Kapitel 7

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POV. Paula Martinson:

Alles, was ich sagte prallte, wie von einer Wand, ab.

P: „Ich ziehe dir mal deine Jacke aus."

Unter ihrer Jacke trug sie nur ein Top mit dünnen Trägern und tiefem Ausschnitt.

Es ist Frühling, gerade erst Ende Februar geworden, und definitive noch zu kalt für Tops. Sie muss schrecklich gefroren haben.

Ich gebe ihre Jacke der Schwester, und diese verstaut sie vorschriftsgemäß. Es gibt ein Protokoll für mutmaßliche Gewaltverbrechen und die Untersuchung und Beweissicherung bei Opfern.

Auf ihren Armen konnte man ebenfalls Abdrücke von Griffen finden. Da das Top Bauchfleisch ist, ermöglicht es mir genug Sicht, als dass ich sie hätte noch weiter ausziehen müssen.

Auf ihrem Bauch sieht man glücklicher Weise keine weiteren Male einer Verletzung. Dennoch will ich nichts übersehen.

P: „Ich mache jetzt ein Ultraschall von deinem Bauch."

Die Schwester gab mir den Schallkopf. Keine Innereblutung. Ein gutes Zeichen!

Als Nächstes will ich aber noch ein Mal ihren Uterus auf ein Bild kriegen, um eine Schwangerschaft auszuschließen. Auch hier erst einmal Entwarnung.

P: „So... Alles ist soweit in Ordnung in deinem Inneren Süße."

Man weiß ja nie, was sie doch hört.

P: „Als Nächstes bitte alles für eine Blutabnahme und für eine Infusion mit Kochsalz vorbereiten. Und für ein CCT anmelden, wegen ihrem Nasenbluten und dem somnolenten Zustand."

L: „Alles klar!"

P: „Achtung, ich werde gleich deine Leggings etwas aufschneiden müssen, okay?"

Richte ich meine ganze Aufmerksamkeit wieder der Patientin. Gesagt, getan: Man findet veraltete Hämatome, die etwa 1-2 Wochen alt sein müssten. Aber keine frischen, das ist gut.

P: „Achtung, wir drehen dich zur Seite."

Aber auch an ihrem Rücken waren nur leichte Abdrücke zu finden, also drehten wir sie wieder zurück, nachdem ich ihren Rücken abgeklopft und ihre Wirbelsäule auf Stabilität untersucht habe.

P: „Ich prüfe jetzt deinen Nacken."

Ich bewege ihren Kopf zu ihrem Brustbein.

P: „Prima, alles ist gut. Das könnte jetzt hell werden."

Ich leuchte in ihre Augen: Die Pupillen sind isokor, also ist eine Gehirnblutung vorerst auszuschließen.

P: „Du wirst jetzt ins CCT gebracht, um ein Bild von deinem Kopf zu machen."

Auch das CCT zeigt keine Auffälligkeiten und mir viel ein Stein vom Herzen. Was auch immer man ihr angetan hatte, würde sie nicht in den nächsten Paar Stunden umbringen.

Ich lege ihr einen Zugang, während die Schwester ihr Blutdruck misst. Der Blutdruck ist zu niedrig. Ich nehme ihr das Blut ab und lasse es im Labor untersuchen, ein großes Blutbild, damit wir uns sicher sein können, dass es ihr gut geht bevor wir sie in die Psychiatrie entlassen.

Schwester Leandra stellte sich an die Liege.

L: „Wir hätten ein freies Bett auf der Pädiatrie."

P: „Okay, danke."

L: „Soll ich sie bringen, oder gehst du mit hoch?"

P: „Danke, aber ich mach das."

L: „Okay, kann ich noch anders irgendwo helfen?"

P: „Könntest du den Bericht der Polizei übermitteln? Sonst haben wir schon alles."

L: „Klar, wird erledigt."

Ich setze sie in den Rollstuhl.

P: „Wir fahren dich jetzt in ein Zimmer. Dort wartet ein weiches Bett und Ruhe auf dich."

Dann geht es auch schon durch das Foyer, wo wir auf Tabea und Hannah stoßen. Hannah wird von Schwester Leandra auf den neusten Stand gebracht und Tabea schließt sich uns an. Ihre Schicht würde eh in 1h beginnen. Und es ist ihre Station, also die Pädiatrie.

T: „Was ist deine Diagnose?"

P: „Also sie hat weder ein Meningitis, Schlaganfall, ein Tumor, eine Gehirnblutung noch andere Innere Verletzungen. Es gibt keine körperliche Ursache soweit für ihre Somnolentz oder ihren psychotischen Schub. Sie hat einige Hämatome und Griffmale, aber sonst ist ihr Zustand stabil. Wir kennen ihre Blutwerte noch nicht, ihr Blutdruck war niedrig und ihre Wirbelsäule stabil.

Wir bringen sie auf das Zimmer.

Von diesem Tag an verbringt sie 2 Tage auf der Station. Ein Polizist bewacht immer das Krankenhaus und vor allem ihr Zimmer. Sie haben Grund zur Annahme, dass der Entführer ein lange gesuchter und gefährlicher Verbrecher ist.

Die Kleine hat sich nicht mehr bewegt, seit wir sie ins Bett gelegt haben.

Sie liegt Tag und Nacht da, wie ein regloser Stein. Sie schläft nicht, ihre Augen sind offen, aber wach ist sie auch nicht. Sie reagiert nicht, auf nichts, siebst nichts, trinkt nichts. Sie liegt einfach in dem Bett. Sie weint nicht, sie lacht nicht, sie ist nicht ärgerlich. Ihr Gesicht zeigt einfach keine Emotionen. Sie tut mir sooo unendlich leid... Sie ist in einem furchtbaren Zustand und es ist noch kein Weg raus in Sicht.

Heute wird sie verlegt, in die Psychiatrie. Ihr Blutbild ist schon da, man kann Auffälligkeiten bei der Ernährung entdecken und eine leichte Annemie, aber keine Ursache für ihr Zustand. Wir als ihre Ärzte sind am überlegen, ihr eine Sonde zu legen. Immerhin hat sie seit 2 Tagen nichts zu sich genommen.

Sie tut mir so schrecklich leid! Ich habe übrigens beschlossen sie, sobald man darf, in der Psychiatrie zu besuchen. Immerhin hat sie hier keinen und auch die Polizei hat bis jetzt keine Familie gefunden. Sie soll sich nicht einsam und im Stich gelassen fühlen, oder sich gar wünschen zurück zu diesem Typen zu gehen. Es ist einfach grausam, das alles! Sie ist noch so jung und musste schon so etwas erleben und jetzt hat sie keinen. Wer weiß, wo ihre Familie ist.

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