Dzsenifer

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Das alte Haus lag im Dunkeln. Es war totenstill. Nur die Vögel sangen bereits laut und die Morgendämmerung kroch leise und nebelig über die Drachenberge. Der untergehende Mond warf seine Strahlen auf die leicht gekräuselte Oberfläche des Sees. Der alte Drache auf dem Berg hinter dem Haus reckte lautlos seine Flügel Dann, plötzlich hallte ein Schrei durch das Haus.

ESSEN!"

Überall gingen die Lichter an. Lautes Fußgetrampel und Stimmengewirr waren zu hören. Das Haus begann seine übliche Morgenroutine aufzunehmen.

Dzsenifer wäre fast aus dem Bett gefallen. Naja, eigentlich viel sie sogar aus dem Bett. Jedenfalls fast, denn sie konnte sich gerade noch auffangen, stieß sich aber dabei den Ellenbogen an irgendeiner Ecke. Fluchend stolperte sie ins Bad und wusch sich mit einem kalten Lappen das Gesicht. Das half ein wenig gegen die Müdigkeit, auch wenn es meistens nicht besonders viel half.

Etwas wacher begann Dzsenifer den mühsamen Abstieg vom obersten Stockwerk hinunter in die Küche. Dzsenifer war ein Mensch der viel Schlaf brauchte. Sehr viel Schlaf. Tagsüber war das kein Problem, sie konnte ohne große Schwierigkeiten innerhalb von Sekunden einschlafen und wieder aufwachen. Im Grunde war es das was sie den größten Teil ihrer freien Zeit tat, wenn sie nicht gerade ihren Geschwistern oder ihrer Mutter helfen musste. Morgens war allerdings eine andere Geschichte. Wenn sie sich abends hinlegte, könnte sie genauso gut wach bleiben, es machte kaum einen Unterschied. In den letzten Ferien hatte sie drei volle Tage durchgeschlafen und war dann müde zum Frühstück nach unten gekommen. Genauso gut hätte sie auch das ganze nächste Schuljahr verbringen können, aber dann währe sie wohl verhungert, dachte Dzseni, während sie langsam an ihren Geschwistern vorbei nach unten ging.

Immer etwas wie morn" murmelnd, sobald sie jemanden sah, ging Dzseni immer weiter. Irgendjemand hatte seine Unterhosen verloren. Ein anderer hatte irgendwem die Socken geklaut. Wieder jemand anderes beschwerte sich das das Bad immer so lange besetzt wäre. Lotte interessierte das Ganze nicht. Sie hatte Hunger. Ihre Geschwister waren es mittlerweile gewöhnt vor dem Frühstück keine richtigen Antworten zu bekommen und ließen sie deshalb in Ruhe.

Mom war bereits seit einiger Zeit auf und verteilte bereist fleißig Frühstücksbrei an ihre Kinder. Sie wünschte Dzseni einen guten Morgen und reichte ihr still den Teller.

Beim Essen ihres morgendlichen Frühstücksbrei wurde sich Dzseni langsam ihrer Umgebung bewusst. Ihre Geschwister begannen langsam einzutrudeln und quatschten über alle möglichen Dinge, bis ein unverständliches Meer aus Stimmen entstand. Dzseni versuchte mit jedem neuen Bissen etwas von der immerwährenden Müdigkeit hinunterzuschlucken, die sich hinter ihren Augenliedern festgesetzt hatte. Doch beim nächsten Löffel hielt sie inne.

Da war etwas auf ihrer Hand. Es leuchtete ein wenig und verblasste dann. Erstaunt schob Dzseni ihren Ermel hoch und verschmierte dabei ein wenig von ihrem Brei auf ihrem Hemd. Auf ihrer Hand waren Linien. Dzseni musste ein paar Mal blinzeln, um zu erkennen das die goldenen Linien die Umrisse einer Stadtmauer waren die auf ihrer Handfläche zu einem überproportional großen Turm wurden.

Es war das Zeichen der Wächter.

Dzseni rief aufgeregt nach ihrer Mutter.

Die kam sofort und umarmte sie ohne auf den Löffel zu achten den Dzseni immer noch in der Hand hielt und der jetzt seinen Inhalt auch auf ihrem schönen Morgenkleid verteilte. Alle waren still, bis Merlin mit der Post durch die Hundeklappe kletterte und sie auf dem Tisch ablegte. Mom hob Merlin jetzt auf ihren Arm und ging mit ihm zusammen die Briefe durch. Bei einem Paket hielten sie kurz inne und gaben es dann schweigend an Dzseni weiter.  

Es war erstaunlich schwer für seine geringe Größe und in weißen Stoff gewickelt. Vorsichtig öffnete sie das Paket und zog einen langen Umhang heraus. Vorsichtig zog Dzseni ihn an. Er war rot und an den seiten mit weiß bestickt. Auf der linken Brust hatte er eine Große ebenfalls weiße Stickerei. Ein, wie Dzseni von anderen Bildern wusste, mit Schnee bedeckter Berg aus dem der Oberkörper eines Pegasus ragte. Die Flügel weit nach hinten geschtreckt wicherte es stumm mit gestrecktem Hals nach oben.

DrachenkindWhere stories live. Discover now