Das Leben ist hart. Das muss man akzeptieren. In den meisten Filmen, die Leute sehen, gibt es so etwas wie ein „happy end". Aber das ist alles eine Lüge. Aschenputtel hat den Prinzen geheiratet. Toll für sie. Ende des Films. Woran aber niemand denkt, ist dass sie sich danach auch noch trennen können. Die Wahrheit ist: Das Leben geht weiter. Auch nach dem Ende des Films. Wir Menschen sind Träumer. Wir träumen vom schönen Leben, dem glücklichen Ende. Aber was für ein Ende soll das bitte sein? Es gibt nur ein Ende im Leben. Das Gegenteil: den Tod. Und dieser ist für die meisten Mitmenschen zumindest nicht so „happy". Solange man lebt sollte man also eine schöne Zeit haben. Aber gibt es das überhaupt? Was ist eine schöne Zeit? Eine Zeit, über die man glücklich sein kann, bevor man stirbt. Und wie soll ein Mensch dort hinkommen. Wie geht das?
„Ich bin Zuhause!", rief ich aus dem Flur raus. Einige Sekunden kam mir auch schon meine Mutter entgegen. „Hallo, du bist schon da?" Sie schien schockiert und wenn ich es mir nicht einbildete sogar panisch. Meine Mutter starrte mich komisch an, doch ich erwiderte nur ihren Blick und ging in mein Zimmer. Kurz noch wunderte ich mich , wieso sie so verwirrt gewesen war, doch dann beschloss ich Klavier zu spielen. Auf dem weg zum Wohnzimmer, wo unser Flügel stand, dachte ich an mein Leben und wie schwer ich es hatte. Ich hatte Eltern, aber doch hatte ich auch keine. Das Gefühl, immer allein zu sein, auch wenn man rund um die Uhr von Menschen umgeben ist. Es begleitete mich ständig durch den Alltag. Ich konnte mit vielen lachen, aber danach war ich immer allein. Ich gegen den Rest der Welt.
Ich war so in meine Gedanken vertieft gewesen, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass ich schon im Wohnzimmer angekommen war. Panik stieg in mir auf. Der leere Platz in der Mitte des Raumes hatte bestimmt nichts zu bedeuten. Sie hatten das Klavier bestimmt nur umgestellt. Sie. Meine Eltern. Meine Mutter und mein Vater. Mein Vater! Ich spürte meine Panik immer größer zu werden. „Mama???" „Ja mein Schatz?"Mittlerweile war sie hinter mir. „WO IST MEIN KLAVIER?" Ich war nicht mehr nur panisch, sondern ich wurde auch extrem wütend. Meine Mutter hatte damit bestimmt nichts zu tun, aber das war mir egal. Außerdem war ich ja nicht nur auf sie wütend. Auf mein Vater, auf meine Schule, auf... Ich war nicht auf jemand genaues wütend. Ich war auf alle wütend. Ja, auf die ganze Welt. Ich wollte einfach nur mein Klavier wiederhaben. Korrekt, MEIN KLAVIER. Ich hatte es von meiner Oma geerbt, da sie, offensichtlich anders als meine Eltern, wusste, wie sehr ich die Musik liebte. Aber was heißt schon >>Eltern<<? Meine Mutter riss sich zusammen und erwiderte: „Nun ja... Die Sache ist die..." Durch die Spannung wurde mir noch übler als zuvor. „Sag es doch endlich..." Ich konnte nicht länger warten, ich musste einfach wissen, was los war. Als sie mir dann sagte was los war, spürte ich wie mein ganzes Blut in mein Gesicht hoch lief. Meine Augen gaben die erste Träne von sich. Es würde noch eine Weile dauern, bis ich verkraften würde, dass mein Vater mein Klavier verkauft hatte. Für denn Fall, dass ich es jemals tun würde. Wieso, das hatte mir nie jemand