(6) - Schläfchen.

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Sofort zuckt mein Körper zusammen, während ich ihn dann etwas zurückziehe und mich darauf dann auch schon umdrehe.

Hinter mir steht ein Mann. In der offenen Tür.
Ich antworte ihm nicht, denn ich spähe an ihm vorbei. Ich sehe keinen der drei Bekannten meinerseits, die noch im Gebäude sind. Also werden sie mich auch nicht sehen.

Somit drehe ich mich wieder weg, nehme all die Kraft meiner Beine zusammen und mit einem kräftigen Satz, springe ich auf das stabil steinige Fensterbrett. Von meiner Einlage des Sportes umgehauen, sieht der Mann mich nun mit ausschließlich geöffneten Mund an, während er vor Perplexität nur schweigen kann.

Perfekt.

Mich somit endgültig und komplett abwendend, sehe zum Boden herab. Es ist wirklich nicht tief. Alles ist gut Jungkook. Spring. Du schaffst das!

Nutze die Stille aus. Verschwinde in der nicht vorhandenen Dunkelheit und hoffe, dass Herr Kim dies aufnimmt; als Aussage der Klarheit des:
Ich wollte nicht mit dir essen.
Ich will Freiraum und selbst entscheiden, wann es mit uns startet.

Aber warte, könnte diese Flucht dann nicht komplett falsch verstanden werden? Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Also weg hier. Es ist wohl Zeit für mein frühes nachmittags Schläfchen.

Noch einen kleinen Schritt, meine Fußspitzen ragen über die Kante hinaus, sachte verlagere ich mein Gleichgewicht nach vorne, ich kann genaustens spüren, wie mein Gleichgewicht so langsam den Geist aufgibt. Somit die Kontrolle verlierend, falle ich, wie von der Handlung gewollt, nach vorne.

Anders als andere Säugetiere, der Spezies Katze angehörend, lande ich nicht auf all meinen vier Gliedmaßen. Nein. Mir reichen tatsächlich zwei aus. Und diese nutzen ihre angeboren menschlich veranlagten Muskeln aus, um mich gleich noch weiter weg vom Fenster fortzutragen.

Selbst 10 cm würden ausreichen. Nach dem Stillstand und der Entspannung meines Körpers, hat dieser, vom Geiste verlassen, mit keinem Sprung gerechnet. Von daher, erlitten meine Füße einen unbeschreiblichen Schmerz, welcher wie ein ungewollt ziehendes, beißendes und reißendes Vibrieren durch meinen Körper zuckte. Mittlerweile ist die Vibration verfallen, dennoch verspürt mein Hirn noch immer diesen Schmerz, will ihn nicht in Vergessenheit schieben, weswegen er mich, noch immer heimsuchend, bei diesem Gang zum Taxi gewissermaßen quält.

Geschwind hebe ich meinen Arm an, schüttel ihn in ein paar Richtungen, bis mein Ärmel sinkt und ich freie Sicht auf meine Uhr habe. Ich kann jederzeit erfahren wie spät es ist, jedoch ist es mir meistens egal. Ich will vom Schlag der vergehenden Sekunden ablesend nicht erfahren, wie die Zeit meines Lebens voranschreitet. Während ich mit ständig neuen Lebenszielen immer den Tod im Hinterkopf behalte. Meinen eigenen Tod.

Aber zu diesem Zeitpunkt, musste ich dieses teure, eigentlich sinnvolle, Teil anstarren, welches für mich nur ein Accessoire darstellt.

Verdammt. Ich hab die Signale meines Körpers richtig gedeutet. Das nachmittags Schläfchen ist mehr als nur nötig! Und die Zeit? Ist mehr als nur eindeutig reif!

Angekommen, reiße ich die Tür des gelben Fahrzeuges auf, welches auf mich gewartet hat.
„Hallo. Sind Sie Herr Jeon und gerade aus dem Fenster des Restaurants gesprungen-"

„Bitte keine Frage stellen. Ich hoffe doch sehr, dass Herr Park meine Adresse bereits angegeben hat?"
Ein Nicken von Vorne und ohne weiteres Erklingen der Stimme oder Gesten der Neugier, fuhr er los. Mich hier weg. Von einer interessanten Sicht aus betrachtend, ist dies etwas waghalsig. Von uns beiden. Ich weiß nicht, ob er wirklich meine Adresse weiß und er, er weiß nicht, ob ich wirklich der angekündigte Gast bin. Da verlassen wir uns beide anscheinend auf ein wohlgewollt geplantes Schicksal des Lebens.

Wobei eine Entführung meiner Persönlichkeit recht viel Aufmerksamkeit und Lösegeld mit sich bringen könnte. Selbstverständlich würde ich alles bezahlen, was er verlangt.
Nur aus eigener Hand möchte ich sterben.

