Ich war froh, als die Woche vorrüber war, gleichzeitig wusste ich, dass das Wochenende keine Erleichterung bringen würde. Den Kampf in meinem Inneren nahm ich überall hin mit. Ich konnte Harry nicht mehr in die Augen sehen. Die Gegenwart der Gryffindors war unerträglich für mich geworden, weil ich mich wie die schlimmste Verräterin aller Zeiten fühlte. Ich deckte jemanden, der einen Mord plante. Somit war ich Dracos Komplizin. Egal, was ich tat - ob ich handelte oder nicht handelte. So oder so entschied ich mich für eine der beiden Seiten. Draco hatte Recht, in meiner Welt gab es keine Grauzonen.
Freitagnachmittag saß ich mit angewinkelten Beinen im Schnee am Ufer des Sees und sah gedankenverloren auf die gefrorene Fläche hinaus. Wenn ich es schaffte, eine solche Eisschicht um mein Herz zu schließen, hatte ich vielleicht die Chance, diesen Krieg ohne allzu große Verluste zu überstehen.
Aber es war hoffnungslos. Meine Haut brannte an meinem Hals, überall dort, wo Dracos Lippen mich berührt hatten. Wenn Harry es herausfand, nicht nur, dass ich einen Todesesr deckte, sondern mich auch noch auf diese Weise von ihm berühren ließ - allein die Vorstellung drehte mir den Magen um. Das Beste war, mich von beiden fernzuhalten. Doch irgendwie schienen sie mich immer zu finden.
Als ich die knarzenden Schritte hinter mir im Schnee hörte, wusste ich sofort, dass es Harry war. Er hatte eine zögerliche Art, sich zu bewegen. Beinahe so, als fühle er sich nie ganz wohl in seiner Haut. "Darf ich dir kurz Gesellschaft leisten?"
Ich nickte nur und sah weiter auf den See hinaus.
"Ich weiß, du ziehst dich zurück, Kim. Das hast du immer schon getan, wenn du mit dir gekämpft hast. Und ich würde dich auch in Ruhe lassen, wenn es nicht so dringlich wäre." Er hielt einen Moment inne, dann fuhr er fort. "Du machst dir über diese Sache mit Malfoy Sorgen, oder?"
Mein Kopf fuhr ruckartig nach oben und ich starrte ihn an. "Was - woher - ?"
"Es ist doch offensichtlich", sagte er bitter. "Erst der Liebestrank und dann die Szene an deinem Bett. Anscheinend ist er in dich verliebt."
Erleichterung und pures Entsetzen rangen in mir um die Oberhand. Ich versuchte mit aller Macht, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten. "Ich würde nicht so weit gehen, in Malfoys Fall von Liebe zu sprechen."
"Ich kann es auch kaum glauben. Es ergibt keinen Sinn, wenn man bedenkt, wie er dich behandelt, aber was bedeuten sonst die Tränen?"
Ich schluckte hart, meine Kehle brannte. Ich brachte kein Wort mehr heraus.
Harry deutete mein Schweigen fehl. "Du musst keine Angst haben. Er kann dir nichts tun, solange wir in Hogwarts sind. Solange Dumbledore da ist. Ich hatte gestern wieder eine Stunde bei ihm, weißt du."
Irgendwie ahnte ich, was jetzt kam. Ich hörte es seiner Stimme an; spürte es zwischen den zittrigen Atemzügen. Und wahrscheinlich hätte ich erleichtert sein sollen, doch ich war es nicht. Im Gegenteil.
"Diese letzte Stunde hat mir gezeigt, dass es ganz egal ist, was ich will oder wohin ich gehe. Den Auserwählten nehme ich immer mit. Ich brauche diese Erinnerung von Slughorn. Mehr als alles andere, sonst sind wir alle verloren. Wenn wir sie haben, wird nichts mehr sein, wie es mal war. So oder so."
Nachdem ich so lange geschwiegen hatte, fühlte sich das Sprechen mühsam an. "Du musst mich nicht aus einer Beziehung entlassen, die es nie gegeben hat, Harry. Im Grunde ist es das Beste so, für uns beide. Ob Voldemort oder nicht - ich werde immer eine Slytherin sein und egal, was du sagst, ich bin es von ganzem Herzen."
Ich sah ihn an und begegnete dem stummen Schmerz in seinem Blick. Der Schmerz traf mich so heftig, dass ich die Mauer unwillkürlich höher zog. Das Eis war fast begehbar. "Das ändert allerdings nichts an meinem Entschluss, dir zu helfen. Ich sehe dir an, dass du einen Plan hast. Was brauchst du, um an diese Erinnerung zu kommen?"
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Der Zauber um Draco Malfoy
FanfictionKimberly Weasley ist die lange verschollen geglaubte Zwillingsschwester von Ron und eine waschechte Slyterhin. Seit ihrem ersten Jahr in Hogwarts fühlt sie sich gegen ihren Willen nicht nur zu den dunklen Künsten, sondern auch zu Draco Malfoy hingez...