gesagt. Ich durfte jetzt nicht weinen. Zusammenreißen. Reiß dich zusammen Marcy! Es ist bestimmt nur ein schlechter Scherz. Alles ist gut, alles ist gut.Und auch wenn nicht, du wirst auch ohne Musik gut auskommen.Ohne Musik.Das ganze Leben lang. OHNE MUSIK.Ohne Klavier. Ohne das Einzige, was ich liebe. Ich spürte erst, wie sehr ich schon weinte, als meine Mutter fragte, ob alles „OK" sei. Aber ich war immer noch extrem sauer. „Was ok? Wie sollte denn jetzt bitte etwas ok sein? Er hat mein Klavier verkauft! Ich regel das jetzt." Ich war fest entschlossen, denn so durfte es nicht enden. Ich würde mein Klavier zurückbekommen. Behalten. Und niemand würde mich jemals wieder davon abhalten. Es war der einzige Ort, der mir noch geblieben war, um abzutauchen. Frei sein. Ich selbst sein. Niemand würde mir sagen, was ich falsch machte. Das konnte ich einfach nicht verlieren. Als ich aus dem Raum ging und damit gegen die Schulter meiner Mutter schubste, die immer noch im Türrahmen stand, sagte sie noch: „Tu das nicht! Er ist gerade...". Den Rest hörte ich nicht. Es war mir aber auch völlig egal, denn alles was ich wollte, war das Beste aus meinem Leben zurückbekommen. Und das würde ich jetzt tun. Ich ging in die Küche, wo wie erwartet mein Vater schon saß. „Was hast du mit meinem Klavier gemacht?" Ich schrie so laut ich konnte, damit er verstand, wie wichtig es für mich war. Er drehte sich langsam um. Scheiße. Er war betrunken. Er stand auf und griff den Stuhl, auf dem er bis vor Kurzem gesessen hatte. Ich merkte schnell, was er vorhatte und versuchte wegzurennen. Aber es war schon zu spät. Er hatte mich beim Arm gepackt und machte sich startbereit. Ich schrie jetzt schon, weil ich wusste, wie sehr es wehtun würde. Mir half dies immer. Kurz darauf kam der Schlag. Der Schmerz pochte nur so in meiner Schulter und ich sah, wie es blutete. Mir war klar dass ich damit zum Arzt gehen müsste. Wie, ohne dass meine Eltern es bemerkten würde es schwierig werden, aber ich hatte ja keine Wahl. Die Zeit, um darüber noch nachzudenken nahm mir mein Vater weg, indem er mit dem zweiten Schlag folgte. Der splittrige Holzstuhl zerbrach an meinem Knie. Es tat so weh. Was für ein Scheiß Leben ich nur hatte. Er ließ den Stuhl fallen und gab mir eine letzte Ohrfeige, kurz nachdem er mir fest in den Bauch geschlagen hatte und ich schon auf den Boden gefallen war. Mir wurde schwindelig. Sehr schwindelig. Ich sah noch kurz das besorgte Gesicht meiner Mutter, bevor mir ganz schwarz vor den Augen wurde.
Als nächstes erwachte ich im Krankenhaus auf der Notstation. Ich hatte noch nie ein Krankenhaus von innen gesehen, es mir aber trotzdem ganz anders vorgestellt. Viele Köpfe beugten sich, mit besorgten Gesichtern, über mich. Glückliche Leute, die so eine Art von Brutalität nie erleben mussten. So hart hatte er mich noch nie zusammengeschlagen. Einer der Ärzte stellte, fest: „Sie ist stabil!!"
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Why we?
Teen FictionMarcy lebt auf der Straße und ist am Ende ihrer Hoffnungen, doch dann kommt Stella auf sie zugerannt. Sie scheinen sich gut zu verstehen und kommen sich immer näher. Alles scheint perfekt, aber dann kommt die echte Welt um die Ecke. Trotz des Verbot...