Ich Bin Der Mensch, Der Ich Nie Werden Wollte

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Meine Gedanken tun mir weh
Deine auch
Jedes Wort, dass ich sage, brennt auf meinen Lippen
Jedes deiner Worte fühlt sich an, wie ein Messerstoß zwischen die Rippen

Dein Mitgefühl ist fehl am Platz, unangebracht
Liege wach die ganze Nacht
Sind deine Worte wirklich gut durchdacht?
Hast du mal drüber nachgedacht?
Bei jeder Umarmung von dir
Hasse ich mich innerlich ein bisschen mehr
Nach jedem gut gemeintem warmen Wort
Springt mein Lächeln über Bord

Weißt du denn nicht was mich so quält?
Nicht der Fakt, dass es passiert ist
Nicht die Frage, wie's dazu kam
Noch ist es meine innere Scham

Was mich so quält ist nicht was war
Sondern das Bewusstsein darüber,
zu was ich im Stande bin zu tun
Das macht den Typ Mensch aus mir,
den ich am meisten verabscheu' und verachte
Den ich voll Hass in den Augen betrachte
Wie kannst du mir nur in die Augen sehn',
Wenn ich das nicht mal kann,
während ich vorm Spiegel steh'

Der Fakt, dass es soweit gekommen ist und das Bewusstsein, was ich noch hätte tun können
Randalieren in meinem Kopf
Brodeln wie kochend heißes Wasser in einem Topf
Wie können mir Leute nur mein Wohlbefinden gönnen?
Während ich der Mensch bin, der Schmerz verursacht
Aber selber unversehrt aufwacht

Wie siehst du nur den Menschen in mir
Den ich so gerne vorgeb zu sein
Ja, ich weiß, meine propagierten Prinzipien trüben den Schein
Aber ich bin genau der Mensch, über den ich mir den Mund zerreiße
Den ich voll Abscheu abweise
Der Mensch, der große Reden schwingt
Und Moralverständnis propagiert
Andern Menschen Moralpredigen diktiert
Und selbst nur ein Idealbild imitiert
Der anscheinend nichts kapiert
Und eigentlich das Bild vom schlechten Menschen definiert

Wie kannst du mir nur in die Augen schauen
Während ich vorm Spiegel stehe und kaum wage, mich das selbst zu trauen

Wortgewirr - Gedankenflut und ChaospoesieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt