- u. WG-Partys, Demos, Karaoke- und Mädels-Abenden etc.? Ich gebe beschämt zu: ich bin leider während meiner Zeit zu brav gewesen, um hier nützliches Wissen sammeln zu können, jedoch sei so viel gesagt: Seit Bibliotheken existieren, die von jungen, gutaussehenden Studenten und Studentinnen betreten werden, wird der verbotene und widersprüchliche Reiz vom Sex in der Bib ausgehen. Bitte schreibt mir, wenn ihr hierzu mehr wisst, als ich Unglückliche!

6. Die letzte und wichtigste Regel: Die Bib ist dein zweites Zuhause!

Das erste Zuhause, bzw. 'Wohnzimmer' eines jeden Studenten, wo die Freizeitaktivitäten stattfinden, man seine Freunde trifft  etc. ist die Studentenbar. Der zweitwichtigste Ort, an dem man als Student:in mindestens ebenso viel Zeit verbringt, die die Bib. Es ist deshalb auch vollkommen normal, wenn man dort mit dicken Flauschesocken oder Hausschuhen herumläuft und sich eine Kuscheldecke mitbringt (für den Schoß, nicht zum Schlafen; man will ja nicht riskieren mit Büchern beworfen zu werden). Leider muss man den Tisch leer räumen und alle Sachen mitnehmen, wenn man seinen Platz nach getaner Arbeit wieder verlässt, um nicht gegen die erste Regeln, dem Verbot zur Verführung zum Kameraden:innen-Diebstahl zu verstoßen. Sonst könnte man sich dort durchaus noch weiter häuslich einrichten, mit Fotos der geliebten Menschen, einer kleinen Schreibtischpflanze etc.




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