(7) - Erloschene Abwesenheit.

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Es ist Zeit vergangen. Dies ist wohl klar. Jeder Schlag meiner Augen. Die Öffnung, die Schließung, kurz. Einfach nur unbedeutsam, gleichzeitig jedoch der Fortschritt jedes Atemzuges. Bin nicht tot. Lebe weiter.

Sehe die Landschaft an. Betrachte die Menschenmasse. Erkenne es, bin keiner von ihnen. Würde nicht untergehen, den Fluss unterbrechen. Stehenbleiben, während alles gedankenlos strömt. Mich umsehen, etwas erkennen wollen, während jeder ohne jegliche Hinterfragung fortzieht. Nichts bleibt stehen, bis zum Aufschlag am Ufer, man ist eines der vielen Wasser-Teile, welche zersplitternd, jederzeit untergehen. Erscheinend unbedeutsam..

Menschen. Jeder hat seine Identität. Aber wer kennt dich eigentlich richtig? Es sind so wenige. Schnell wird man vergessen. Das Leben. So unnütz. Handlungen können überzeitlich werden, Knochen versteinern, aber mit deinem laufenden Blute geprüft, existiert du nur solang, wie dein Herzschlag fortschreitet. Bleibt er stehen, bleibst du in Köpfen. Wirst ein paar Jahre nicht vergessen, über Generationen weitergetragen. Aber sobald die letzte ursprünglich nahe Kontaktperson fortgeht und deine Geschichte nicht weitererzählt hat, erlöschst du komplett. Die noch leicht glimmende Glut des Lebens wird irgendwann komplett in der Luft des tragenden Windes - Zukunft - untergehen.

Ich bin müde. Hab keinen Schlaf gefunden. Hab nachgedacht. Jedoch keine Sekunde mein Handeln hinterfragt oder mit bestehender Reue die Vergangenheit angezweifelt.

Kim hat sich nicht bei mir gemeldet. Sich wohl damit abgegeben, dass die Zeit weiterschlägt. Das Essen auch ohne Coach schmeckt und mein Desinteresse am Lunch niemals aufgesetzt war. Hoffentlich gibt er nicht auf.

Erneut steh ich am Fenster. Hinterfrage den täglichen Strom der Arbeiter. Erkenne wohl eigene Angestellte, dessen Gesichter ich mir niemals merkend, nach der Zusage sofort vergaß. Ausschließlich ihr Schritt, welcher in das Gebäude zu meinen Füßen führt, offenbart es. Gewissermaßen sind sie ein Teil von mir. Halten alles am Laufen. Mein Erbe.

Zuckend weiten sich meine Augen erneut. Die meisten Autos da unten sind schwarz oder wie ein Taxi eben wohl lackiert gelb. Andere Farben sind im Spektrum der Mischung eine Seltenheit. Jedoch kein Unikat und von daher in einer gewissen Regelmäßigkeit der farblichen Erkennung meiner Augen beinhaltet. Aber dieses Auto, es kommt mir bekannt vor. Das Schwarz wie von jedem anderen Gefährt der Tiefe strahlend in einer Reflexion der Sonne beinhaltet.

Es ist dennoch anders. So bekannt. Einfach nicht fremd.

Es ist das Auto, in welchem ich gestern selbst noch saß!

Er? Wieder hier. Tatsächlich. Der Wagen hält, die Tür springt auf und wie ein kleines Kind, welches seiner Eomma versprechen muss vor dem Abendessen zu Hause zu sein, schreit er dem Fahrer noch etwas zu, bis er dann auch darauf zu rennt. Zum Eingang. Dem Loch unter meinen Füßen. In mein Reich. Er betritt mein Leben und wird es wie gestern, ohne Zustimmung, vollziehend keine Rücksicht auf Meinungen meinerseits anlegen. Er hat also tatsächlich nicht losgelassen..

Ich muss handeln. Sofort. Nicht überlegen. Nicht mehr zwinkern. Ihn aufhalten, der Zeit kein zu schnelles Voranschreiten ermöglichen, während ausschließlich Nachdenken ein Vollziehen der eindeutigen Klarheit bei mir hervorruft. Es ist wieder so unpassend, zwar wollte ich kein Aufgeben von ihm, ihn dennoch nicht erneut begrüßen. Verwirrend. Unlogisch. Komisch. Das bin ich.

Meine Tür öffnet sich. Es kann alles sein, aber diesmal tatsächlich unmöglich er. „Herr Jeon? Ihr Tee ist fertig-"
Sofort spring ich los. Entferne mich von der Fensterwand, von der freien Sicht in die Tiefe. Lass meine Gedanken los. Verliere jegliche Hinterfragung. Verfolge eine Idee. Sie ist spontan. Dumm. Und später wird sie mir auf jeden Fall noch Scham herbeiführen. Ist mir aber egal. Ich werde es tun.

the (blood) party. | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt