The short Story

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Es war spät.
Der Himmel war bereits schwarz und frei von Wolken.
Einzig und allein die Sterne, der Mond und die wenigen Straßenlaternen spendeten Licht auf den sonst so dunklen Wegen.
In einem angesehenen, wunderschönen Café war eine Frau in einem roten Kleid.
Sie saß alleine an einem Tisch, welcher eigentlich für zwei Personen bestimmt war.
Der Raum, in dem sie saß, war schön hell und die braunen runden Tische standen weit genug auseinander, dass man gut umhergehen konnte.
Die Frau schaute traurig und verletzt in ihre Tasse, die mit heißem Tee gefüllt war.
Es war Krieg und durch diesen hatte sie zuerst, schon vor ein paar Jahren, ihren geliebten Mann und anschließend, erst vor kurzer Zeit, ihren ebenso geliebten Sohn verloren.
Beide Männer wurden an der Westfront vom Feind des Landes umgebracht.
Sie konnten nicht gerettet werden, da sie von einer Bombe erfasst worden waren.
Die Frau dachte, warum so etwas nur passieren musste.
Sie wusste, dass sie nicht die erste und auch nicht die letzte Person war, deren Familie im Krieg umgekommen war.
Sie war ziemlich wohlhabend, musste so die schlimmen Ereignisse, die durch den Krieg nun einmal passierten, nicht selbst zu Gesicht bekommen.
Dass Menschen starben, die man gut kannte, die man liebte, waren nun einmal die Folgen von so einem Gefecht und dem Gegner ging es nicht anders.
Sie verloren ebenfalls Geliebte, Familie und Freunde.
Sie erlitten Verluste...
Das wusste die Frau ganz genau.
Trotz dem Fakt, dass sie solches Wissen hatte, überlegte sie andauernd, warum es unbedingt sie treffen musste, die niemals geglaubt hätte, in ihren 30ern schon keine Familie mehr zu haben.
Es gab nicht mehr viel in ihrem Leben, wenn nicht so gar nichts, das ihr Freude bereiten würde.
Sie hatte Angestellte, doch diese mochte sie nicht sonderlich und wurde von ihnen ebenso nicht wirklich gemocht.
Sie überlegte, ob sie sich vielleicht einen neuen Mann suchen sollte.
Sie war noch ganz ansehnlich, das stimmte.
Doch niemand würde sich eine Frau nehmen, die Witwe ist und obendrein schon einmal schwanger war.
Also dachte sie, es lohnte sich nicht, jemand neues kennenzulernen.
Es kam gerade einer der Kellner des Cafés an ihrem Tisch vorbei und sie bezahlte den Tee, den sie während ihren Überlegungen getrunken hatte.
Als sie das Café verließ, umschlung sie die Kälte des aufkommenden Winters.
Sie kuschelte sich in ihren dicken Mantel, den sie nicht einmal abgelegt hat, als sie das warme Café betreten hatte.
Auf dem Heimweg, in ihr Anwesen, musste sie eine Brücke überqueren, die über einen schmalen Fluss führte.
Sie ging an den Rand dieser und sah hinunter in das sprudelnde Wasser.
Der Gedanke, einfach hinunterzuspringen, kam ihr schon oft in den Sinn und doch hatte sie es nie getan.
Warum sie es ließ, wusste sie selber nicht genau, denn es wäre einfach, dachte sie, und niemand würde ernsthaft bemerken, wenn sie ihr Leben beenden würde.
Es würde sowieso niemanden wirklich stören, wenn sie fehlte.
Sie sah weiterhin am Rand der Brücke hinunter, als auf einmal ein Mann von ein paar Metern Entfernung aus rief, was sie dort machte.
Sie sah auf und bemerkte, dass der Mann näher kam.
Als sie erzählte, sie habe bloß dem Wasser zugeschaut, wie es den Fluss hinab fließt, meinte der Mann, es hätte danach ausgesehen, als würde die Frau sich jeden Moment hinunterstürzen wollen.
Die Frau musterte unauffällig den Mann ein wenig, während er sprach.
Er war gut gebaut, trug einen Anzug mit Krawatte und sie wusste, er war wohlhabend.
Sie hatte ihn schon einmal in der Wohngegend nahe dieser Brücke gesehen, und dort wohnten eben nur die Leute, die etwas mehr Geld hatten, als sie auszugeben wussten.
Der Mann und die Frau, beide etwas müde, unterhielten sich noch eine lange Zeit lang und fanden viel über den Gegenüber heraus.
Es wurde noch kälter, während die Nacht nur noch dunkler erschien.
Bevor sich beide von einander verabschiedeten, fragte der Mann, ob sie sich vielleicht in der nächsten Woche noch einmal treffen könnte.
Selber Tag, selbe Zeit.
Die Frau war einverstanden, da sie nicht all zu viel zu tun hatte, mit der Firma ihres verstorbenen Mannes, die sie schon weitergegeben hatte.
Nun waren es sieben lange Tage, bis sich die beiden wiedersehen würden.
Die Frau erwartete nicht viel von der neuen Bekanntschaft, freute sich dennoch sehr.
Dann, endlich war der Dienstag gekommen und die Frau machte sich auf den Weg zur Brücke.
Ihre Verabredung wartete bereits wenige Minuten und sah etwas nervös aus.
Als der Mann die Witwe, wie er wusste, sah, spiegelte sich blitzschnell Erleichterung in seinem Blick und sie begrüßten sich kurz.
Er machte ihr das Kompliment, sie sähe sehr gut aus und bekam es anschließend selbst.
Beide lächelten darüber, dass die Frau bloß gemeint hatte, er sähe nicht schlecht aus, und begannen ein langes Gespräch über alles nur erdenkliche.
Es würde ein nächstes Treffen geben, dass stand fest.
Unausgesprochen wussten die Erwachsenen sofort, gleicher Ort, gleiche Zeit und gleicher Tag.
So ging es einige Wochen.
Einmal, es waren mittlerweile vier Monate vergangen, fragte der Mann, ob sie vielleicht in ein Café gehen wollten.
Natürlich nicht so spät noch, das wussten sie beide auch so.
Er lud sie ein, für den Donnerstag in der selben Woche um 16 Uhr..
Das einzige, was die Frau daraufhin erwiderte, war ein lächeln gepaart mit den Worten, dass sie gerne käme.
Sie drehte sich, immer noch mit einem Lächeln im Gesicht, um und ging wieder nach Hause.
Sie dachte sich, dass es bloß eine von weiteren wunderbaren Verabredungen mit ihrem nun guten Freund war.
Es war nun fast ein Jahr her, etwa elf Monate, seid sie völlig allein war.
Nun war es bald soweit und ein Tag, vor dem sie etwas Angst hatte, rückte immer näher.
Ihr Geburtstag.
Es war nun der zweite, seit sie keine Verwandten mehr hatte und sie tat sich schon schwer, auch nur an diesen Tag zu denken.
Sie erwartete keine Glückwünsche oder ähnliches von ihrem Bekannten, weder per Post, noch persönlich.
Es war an ihrem Geburtstag, als es dann doch passierte.
Der Postbote läutete an der Glocke und stand mit einem Strauß rosa Lilien vor der Tür.
An den Stielen, der wunderschönen Blumen, war ein Brief festgebunden.
Auch, wenn sie nichts erwartet hatte, hoffte sie auf ein wenig Aufmerksamkeit von dem Mann, den sie erst vor zehn Monaten kennenlernen durfte.
Die Blumen stellte sie, nachdem sie den Brief abgemacht hatte, in eine weiße Vase und platzierte diese auf dem Küchentisch.
Nun nahm sie den Brief in beide Hände und las jedes Wort laut vor.
Der Mann, den sie nun doch als mehr, als nur einen Freund, sah, hatte diesen geschrieben.
Er wünschte ihr alles gute zu ihren Geburtstag und bedauerte, ihr nicht persönliche Glückwünsche überbringen zu können.
Nun... das konnte er nicht, da er sich bereits auf den Weg gemacht hatte.
Er hatte sich freiwillig gemeldet mitzukämpfen, sein Leben für sein Land zu riskieren.
Ja... er war auf dem Weg in den Krieg.
Er war dabei, sein Leben zu lassen, genau wie einige Männer des Landes vor ihm schon.
Im Brief stand geschrieben, er würde an der Westfront stationiert sein und dort kämpfen.
Bereits seit dem ersten Satz, hatte die Frau Tränen in den Augen, welche bloß durch den Letzten überschwemmt wurden.
>>Ich hoffe zutiefst, dass wir uns irgendwann noch einmal auf der Brücke wiedersehen werden.<<

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