"Miss Anderson! Würden Sie mir die Ehre erweisen meinem Unterricht zu folgen?", blaffte Mrs Johns und unterbrach damit mein Gespräch mit Charlie. Genervt rollte ich mit den Augen und drehte mich dann langsam mit einem aufgesetzten Lächeln zu ihr um. Mrs Johns war eine der ältesten Lehrerinnen an der Hampton High und es gab kaum einen Schüler an der Schule, der in ihrem Unterricht nicht kurz davor war einzuschlafen. Es war keine Seltenheit, dass in ihrem Unterricht Gespräche geführt wurden oder die Schüler unter dem Tischen heimlich an ihren Handys spielten. Normalerweise störte es Mrs Johns nicht, sie schien es noch nicht einmal zu bemerken, doch heute war irgendetwas anders. Irgendetwas an diesem langweiligen grauen Montag Vormittag schien sie zu stören. Besonders freundlich war Mrs Johns nie, doch wie sie uns heute anblaffte, übertraf ihre sonstige Unfreundlichkeit noch einmal. War vielleicht ihr Hund gestorben? Hatte sie überhaupt einen Hund? Oder war sie eher eine dieser älteren Damen, die Zuhause nur ihre Katzen hatten und niemanden sonst?
"Natürlich!", versicherte ich ihr mit einem, wie ich hoffte, besänftigendem Lächeln.
Es kam nicht oft vor, dass ein Lehrer mich ermahnen musste. Anders als Charlie hasste ich es im Mittelpunkt zustehen. Es war mir verdammt unangenehm die Blicke der ganzen Klasse auf mir zu spüren und so gab ich mir Mühe nicht zu sehr aufzufallen.
Oft wünschte ich mir etwas mehr so zu sein, wie Charlie. Sie war nicht nur hübsch und selbstbewusst, sie schien auch vor nichts Angst zu haben und schaffte es immer andere zum lachen zu bringen.
Mit ihrer dunklen, glatten Haut, ihren fast noch dunkleren und unfassbar krausigen Haaren und ihren warmen braunen Augen zog sie jeden in ihren Bann.
Wäre sie nicht schon seit Jahren meine beste Freundin, dann wäre ich vor lauter Neid vermutlich ertrunken.Mrs Johns schien meine Antwort zu genügen, denn sie drehte sich wieder zur Tafel um und begann in ihrer unsauberen Handschrift etwas zu schreiben. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Charlie sich wieder zu mir rüber beugte. "Wann wollen wir uns treffen?", flüsterte sie. Ich dachte kurz nach, ich würde heute noch ein Referat fertig machen müssen, aber lange sollte das nicht dauern. "16:30 Uhr, bei dir?", schlug ich vor und sie nickte, "Klingt gut!"
Zwei Sekunden später kündigte ein lauter Gong das Ende der Stunde an und der ganze Kurs begann hektisch ihre Tablets und Bücher in ihre Rucksäcke zu stopfen um das Klassenzimmer so schnell, wie möglich, zu verlassen.
Ich wartete kurz, bis Charlie es schaffte den Reißverschluss ihres übervollen Rucksacks zu zuziehen, dann eilten wir gemeinsam aus dem Raum. Zielstrebig drängelten wir uns durch die Masse an Schülern, die auf den Fluren unterwegs waren.
Manchmal fragte ich mich, wie es in einer kleinen Stadt wie Hampton so viele Schüler geben konnte.Hinter einer kleinen Gruppe von Neuntklässlern entdeckte ich Alicia und Cleo, die vor unseren Spinden auf uns warteten. Alicia lehnt sich lässig an die Reihe an Schließfächern hinter ihr und hört Cleo zu, die ihr gerade etwas erzählt, während sie wild mit den Armen wedelt.
„Hey, Leute!“, rief Charlie und hob die Hand um Alicia ein high five zu geben.
Ich ließ meinen Rucksack auf den Boden plumpsen und zog einen Stapel an Büchern hervor, die ich heute nicht mehr brauchen würde. Während ich sie in meinem Spind verstaute hörte ich zu, wie Cleo sich über den langweiligen Englischunterricht beschwerte. Die hatte Probleme, ich würde jederzeit mit ihr tauschen! Der Geschichtsunterricht bei Mrs Johns war so langweilig und nervtötend, dass ich mir große Mühe geben musste überhaupt wach zu bleiben.
Mit Schwung ließ ich die Tür meines Spindes zu fallen und gab damit das Zeichen zum Aufbruch. Mit ausgefahrenen Ellenbogen kämpften wir uns einen Weg durch die Schülermasse.
Wir gingen nicht zur Cafeteria, wo sich ein Haufen Schüler das schreckliche Essen, das es dort gab, rein quälte, stattdessen nahmen wir das anliegende Treppenhaus und hievten uns die vielen Stufen bis in die dritte Etage empor.
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The Secrets Hidden In Your Shadows
ФэнтезиAls Mias Mutter plötzlich schwer krank wird - die Ärzte können ihr Überleben nicht garantieren - bricht für Mia eine Welt zusammen. Sie setzt alles daran einen Weg zu finden, wie ihre Mutter wieder gesund werden kann. Dabei stößt sie auf einige neu...