In Gedanken verloren, sind diese überall, jedoch ohne Zusammenschluss auch noch grenzenlos erscheinend ein Zeitvertreib.
Denn kaum scheint mir meine Position im Wagen sitzend angekommen, stockt die Fahrt. Eigentlich wollte ich die Fahrweise des Fahrers kritisieren, den Fokus meiner Augen zurückerlangend und aus das Fenster setzend, erblicke ich jedoch den Eingang des Gebäudes, indem mein Apartment liegt.
„Vielen Dank." Ohne weitere Zögerung greife ich in meine Tasche und ziehe mein Notfallgeld hervor.

Tatsächlich lass ich mich nur ungern auf solche Treffen ein, der Höflichkeit halber und aufgrund möglichen Alkohols als Intus, hab ich immer genug Scheine bei mir, die jegliche Taxi-Fahrten im Umkreis der Stadt ermöglichen. Somit bezahle ich die Kutscher zwar meistens zu hoch, interessiert mich jedoch nicht.

Den gewollten Wort-Klang einer Ansage der Kosten ignorierend, drücke ich dem älteren Herren die Scheine in die Hand, eh ich dann auch schon abgeschnallt, aufgestanden und die Tür wieder schließend, zum Eingang gehe.

Wie schön wieder hier zu sein.

Noch zur Tür hechtend, kann ich meinen linken Fuß dazwischen schmeißen und somit muss ich die Klinke nicht selbst betätigen, sondern kann die ehemalige Handlung eines Vordermannes zu meinen Gunsten verwenden. Wenn einem Drehen und Wenden liegt, kann man bei fast jeder Situation eine positive Seite erkennen. Dafür muss man jedoch eine gewisse Fähigkeit in sich beherbergen, welche nicht gerade selten eine Leugnung der grauenhaften Realität beinhaltet.

Auch nach dem Betreten und dem klar, als deutlichen Zufallen der Tür, sind die Spuren eines Vordermannes noch immer erkennbar. Der erste Fahrstuhl von insgesamt zweien ist besetzt. Fährt gerade schon in die Höhe.

Zu meiner Frustration muss ich dann jedoch noch etwas feststellen. Der eine fährt in die Höhe und der andere ist im zehnten Stock.

Somit den Knopf betätigend, geht das Teil seiner mechanischen Aufforderung nach und mehr ungeduldig als geschickt, schwenkt der Standpunkt meiner Beine in einem Takt. Kurz lagere ich all mein Gewicht auf rechts, dann kippe ich nach linke, schwenke zurück nach rechts und so weiter. Dies jedoch so schnell und hippelig, dass jeder Außenstehende wohl denken würde, dass ein Gang zum Klo für mich nicht nur nötig, sondern in dringendster Notwendigkeit verfällt.

Als der Fahrstuhl mit einem, auch für Blinde erkennbaren, Ping ankommt, sind gegen meinen Erwartungen keine Stunden vergangen. Dies realisierend, hinterfrage ich meine körperliche Aktivität des ungeduldigen Wippens, während meinen Gedanken zum ersten Mal klar wird, wie behindertengerecht das Gebäude ist.

Wo meine Gedanken mittlerweile angekommen sind, ist unglaublich. Ich wohne hier seit zwei Jahren und bisher kam mir etwas Derartiges noch nie in den Kopf.

Somit durch die offene Tür schreitend, bevor die Technik in ihrer Automatik zu einer zeitlichen Schließung übergeht, wähle ich die Nummer meiner Etage aus. Zwanzig. Also wird es jetzt doppelt so lang dauern, wie die Wartezeit eben. Na super.

Es wird Zeit, erneut zu schwanken. Links. Und nach rechts. Wohin jetzt? Ich glaube nach links. Danach am besten nach rechts.

Ping. Der innere Monolog dazu ließ die Zeit irgendwie schneller vergehen. Merk ich mir. Das ist echt gut.

In meiner Jackentasche wühlend, ziehe ich diesmal kein Geld, sondern den Schlüssel meiner Wohnung hervor. Und wie das Schlüsselschlossprinzip es vorhersagt, passt dieser perfekt in das Schloss des Apartments im zwanzigsten Stockwerk.

Wunderbar. Endlich Ruhe. Harmonie. Keine Stimmen oder Unruhe.

Nur Tee, ich und ein Hauch an Entspannung, welche schlafend nicht nur den frühen Nachmittag, sondern ganzen Tag ausklingen lassen wird.

Lieber geh ich an diesem grässlichen Tag früh schlafen und stecke all meine Hoffnung in den nächsten Tag und dem frühen Erwachen, statt zu versuchen aus einem ranzigen Datum doch noch ein Kunstwerk zu zaubern.

Immerhin bin ich kein Zauberer.

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Huhu!

Möglicherweise kommt heute noch ein Kapitel, hab es einer gewissen Person versprochen. ✋🌚

Weitere Gesprächsthemen fallen mir gerade nicht ein. Cu later!

the (blood) party. | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt