Auf der Suche

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---Jake---

Ich sah mich um und erblickte eine kleine Gruppe Jugendlicher, die noch relativ nüchtern wirkten und ging auf sie zu.

"Hey, erkennt einer von euch vielleicht dieses Mädchen?", ich zeigte das Foto aus Leas Handyhülle in die Runde.

"Nö, nie gesehen.", antwortete eines der Mädchen.

"Ganz sicher? Seht bitte nochmal genau hin, ist sie heute vielleicht mal hier vorbei gekommen?"

"Hmm, ne. Sorry. Die war wirklich nicht hier.", sagte ihre Freundin kopfschüttelnd.

"Vielleicht versuchst du es mal bei denen. Die sind eigentlich immer hier.", einer der Jungs deutete auf eine Gruppe Skater.

"Alles klar, danke."


Ich ging auf einen der Skater zu und hielt ihm das Foto vor. "Hey, ich hörte ihr seid öfter hier. Könnt ihr mir vielleicht helfen? Ich bin auf der Suche nach diesem Mädchen."

"Ne, die kenn ich nicht. Jim hast du die vielleicht mal gesehen?", der junge Skater nahm mir das Foto ab und zeigte es einem seiner Freunde.

"Nope, sorry Bro.", antwortete Jim.

"Einer von euch vielleicht?", er zeigte das Foto den anderen Jungs.

Sie alle schüttelten verneinend die Köpfe.

"Tut mir Leid, sollte ich sie sehen werde ich ihr sagen, dass du nach ihr suchst.", sagte er und gab mir das Foto zurück.

"Danke trotzdem.", ich wandte mich von ihnen ab.


"Hey warte mal!"

Verdutzt drehte ich mich um und einer der Skater stand auf mal direkt vor mir.

"Ich kenne dich doch irgendwoher.", er sah mich irritiert an.

Ich führte ihn, an der Schulter, ein paar Meter von seinen Freunden weg. "Billy?", fragte ich perplex.

"Woah Man, Jake? Bist du es wirklich? Sie erzählten sich du wärst tot."

"Erzähl bitte niemandem, dass ich hier war!"

"Wieso nicht?"

"Weil es besser ist, wenn manche in dem Glauben bleiben, dass ich tot bin."

"Was hat es mit dem Mädel auf sich?"

"Sie ist verschwunden und ich muss sie finden, du hast sie nicht zufällig hier gesehen?"

"Nein, wirklich nicht. Sorry Jake."

"Schon okay. Kennst du vielleicht Em?"

"Klar kenne ich den."

"Kannst du mir sagen wo ich ihn finde?"

"Der ist meistens in der Nähe der Stairs."

"Danke Billy."

"Kein Ding Jake."

"Kannst du mir noch einen Gefallen tun?"

"Klar."

"Kennst du die zwei Mädchen da hinten?"

"Ja, das sind Alicia und Kim. Warum fragst du?"

"Könnt ihr Jungs ein Auge auf die beiden werfen? Sie scheinen ziemlich betrunken zu sein und jemand sollte dafür sorgen, dass sie heile nach Hause kommen."

"Alles klar."

"Danke Billy und bleib sauber!"

"Klar doch. Machs gut Jake.", wir verabschiedeten uns wie früher mit dem Baymax-Handschlag.


Billy war damals unser Nachbar, als ich ihn das letzte Mal sah war er etwa zehn Jahre alt. Er war genau wie ich, schon sehr früh ein sogenanntes Schlüsselkind, weil seine ebenfalls alleinerziehende Mum, genau wie meine, viel arbeiten war.

Einen Tag hatte er seinen Schlüssel vergessen und saß alleine im Hausflur, als ich aus dem Skatepark zurück kam. Ich hatte gerade frisch den Film Baymax von Em bekommen.

Billys Mum arbeitete immer bis spät abends und ich wusste dass er noch einige Stunden dort hätte sitzen müssen, also hab ich ihn mit in unsere Wohnung genommen, schob uns Pizza in den Ofen und wir sahen uns gemeinsam Baymax an. 

Naja, da haben wir uns dann unseren Handschlag abgeschaut.


Ich begab mich zu den Stairs und hielt unauffällig Ausschau nach Em. Doch konnte ihn nicht ausfindig machen.

Auf einer Bank saß ein Typ, der ganz offensichtlich Drogen an die Teens verkaufte, so oft wie seine Banknachbarn wechselten war dies alles andere als unauffällig.

Als er einen Moment alleine war, nutzte ich die Gelegenheit und setzte mich neben ihn auf die Bank.

"Kannst du helfen?", fragte ich, ohne ihn direkt anzusehen.

"Was brauchst du?"

"Ich suche jemanden."

"Äh dir ist klar, dass ich kein Partnervermittler bin?!", aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie er skeptisch zu mir blickte.

"Ich suche nach Em."

"Ich bin Em."

"Nein, bist du nicht!"

"Ich weiß doch wohl am besten, wie ich heiße."

"Ich suche den Em. Marcus."

"Was willst du von ihm?"

"Er hat etwas, das mir gehört."

"Dies ist nicht mehr sein Hotspot."

"Weißt du wo ich ihn finde?"

"Nein."


Dieser Kerl sah nicht nur aus wie ein Brocken, er war auch einer. Ich wollte die nächste Frage eigentlich nicht stellen, doch mir lief allmählich die Zeit davon, ich hatte keine andere Wahl.

"Was ist mit Dee?"

"Was soll mit ihm sein?"

"Wo finde ich ihn?"

"Keine Ahnung. Hab ihn länger nicht gesehen."

"Das ist alles, was du mir sagen willst?"

"Mehr habe ich nicht zu sagen."

Wortlos stand ich auf und verließ den Skatepark.


Ich suchte mir einen Fleck etwas abseits zwischen einigen Büschen, von dem ich jedoch Blick auf den neuen 'Em' hatte. Wie erwartet zückte er sein Handy und telefonierte mit jemanden. Früher oder später wird wohl einer von ihnen hier eintreffen. Jetzt hieß es also abwarten.

"Hey Johnny. Hast du noch was gefunden?"

"Jo hab ich, Marcus lebt nicht mehr in Middleton. Er lebt zusammen mit Frau und Kind in West Middleton."

"Frau und Kind? West Middleton? Seit wann?"

"Mindestens seit vier Jahren. Und Jake? Ich habe aktuelle Fotos von ihm auf Social Media gesehen, auf keinem einzigen hat er eine Narbe im Gesicht."

"Also war das in der Bar nicht Marcus?!"

"Scheint so."

"Fuck!"

"Was ist los Jake?"

"Ich habe im Skatepark Fragen gestellt. Ich hab gehofft ich könnte Em oder Dee so ködern. Vermutlich wird es nicht mehr lang dauern bis sie hier eintreffen werden, um nach mir zu suchen."

"Wir sind bald da Jake."

"Nein! Ihr müsst zu Em um ihn zu warnen! Womöglich habe ich ihn oder seine Familie damit in Gefahr gebracht."

"Bist du dir sicher?"

"Er hat Familie Johnny!"

"Okay verstehe, wir werden ihn warnen und kommen dann direkt zu dir."

"Danke Johnny. Behalt mich im Auge!"

"Hab dich auf dem Radar. Pass auf dich auf!"

Duskwood - breaking wallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt