Tanz mit mir𖨆

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Es war mitten in der Winterzeit.
Es wurde früher dunkel, doch es war nie finster, denn die ganzen Lichterketten der Bewohner an ihre Häuser beleuchteten die Landschaft, mit Partnerschaft den funkelten Sternen und das schimmernde Mondlicht.
Umfüllt, war die Stadt mit einem feinen Geruch von sämtlichen Gebäcken, frischen Tannenbäumen und natürlich mit der leichten Meeresbrise.
Und begleitet wurde das mit leisem Kirchenchor Gesänge aus der Ferne.

Die Stadt wurde zugeschneit, sodass die Bürger nicht auf die Straßen konnten, und in ihre Wohnungen gefangen waren.
So schlimm war es eigentlich nicht, denn es war Weinachszeit und alle versammelten sich so oder so mit der Familie. Nur gab es das Problem, dass die meisten Familien nicht darauf klarkamen, die ganzen Zeit unter ihre Angehörige zu sein, dass sie anfingen sich zu streiten, und die Familien zerbrachen.

Aber nicht die Familie, unsere Räuber. Nein.
Sie blieben friedlich miteinander und hatten kein Grund zum Streiten.
Worüber hätten sie sich auch streiten sollen?
Martín spielte auf dem Wohnzimmer-Teppich mit den kleinen Rafael Autorennen und Andrés war in seinem Zimmer und malte an sein Gemälde weiter, mit den buntesten Farben die er finden konnte.

In der Luft flog zärtlich die Tonkunst von dem alten Plattenspieler umher.
Es waren feine, ruhige Musiknoten, die perfekt zu der friedlichen Weinachsstimmung passte.

Rafael war schon ein großer Bengel.
Er war schon nh Meter groß und seine goldigen Locken ließen ihn wie ein Engel aussehen. Dazu trug er noch eine graue Hose mit Hosenträger, ein weißes Hemd und eine braune Fliege an den Kragen, damit jeder sehen konnte, dass er Andrés Sohn war. Er sprach schon einfache Sätze und verstand schon vieles.
Zu viel, könnte man sagen.
Und er liebte es, Martín zu ärgern. Früher hat er ihn ,,Mama" genannt. Jetzt weiß er natürlich, dass er nicht seine Mama ist, nannte ihn aber trotzdem manchmal so.

,,Mama?"

Martin gab ihm keine Antwort, sondern fuhr lieber weiter mit sein kleines Autolein den Teppich entlang.

,,Onkel Martín?"

Martín hielt an.

,,Ja?"

,,Wie sehr magst du mein Papa?"

Martín schaut ihn entgeistert an.

,,Ich versteh' nicht, was du meinst."

Rafael überlegte ein Moment.

,,Naja. Im Kindergarten haben alle die Papas eine Frau die sie begleiten und unterstützen. Und sie lieben sich auch. Aber mein Papa hat keine Frau, sondern dich. Und lieben tut ihr euch auch nicht."

Der Argentinier war ein bisschen von der Sprache verschlagen.
Was sollte er denn darauf antworten?

,,Hör mal mein Guter. Familie besteht nicht aus Mama, Papa und ein Kind. Die Familie sucht man sich selber aus. Menschen, die dir immer helfen und lieben, gehören zu deiner Familie. Ich bin nicht deine Mama, aber ich bin trotzdem ein Teil deine Familie, zusammen mit deinem Papa, oder?"

,,JA!",

rief Rafael sehr laut, mit einem Lächeln und strahlenden Augen.

Martín lächelte ein bisschen schüchtern.

,,Na siehst du? Und ich und dein Papa lieben uns zwar nicht wie die Mamas und Papas der Kinder aus deinem Kindergarten, aber wir sind trotzdem eine Familie, weil wir uns gegenseitig helfen
und lieben tun wir uns auch ein bisschen, auf eine andere Art und Weise, ein wenig anders als die anderen.
Zumindest tue ich das."

,,Das heißt, dass du mein Papa liebst?"

Rafael stand auf und ging aus dem Zimmer raus.

,,Hey warte, wohin -"

Berlermo IllusionenꨄWo Geschichten leben. Entdecke jetzt