Kapitel 4 - Rache ist süß

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Am nächsten Tag war das herbeigesehnte Match Gryffindor gegen Ravenclaw. Der Himmel zeigte sein schönstes blau, als wir in der Großen Halle frühstückten. Die Aufregung an den Tischen der beiden rivalisierenden Mannschaften schwappte auch bis zu uns Slytherins hinüber und ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sehr Harry damit beschäftigt war, Ron in Schach zu halten, damit dieser sich nicht permanent übergeben musste. Ein Blick von mir hinüber zum Gryffindortisch bestätigte meine Vermutungen.

Meine Sicht wurde allerdings von jemandem versperrt, der genau vor mir zum Stehen gekommen war. Ich sah auf und sah direkt in Draco Malfoys überhebliches Gesicht. Und war sofort auf der Hut, als er auf den freien Platz neben mir deutete. "Darf ich?"

Restlos verwirrt starrte ich ihn an. Tatsächlich war er so spät, dass die meisten Plätze besetzt waren und ihm gar nichts anderes übrig blieb, als sich neben mich zu setzen. Aber seit wann fragte er um Erlaubnis?

Er wartete nicht, bis ich sie ihm gab, sondern ließ sich entspannt neben mir nieder und begann zu frühstücken, während er sich ab und an mit Zabini unterhielt, der zusammen mit Pansy uns gegenübersaß, die mir mörderische Blicke zuwarf.

Ich versuchte, alle so gut es ging zu ignorieren und wünschte mal wieder, ich hätte mich einfach zu meinen Geschwistern und Harry setzen können. Gedankenverloren biss ich in mein Toast und brach sofort in heißeres Husten aus. Es war, als hätte ich in eine Chilischote gebissen. Der gesamte Slytherintisch grölte vor lachen. Jetzt war klar, warum Malfoy sich neben mich gesetzt hatte. Mit vor Schmerz tränenden Augen, tat ich das erstbeste, was mir einfiel, griff meinen Becher und trank ihn bis zur Neige aus - das Brennen verschwand augenblicklich aus meiner Kehle, dafür auch mein klarer Verstand. In den ersten Sekunden nahm ich es entsetzt wahr, einen Augenblick später war es mir völlig egal.

Mein Sichtfeld verschwamm, alles wurde unscharf. Alles bis auf die Konturen des wundervollen Jungen neben mir. Der starrte mich aus seinen verblüffend grauen Augen belustigt an und ich spürte, wie sich mein Mund wie von selbst zu einem entrückten Lächeln verzog. Mein Herz schlug schmerzhaft schnell in meiner Brust. Ich nahm weder wahr, wo wir uns befanden, noch dass uns hunderte von Schülern sehen konnten. Ich folgte einfach diesem unaufhaltsamen Ziehen, das immer drängender wurde, als ich nach seiner Krawatte griff und ihn zu mir heranzog. Schockiert stellte ich fest, dass er sich losriss und laut durch die Halle rief: "Lass deine Finger von mir, Weasley!"

Ich sah zu ihm auf, denn er hatte sich erhoben. Irgendetwas schien mir zu entgehen. Das konnte er so nicht meinen. In meinem Universum ergab sein Verhalten keinen Sinn. Ich erhob mich ebenfalls und als er sich mit einem spöttischen Blick daran machte, die Halle zu verlassen, folgte ich ihm ohne zu Zögern.

Draußen in der Eingangshalle wartete er schon auf mich. Alles an ihm schien mir erstrebenswert - von seiner kühlen abwehrenden Haltung über seine distanzierten grauen Augen bishin zu dem spöttischen Lächeln auf seinem Mund. "Du bist wirklich anfällig für diese Dinge, oder?"

Verwirrt sah ich ihn an und trat dann zu ihm, da es mir körperlichen Schmerz bereitete, weiter als einen halben Meter Abstand zu ihm zu haben. "Was meinst du?", fragte ich heißer.

Es geschah innerhalb von Sekunden. Er wirbelte herum, presste mich gegen die kalte Steinmauer und drückte mir endlich, endlich seine wundervollen Lippen auf den Mund. Ich fiel sofort in den Kuss ein. Es war wie eine Droge. Alles drehte sich. Das Blut rauschte heiß durch meine Adern. Ich wollte nicht, dass er je damit aufhörte. Doch er hörte auf, sah noch einmal zu mir herunter und flüsterte rau: "Rache ist süß, Weasley."

Dann ließ er mich allein. Als ich mich daran machte, ihm zu folgen, tauchten Harry, Ron und Ginny auf, die mich festhielten.

"Dieses miese Schwein! Wir müssen sie zu Slughorn bringen. Der hat mit Sicherheit das Gegenmittel parat.", hörte ich jemanden sagen, doch die Worte ergaben keinen Sinn. Ich wollte einfach nur wieder zu Draco und kämpfte heftigst gegen den Griff an, der mich festhielt.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt