(8) - Die Boden-Partie.

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Trübe Sicht. Laute Stimmen im Kopf, sie schreien. Sind dennoch nicht wirklich beunruhigend. Sprechen durcheinander. Geben keinen Sinn vor, scheinen tatsächlich ohne Zusammenhang.

Sind jedoch kein Teil meiner Einbildung. Gehören zur Realität. Mein Kopf müde, die Gedanken schwebend, während der Schlaf naht. Mich am liebsten zum Tanz auffordern will. Streckt seine Hand aus, will mich in die Welt der grenzenlosen Möglichkeiten begleiten. Mich verführen und Ruhe versprechend, eine Harmonie der unglaublichen Schönheit präsentieren.

Mein Körper fühlt sich leicht an. Jedoch meldet sich plötzlich, mit einem krummen Gefühl, mein Hintern zu Wort. Ich sitze. Zum Ungunsten meines Körpers nicht die Schlafposition der so sehr erwünschten Träume.

Die Stimmen werden lauter. Tanzen durch Hirnwindungen umher, erkennen es als Labyrinth, finden den verzwickten Spaß der unverständlichen Klänge toll. Sie drehen umher. Verkrampfen im Kampf der Realität. Halten sich rechts. Finden plötzlich den Ausgang. Nehmen sich an den Händen, tanzen heraus und verlassen den Ort voller Aufmerksamkeit.

Plötzlich zucken meine Augen leicht auf. Ich höre die ehemals lauten Unterhaltungen nur noch ruhig. Meine Sicht wird immer klarer, verliert ihre milchige Hülle. Sofort tauchen Erinnerungen auf, setzen sich nieder und erklären die Situation geschickt.

Ich bin wieder hier. In diesem Restaurant.

Sachte hebt sich mein Blick an und fällt sofort in seine Augen. Sie haben mich fokussiert, beobachten mich, keine Ahnung wie lang. Haben wohl realisiert, dass ich keine Person bin, mit der sich das Ausgehen in edle Lokale lohnt. Das Warten aufs Essen spannt in seiner Dauer die Folter purer hungriger Ungeduld so weit, dass sie reißt und in Müdigkeit gehüllt, andere Interessen verfolgt.

Eigentlich hab ich gar keinen Hunger.
Eigentlich will ich mich nur an die vorgegebenen Rhythmen von Schläfchen halten.

Aber nein.

„Du siehst echt erschöpft aus. War der Tee doch schon zu alt?"
Überlegend sehe ich ihn an. Versuche die Zusammenhänge seiner Worte zu erkennen. Dies dann irgendwann erreichend, gähne ich auf, während mein Kopf zu einem Schütteln übergeht. Noch im Prozess der weiterhin aufgerissenen Klappe, fang ich dann an eine Antwort, nach dieser eigentlich deutlichen Gestik, zu spinnen.
„Nein. Nein. Ich halt mich nur nicht an meinen über den Tag zerstreuten Schlafrhythmus."

„Du bist doch öfter unterwegs. Schläfst du dann einfach im Büro, im Auto oder auf Klo?"

Sofort stoppe ich in meiner schläfrigen Bewegungsabfolge und verwirrt ziehen sich meine Augenbrauen zusammen, während ich ihn nach dem Verlassen jeglichem Verständnis mustere.
„Auf Klo? Nur weil du ein paar Probleme hast, heißt es nicht gleich, dass jeder gerne, oft und lange in einem Kämmerchen mit hochmoderner Schüssel ist."

„Du kannst es ruhig Toilette nennen.", schmunzelnd funkeln seine Augen auf, während er die Gabel zur Hand nimmt und mit dieser einmal durch die Luft schwenkt. Warum liegt hier eigentlich eine dermaßen hohe Auswahl an Besteck? Ich hab mir doch nur eine Suppe bestellt. Eine Suppe, die noch immer nicht da ist.

Plötzlich lehnt der Ältere sich abstützend nach vorne, legt seinen Kopf auf seiner Hand ab und mustert mich tief. Jeden meiner Muskeln. Analysiert ihre Bewegungen und speichert wohl für meine Mimik häufig auftretende Merkmale sofort.

„Wollte ich aber nicht.", wie ein kleines und äußerst bockiges Kind, verschränke ich meine Arme vor meiner Brust. Mustere ihn. Mach es ihm gleich. Jedoch verändert sich sein Ausdruck keineswegs, er bleibt erstarrt, neugierig und abwartend unbewegt. Was ein unfaires Spiel! Ich wollte Dinge über ihn herausfinden, seine Person beobachten und in jede noch so kleine Bewegung die Welt reininterpretieren.

the (blood) party. | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt