Kapitel 1: lächelt doch mal

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Oh man ey, so hatte ich mir das Ganze nicht vorgestellt, dachte ich, während ich genervt auf die Uhr schaute und den hundertsten Cappuccino herausgab. Noch eine Stunde und danach noch aufräumen, dann hatte ich endlich Feierabend. Dieser ganze Stress bei der Arbeit ging mir echt an die Nieren, ständig dieses „zieh doch nicht so ein Gesicht" von irgendwelchen Typen an der Kasse ging mir noch viel mehr auf die Nerven. Auch wenn ich das ganze schon aus der Kleinstadt kannte, in der ich vorher gelebt hatte, ich dachte es wäre hier anders. Als ich vor ein paar Wochen nach Berlin gezogen bin. Ich wollte endlich raus und in einer Großstadt leben, leider war die Realität anders als gedacht. Den Studienplatz hab ich nicht bekommen, also, fragte ich meine alte Chefin ob sie mir einen neuen Job in Berlin vermitteln kann. Eigentlich hatte ich zwar gar kein Bock mehr als Barista zu arbeiten, ich hasste es, aber wenn ich erstmal einen Job hab, könnte ich wenigstens die Miete bezahlen. Immerhin sind die Kollegen hier wesentlich cooler und ich hab schon mal etwas Anschluss gefunden, auch wenn mir das immer schwer fällt, aber ganz allein in Berlin wäre jetzt auch nicht das wahre. Heute waren wir nur zu dritt bei der Arbeit, es war Dienstag und nicht so viel los. „Lou kannst du noch schnell den Müll rausbringen bevor wir schließen?" fragte meine Kollegin Alexa. „Ja klar" antwortete ich. Auch wenn's eklig war den Müll wegzubringen, mochte ich es, da ich kurz abschalten konnte. Als ich wieder kam war der Laden auf einmal mega voll. Eine Gruppe von Touristen entschlossen sich noch kurz vor Ladenschluss 10 Kaffees zu bestellen. Ja klar, was auch schonst dachte ich mir. Also wieder schnell an die Bar und die Getränke vorbereiten, als sich die Kunden noch hinsetzten wollte, merke ich an, dass wir gleich schließen würden und sie ihren Kaffee doch bitte mitnehmen würden, einer der Kunden war alles andere als glücklich über diese Aussage und fing an mit mir zu diskutieren. Das kann doch nicht wahr sein ich bekomme gleich einen Nervenzusammenbruch, dachte ich mir. Zum Glück kam Alexa zur Rettung und entschuldigte sich bei den Kunden, welche daraufhin mürrisch den Laden verließen. „Du kannst auch ruhig Feierabend machen, siehst ziemlich gestresst aus und eigentlich hättest du ja auch schon seit 30 Minuten Schluss, alles gut, Lena und ich machen das hier" „Bist du sicher?" fragte ich „Ja alles gut, fahr nachhause und entspann dich, ich weiß, dass du momentan viel Stress hast und dich erstmal an dein neues Umfeld gewöhnen musst" „Okay alles klar, danke dir, echt, schönen Feierabend euch später". Nachdem ich mich umgezogen hatte und mich von meinen Kollegen verabschiedete verließ ich den Laden. Ich ging ein paar Schritte, während ich mir ne Kippe drehte um ein bisschen runterzukommen. Ich suchte hektisch mein Feuerzeug in meinen Jackentaschen, das kann doch nicht wahr sein, hat meine Kollegin wieder mein Feuerzeug geklaut? Nochmal in den Laden pack ich jetzt nicht, aber warten bis ich zuhause bin auch nicht. Naja was soll's dachte ich mir, ich ging ein paar Schritte und tippte einem rauenden Typen, der vor einer Bar stand auf die Schulte, dieser drehte sich gelassen um. „Sorry, hast du mal Feuer? Meins wurde mir geklaut" „Immer diese Assis die sich kein eigenes Feuer kaufen können" grinste er mich an und nachdem er mich kurz musterte hielt mir das Feuer hin. Ich musste schmunzeln, zündete meine Kippe an und wollte gleich weiter, „warte mal kurz" sagte er. Oh ne was denn jetzt noch, muss jeder Typ hier einen volllabern? Ich will einfach nur nach Hause „mh?" sagte ich genervt. „Wow da ist aber eine genervt, du gehörst anscheinend auch zu den Assis die Feuer sneaken?" entgegnete er mir mit einem Lächeln im Gesicht. Perplex schaute ich auf das Feuerzeug in meiner Hand und reiche es ihm. „Sorry bin so im Stress irgendwie, voll vergessen" sagte ich im hielt ihm das Feuer hin. „Alles jut, war nur n Joke, kannste behalten, hab noch eins mit" berlinerte er. Zum ersten Mal schaute ich ihn an und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Trotz der Dunkelheit leuchteten mich seine strahlend blauen Augen an und ich war kurz sprachlos. „Äh- ok-okay danke dir" stotterte ich. Wie peinlich war das denn gerade? Endlich lerne ich mal jemand nettes hier kennen und sofort blamiere ich mich. „Keen Ding" grinste er mich an. Ich merkte wie ich langsam rot wurde „Okay ich muss jetzt auch los, danke nochmal" lächelte ich zurück und ging weiter. Was war das denn gerade? Wie peinlich! Aber was war das bitte für ein lächeln? Schnell steckte ich meine Airpods in die Ohren und spielte meine entspannte Deutschrap Playlist auf Shuffle. Nachdem ich endlich in der U-Bahn auf dem Weg nachhause saß, konnte ich mir ein grinsen nicht verkneifen. Wow, dieser unbekannte Typ hat mir, wie auch immer, echt ein bisschen den Abend versüßt und meine Laune gerettet. 

Nachts in Berlin (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt