Kapitel 10 - Herr Lobrecht, Ihr Kaffee ist fertig

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Am nächsten Morgen wurde ich von lauten Regentropfen, die gegen das Fenster prallten geweckt. Ich öffnete vorsichtig meine Augen und musste mich erst einmal orientieren. Ich lag immer noch genauso da, wie Felix mich gestern platziert hat. Auf seiner Brust. Seine Augen waren noch geschlossen und das leichte pfeifen seiner Nase versicherte mir, dass er noch schlief. Ich merkte schon, ohne mich bewegt zu haben, wie mein Kopf brummte und entschloss mich, die Augen noch für einen Moment zu schließen, schließlich hatte ich heute frei und bei diesem Januarwetter war mir wirklich nicht danach, nach draußen zu gehen. Abgesehen davon wollte ich diesen Moment in Felix Armen genießen, wer weiß, wie lange es noch anhielt.
Einige Zeit später wurde ich wieder wach, ich muss wirklich nochmal eingenickt sein. Ich rieb mir etwas die Augen und bemerkte, dass Felix inzwischen auch aufgewacht ist.
„Guten Morgen" flüsterte er mit noch verschlafener Stimme.
„Morgen" lächelte ich ihn an.
„Hast du auch so einen Kater?" fragte er mich und rieb sich die Augen.
„Ja, scheiß Tequila" schmunzelte ich. Oder auch guter Tequila Lou, sonst würdest du hier jetzt nicht liegen.
„Kaffee würde bestimmt helfen, du bist doch Barista oder?" grinste Felix mich an.
„Nicht dein Ernst oder?  So behandelst du also deine Gäste?" lachte ich und Felix zuckte mit einem Grinsen im Gesicht die Schultern.
„Na gut, wie kann ich so einem Lächeln wiederstehen". Ich wandte mich von ihm ab, steckte mich noch einmal und setzte mich auf die Bettkante. Ich brauchte einen Moment bis ich aufstehen konnte, um mich an meine Kopfschmerzen zu gewöhnen. Als ich aufstand, spürte ich, wie Felix mir hinterherschaute und ich kicherte in mich hinein.

Ich ging ins Badezimmer, wusch mir mein Gesicht mit kaltem Wasser und putze schnell meine Zähne mit einer neuen Zahnbürste, die ich im Schrank fand. Da ich mich ziemlich eklig fühlte, beschloss ich, mich noch kurz unter die Dusche zu stellen, damit wird er ja wohl kein Problem haben.
Anschließend ging ich etwas aufgeweckter in die Küche, schaltete die Kaffeemaschine ein, nahm mir zwei Becher aus dem Schrank und machte uns beiden einen Doppelten Cappuccino. Bei Felix' Cappuccino gab ich mir extra Mühe und verzierte es mit einem Latte Art Herz.
Mit beiden Tassen in der Hand stand ich im Türrahmen des Schlafzimmers.  Ich schmunzelte als ich ihn beobachtete, er sieht so süß aus, wenn er so verschlafen ist.
„Herr Lobrecht, ihr Kaffee ist fertig" sagt ich mit gespielter Stimme und Felix setzte sich auf, musterte mich und biss sich etwas auf die Unterlippe. Ich trug immer noch nur einen Slip und sein T-Shirt und obwohl ich nicht mehr betrunken war, störte es mich nicht, schließlich hat der den Anblick gestern schon genossen und ich mochte es, ihn ein bisschen verrückt zu machen.
„Du bist ein Engel" grinste er mich an. „Ein hotter Engel" fügte er hinterher. Ich musste lachen, setzte mich wieder neben ihn ins Bett und reichte ihm seinen Kaffee. Er betrachtete das Herz und lächelte mich an.
„Kann ich dich einstellen? Dass du mir jeden Morgen in diesem Outfit meinen Kaffee bringst?" grinste er.
„Das hättest du wohl gerne" lachte ich und schlug ihm spielerisch gegen seinen Oberarm.
Wir tranken in Ruhe unseren Kaffee und genossen die Stille.
„Musst du heute noch arbeiten?" fragte er mich schließlich.
„Ne, hab frei"
„Gut, dann können wir ja heute den ganzen Tag hierbleiben" sagte er und grinste mich an.
„Meinetwegen" schmunzelte ich.
„Aber nur, wenn du so bleibst" sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht und ich verdrehte spielerisch meine Augen.
„Jetzt wird ich hier schon auf mein Outfit reduziert".
„Samma klar, hast du dich mal angeschaut?" lachte er.
„So ick brauch jetzt erstmal ne Kippe um ein bisschen klar zu kommen" Felix stand auf, schnappte sich sein Dreh Zeug und verschwand auf dem Balkon. Ich tat es ihm gleich, weil ich auf meine morgentliche Zigarette nicht verzichten konnte, es war wie ein Ritual. Weil es draußen viel zu kalt und nass war, verkroch ich mich anschließend wieder in Felix' Bett und mummelte mich ein. Derweil lauschte ich, wie die Dusche, unter der wohl jetzt Felix stand, prasselte.

Pov Felix:

Nachdem ich eine geraucht habe, beschloss ich, mich noch kurz unter die Dusche zu stellen, ich fühlte mich wie gerädert und musste irgendwie wach werden. Das warme Wasser entspannte mich und ich dachte über letzte Nacht nach. Ich hatte lange nicht mehr so einen intensiven Abend mit einer Frau, auch, wenn nicht mal etwas passiert ist. Naja, außer der Kuss, aber zu mehr war ich irgendwie nicht in der Large gestern. Wir haben uns so locker und offen unterhalten. Die meisten Frauen die ich kennenlerne, wollen einfach nur flachgelegt werden, damit sie ihren Freundinnen später davon erzählen können. Lou war nicht so. Sie sagte gestern, dass sie das Gefühl hat, wir würden uns schon ewig kennen. Dieser Satz geht mir nicht mehr aus dem Kopf, weil ich genau dasselbe dachte. Meine Gefühle spielen verrückt. Ich habe keine Frau in so kurzer Zeit emotional an mich rangelassen, aber irgendwas hatte sie etwas an sich, was mich verrückt machte. Sie war irgendwie anders. Cooler, nicht so schicki micki mäßig drauf und sie war ehrlich zu mir. Abgesehen davon sah sie einfach unglaublich gut aus. Bei dem Anblick wie sie mit beiden Kaffeebechern, nur in meinem Shirt und Slip in der Tür stand, wird mir wieder ganz heiß. Aber sie provoziert mich, sie weiß genau, dass ich sie heiß finde. Woll'n wir doch ma sehen, wer hier wen verrückt macht. Mit einem fetten Grinsen steige ich aus der Dusche und trockne mich ab. Ich ziehe mir nur eine frische Boxershorts an, wuschle mir noch einmal mit dem Handtuch durch die Haare und gehe oberkörperfrei ins Schlafzimmer. Süß, wie sie da so eingekuschelt liegt.
„Soll ich dir noch einen Kaffee machen?" fragte ich sie und grinste sie an. Lou drehte sich zu mir um, starrte mich mit großen Augen von Oben bis Unten an. Ihre Augen blieben an meinem Sixpack hängen. Wusste doch, dass sie das verrückt macht schmunzelte ich in mich hinein.
„Erde an Lou, ick hab dich was gefragt" lachte ich.
„Mh?" fragte sie und schaute mir erst jetzt in die Augen.
„Ob du noch einen Kaffee willst?" Lou schüttelte nur ihren Kopf und biss sich leicht auf die Unterlippe. Gewonnen schmunzelte ich und ging auf sie zu.

Nachts in Berlin (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt