Verzweifelte Schreie

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---Jake---

Wir lagen mittlerweile seit anderthalb Wochen im Krankenhaus, da sich bei mir eine Lungenentzündung angebahnt hatte, ließen mich die Ärzte nicht gehen. Lea hätte schon längst wieder nach Hause gedurft, das wollte ich jedoch nicht. 

Ich war mir nicht sicher, aber irgendwie glaubte ich sie war auch nur deshalb hier geblieben. Die letzten Tage war sie ziemlich schweigsam und manchmal kam es mir so vor als wäre sie gerade doch lieber woanders als ich.

Die letzten Nächte hatte sie kaum geschlafen, naja, eigentlich wir beide nicht wirklich. Immer wieder rissen ihre Albträume sie aus dem Schlaf und wenn ich nicht schon längst wach war, wurde ich meist von ihrem Schreien oder Schluchzen geweckt. 

Letzte Nacht jedoch nicht. 

Als ich nachts aus meinen eigenen Albträumen erwachte, lag sie nicht mehr neben mir im Bett. Stattdessen fand ich sie heulend im Bad unseres Zimmers sitzen. Sie wollte nicht, dass ich ihr näher kam, sie hat sich wirklich mit Händen und Füßen gewehrt, bis ich dann etwas lauter wurde. 

Es tut mir so unfassbar leid, ich wollte sie wirklich nicht anschreien, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Als ich die Nagelschere in ihrer Hand sah, hatte ich keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Sie ließ die schere daraufhin verängstigt fallen und folgte mir wieder ins Zimmer.

 Verängstigt! Weil ich sie angeschrien hatte, ich wollte nicht dass sie sich vor mir fürchtete, ich war einfach verzweifelt gewesen. Zum Glück kam ich gerade rechtzeitig ins Bad.


Nachdem ich die Schere weit von ihr weg geschafft hatte, bat ich die Nachtschwester um eine Schlaftablette. Die hatten sie Lea die letzten Nächte schon des Öfteren angeboten gehabt, aber seitdem ihr damals klar wurde, dass sie wegen Tabletten fast zehn Jahre ihres Lebens einfach vergessen hatte, nahm sie nicht mal mehr eine einfache Schmerztablette. 

Letzte Nacht nahm sie die Tablette die ich ihr reichte jedoch ohne jegliche Diskussion, wahrscheinlich aus Angst vor mir. 

Das hatte ich wirklich nicht gewollt. Ich war so ein Idiot! Ich hatte das Mädchen angeschrien, das mir alles bedeutete, aber ich wusste mir in dem Moment einfach nicht anders zu helfen. 

Danach hatte Lea sich in ihrem Bett von mir weg gedreht und sich in den Schlaf geweint. Ich hatte mehrfach versucht mich bei ihr zu entschuldigen und sie in den Arm zu nehmen, doch sie blockte mich jedes mal wortlos ab. Also ließ ich ihr letztendlich den Abstand den sie brauchte und lag die Nacht von ihr abgewandt wach, während ich ebenfalls die ein oder andere Träne vergoss.


Die Schlaftablette hatte sie ordentlich weg gehauen, sie schlief noch immer als das Frühstück bereits aufs Zimmer kam. Nachdem ich gefrühstückt hatte, zog ich ihr die Decke vorsichtig wieder unters Kinn und ging unter die Dusche.


In den Momenten alleine im Bad ließ ich meine Schmerzen für ein paar Minuten zu, ich konnte vor Lea nicht zeigen wie sehr ich eigentlich mit den Schmerzen zu kämpfen hatte. Die Prellungen im Gesicht verblassten langsam, nur von der blöden Platzwunde am Auge wird wohl eine kleine Narbe zurück bleiben. Der riesige blaue Fleck an meinen Rippen würde vermutlich noch einige Wochen zu sehen sein, er ging nur langsam vom kräftigem lila in blau über, geziert von gelb-grünen Rändern.

Vorsichtig legte ich den Stützverband neu um, atmete ein paar mal tief ein um die Schmerzen unter Kontrolle zu bringen und hustete mit etwas Blut gemischten Auswurf ins Waschbecken, bevor ich das Wasser nachlaufen lief.

Duskwood - breaking wallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt