Closer To You ✔

XXIII

Abends kehrte ich nach Hause zurück. Seit Solar aufgetaucht und mir seine Pläne offenbart hatte, konnte ich einfach nicht mehr aufhören darüber zu denken. Callum hatte ihm meine Entwürfe gezeigt. Entwürfe, die nie für jemand anderen bestimmt waren, außer für mich selbst. Solars Angebot mit ihm nach Mailand zu gehen und bei ihm eine Lehre anzufangen. Das Angebot, jeden der mir wichtig war, jeden den ich liebte zu verlassen und meiner Karriere nachzujagen. 

Ich blieb im Flur stehen. Stand zwischen Callums und meiner Tür und wusste plötzlich nicht mehr was ich tun sollte. In meinem Kopf herrschte Chaos, das viel zu groß war, um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können. 

Eigentlich hätte ich meinen Freund zur Rede stellen sollen, hätte fragen müssen, wieso er mir so in den Rücken gefallen war. Doch um ehrlich zu sein, hatte ich im Augenblick keine Kraft dazu mich damit tatsächlich auseinander zusetzen. 

Kopfschüttelnd holte ich die Schlüsseln heraus und ging in meine Wohnung. Nicht Heute. Nicht jetzt. 

Schwer seufzend und erschöpft, ließ ich meine Tasche auf den Boden fallen und auch meine Jacke landete dort. Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und steuerte die Couch an, nur um mich gleich drauf bäuchlings auf die fallen zu lassen. Blind griff ich nach einem Kissen und vergrub mein Gesicht darin. Was sollte ich jetzt nur tun? 

Was Solar mir da anbot, war die größte Chance, die ich je bekommen würde, das wusste ich. Es war schon immer mein Traum gewesen Designerin zu werden. Aber meine Familie, meine Freunde und Call zu verlassen? Konnte ich es tun? 

Allzu lange blieb ich nicht alleine, denn schon bald hörte ich, wie die Wohnungstür geöffnet wurde. Ich musste nicht mal hinsehen, dass es Callum war. Obwohl ich eigentlich nicht aufstehen wollte, tat ich es dennoch. Obwohl ich keine Lust hatte mich darüber zu unterhalten, wusste ich, dass mir nun keine andere Wahl blieb. 

Call kam auf mich zu, mit einem Lächeln im Gesicht, doch als es bei mir stand, die Arme nach mir ausstrecke, um mich an sich zu ziehen, trat ich einen Schritt zurück. 

Verwirrung tauchte in seinen Augen auf und sie wurde größer, je weiter ich mich von ihm entfernte. Er ließ die Arme wieder fallen. >>Was ist los?<<, fragte er, behielt jedoch den Abstand, den ich zwischen uns aufgebaut hatte. 

Was los war? Ich war enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass er Solar meine Entwürfe gezeigt hatte, obwohl er ganz genau wusste, was ich davon hielt. Wütend darüber, das er mich hintergangen hatte, ohne an meine Gefühle zu denken. 

>>Solar war vorhin in der Boutique<<, erwiderte ich kühl und konnte deutlich in seinem Gesicht die Veränderung erkennen. Er begann zu begreifen. 

>>Liz, das..<< 

>>Wieso hast du das getan?<<, fuhr ich ihm ins Wort. 

Eine gefühlte Ewigkeit sah er mich einfach nur an, ehe er ergebend seufzte. >>Es war nicht meine Absicht gewesen. Solar war heute Morgend in meinem Laden gewesen, um Blumen zu kaufen. Und du hattest deinen letzten Zeichenblock bei mir vergessen.<< 

>>Und da dachtest du mal, wieso nicht?<< 

Kopfschüttelnd kam er einen Schritt näher. Vorsichtig, als hätte er Angst, mich zur Flucht zu schlagen. >>Liz, er hat sie zufällig gesehen und gleich erkannt, dass sie von dir waren. Was hätte ich denn sagen sollen? Das es meine Entwürfe waren?<< 

>>Keine Ahnung!<<, fuhr ich ihn an. Meine Stimme wurde immer lauter, ohne dass ich es wollte. Aber ich war einfach nur so wütend. Auf ihn, auf mich selbst, ja sogar auf den Designer. >>Weißt du was er mich gefragt hat? Ob ich mit ihm kommen würde. Nach Mailand.<<