Kapitel XI: God Damn

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Choi Jongho

Wachsam überblickte Jongho seine Umgebung. Das Treppenhaus könnte, wenn sie Pech hätten, zu einer Sackgasse werden. Sie wussten nicht wie viele infizierte Wesen in das Hochhaus eingedrungen waren. Wenn nun von vorne als auch von hinten Feinde auftauchen würden, wären sie gelinde gesagt ziemlich am Arsch. Jongho wusste natürlich, dass Yunho zu einigen Sachen fähig war, aber nachdem er seine metapsychischen Fähigkeiten an Wooyoung angewendet hatte, war er geschwächt. Er würde es zwar nicht zugeben, aber Jongho kannte den Älteren mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass dieser angeschlagen war.

Fest lag die Pistole in Jongho's rechter Hand. Sie ließ ihn etwas sicherer fühlen. Er hatte sich freiwillig dazu entschieden, ihre kleine Gruppe von hinten zu sichern und ihnen Rückendeckung zu geben, während Yunho stattdessen vorneweg ging. Jongho wirkte zwar aufgrund seines jungen Alters unerfahren, aber Yunho hatte ihn wirklich gut auf die Gefahren, die draußen lauerten, vorbereitet. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass er nicht zimperlich oder zögerlich mit bestimmten Dingen umging, dafür hatte er schon zu viel Mist in dieser Apokalypse gesehen und erlebt.


Flashback

Wie war Jongho nochmal in diese äußerst missliche Lage geraten? Ach ja, sein dämlicher Dozent hatte darauf bestanden, dass der gesamte Kurs eine Studienreise nach Japan machen sollte. Und wie kam man am einfachsten nach Japan? Genau, mit dem Flugzeug. Hätte Jongho nicht einfach Zuhause bleiben können und etwas Besseres tun? Er hätte für besagtes Studium lernen können oder sich für den nächsten Tag zum Fußballspielen mit ein paar Freunden verabredet. Aber nein, das Leben war ein fucking Arschloch und hatte ihn dazu gebracht, sich in der hintersten Ecke des Gates zu verstecken.

Wie sah also die Lage tatsächlich aus? Jongho befand sich in der tiefsten Nacht oder sogar schon am frühen Morgen im internationalen Flughafen Incheon. Es war ein blödes Virus von diesem beschissenen Pharmakonzern geklauten worden. Wer's glaubt, dachte Jongho zynisch und verdrehte seine Augen. Fest presste er den Schlagstock, den er von einem tatsächlich toten Wachmann abgenommen hatte, an sich. Seine Hände waren mit Blut besudelt. Jongho's Herz schlug wild und er fühlte sich nicht sonderlich wohl. Schließlich passierte es nicht alle Tage, dass einer seiner Kommilitonen auf einmal besonders großen Appetit auf ihn bekam. In diesem Moment hatte Jongho keine Wahl und auch keine Zeit zum Denken gehabt. Vielleicht hätte sich noch sein Gewissen eingeklinkt und hätte ihm gesagt, dass er lieber seine Beine in die Hände nehmen sollte und wegrennen. Aber nein, Jongho hatte gezielt mit dem Schlagstock auf den Kopf des sogenannten Zombies gezielt. Dann spritzte auch schon das Blut in alle Richtungen und Jongho wurde sich erst später bewusst, dass er einen Menschen umgebracht hatte. Nun gut, in diesem Moment zählte wohl das Gesetz des Stärkeren und Jongho war nun wirklich nicht schwach. Er wollte leben. Es war höchstwahrscheinlich der Überlebensinstinkt, welcher sich bei ihm gemeldet hatte.

„AAAHHHH!!"

Heftig zuckte Jongho zusammen. Ein Schrei hallte durch das Gate. Da war wieder jemand einem dieser Infizierten zum Opfer gefallen. Dieses Virus verbreitete sich eindeutig zu schnell. Ein Flughafen war da natürlich die reinste Virenschleuder in dieser Hinsicht.

Jongho fasste sich ein Herz und stand aus seiner Hocke auf. Er musste aus diesem Flughafen raus, wenn er leben wollte. Leider befand er sich im ersten Stockwerk. Aus dem Fenster springen war also nicht drin, obwohl es die schnellste Möglichkeit gewesen wäre. Jongho's Augen scannten die Umgebung. In seiner Nähe sah alles so weit in Ordnung aus. Sollten sich die Zombies irgendwo am anderen Ende vergnügen, er würde hier auf jeden Fall abhauen. Sein Blick blieb bei der Rolltreppe, die ihren Dienst schon längst eingestellt hatte, hängen. Wenn er dort runterrennen würde, wäre er praktisch auf dem Servierteller. Jeder würde ihn dort sofort sehen und die Verfolgung aufnehmen. Blieb ihm eine andere Wahl? Nein, leider nicht. Es gab keine einzige Ausweichmöglichkeit. Wenn er schnell wäre, dann...

Contagious Pt. 2: AfterlifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt