Wenn nicht er, wer dann?

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---Jake---

"Jake, ich kann verstehen, dass du wütend bist, aber Lea würde dich nie hintergehen!"

"Wie kannst du dir sicher sein?"

"Naja..."

"Was Richy?"

"Ich hatte damals Gefühle für Lea und habe einen Abend versucht sie zu küssen, als sie bei uns gewohnt hat.", er zuckte zurück als ich ihn ansah und gestikulierte wild mit den Händen. "Aber das ist vorbei Jake, sie ist wie eine Schwester für mich und es fühlte sich die ganze Zeit falsch an. Ich schwöre dir, da ist nie etwas zwischen uns gelaufen. Wir haben immer nur geredet. Glaub mir! Sie ist absolut nicht der Typ für so etwas, sie liebt dich wirklich!"

"Danke Richy, dass du mir das erzählt hast. Ich wusste was du für sie empfunden hattest, deshalb wollte ich auch, dass sie bei euch lebt."

"Warum hast du das gewollt?"

"Ich wollte ihr die Möglichkeit lassen sich für dich zu entscheiden. Sie hatte etwas besseres als mich verdient und da ihr euch schon als Kinder ziemlich nahe gestanden habt, musste ich zumindest sicher gehen, dass es für dich wirklich in Ordnung ist, wenn sie mit mir zusammen ist. Außerdem wusste ich, dass sie bei dir in Sicherheit wäre."

"Wow, danke Jake. Das ist wirklich rücksichtsvoll von dir. Tut mir leid, dass ich versucht habe sie zu küssen, obwohl sie mit dir zusammen war."

"Schon okay Richy, es ist ja nichts passiert und ich habe es bewusst drauf ankommen lassen."

"Du bist ein guter Kerl Jake und ich bin froh, dass du an Leas Seite bist. Sie ist glücklich mit dir und ich bin mir sicher, dass es sich hierbei um ein Missverständnis handelt."

"Danke Richy, ich hoffe wirklich dass du recht hast."


Am Motel angekommen trafen wir auf Alfie, der freudig auf uns zu gelaufen kam. Wirklich unverantwortlich, dass Frau Walter ihn um diese Zeit noch unbeaufsichtigt draußen am Waldrand spielen ließ.

"Wo ist Lea?", fragte er.

"Hi Alfie, das selbe wollte ich dich gerade fragen. Hast du sie vielleicht gesehen?"

"Lea war mit WauWau hier."

"Danach hast du sie nicht wieder gesehen?"

Er schüttelte hastig den Kopf.

Da Pancho bereits wieder in der Wohnung war muss das also gewesen sein, bevor sie in der Bar gewesen ist. Nach 18 Uhr wäre sie sicherlich nicht noch einmal so weit mit Pancho gelaufen, schon gar nicht würde sie im Dunkeln in die Nähe des Waldes gehen.

"Danke Alfie. Wir müssen weiter. Und du solltest langsam auch rein gehen."

"Kommt Lea morgen vorlesen?"

"Vielleicht. Wir sehen uns bestimmt die Tage. Machs gut Alfie."

Er winkte zum Abschied und ging die Treppe hoch zum Motel. "Tschüss Jack."

Ich zuckte zusammen, ich hasste es wenn mich jemand Jack nannte, doch Alfie wusste es nicht besser, er konnte nun wirklich nichts dazu. 


"Jake? Jessy war gerade am Telefon.", rief Richy mir vom Auto aus zu

"Was will sie?"

"Wir sollten schleunigst zurück in die Bar."

"Ich hab da jetzt keine Zeit für, ich muss Lea finden."

"Jake, sie klang ernst. Es muss wirklich dringend sein."

"Na gut.", schnaufte ich genervt und machte mich mit Richy auf den Weg zurück in die Bar.


In der Bar angekommen warteten die anderen bereits auf uns und da eh nicht viel los gewesen ist, hatte Phil die Aurora für andere Gäste geschlossen. An dem Tisch wo unsere Freunde saßen, hatte Johnny seinen Laptop bereits vor sich aufgestellt.

"Was ist?", fauchte ich in die Runde.

"Jake ist das dieser Mickey von dem du gesprochen hattest?", Johnny deutete auf seinen Laptop.

"Ja genau, das ist er, Lea kennt ihn aus dem Neon!"

"Das war aber nicht der Typ der hier gewesen ist.", warf Phil kopfschüttelnd ein.

"Sicher?", fragte ich irritiert.

"Ganz sicher Jake, er hat kürzlich noch ein Livevideo aus dem Neon mit Freunden gepostet!", bestätigte Johnny.

"Wenn nicht er hier war, wer dann?", ich erhob unkontrolliert, zornig meine Stimme gegen sie.


"Jake! Lea hatte ihren Drink nicht ausgetrunken.", kam Jessy ziemlich aufgelöst an den Tisch.

"Ja und weiter?"

"Phil hatte ihr Glas noch nicht ausgekippt, es stand noch hinter der Theke. Er hat ihr K.O.-Tropfen ins Glas getan."

"Wer? Phil?"

"Hä was? Nein!", schüttelte sie den Kopf. "Das muss der Typ gewesen sein, der bei ihr war."

"Bist du dir sicher?", meine Wut schlug urplötzlich in Sorge um. "Woher weißt du das?"

"Nachdem Hannah damals entführt wurde, hat Phil eine Ladung Testarmbänder für die weibliche Kundschaft organisiert. Wir haben es gerade mit einem ausprobiert und es hat sich verfärbt.", sagte Jessy entsetzt.


"Phil, konzentrier dich jetzt!", wandte ich mich zu ihm. "Was kannst du mir über diesen Kerl sagen? Was hat er zu dir gesagt?"

"Hmm. Er war etwa so groß wie ich, hatte braune zurückgegelte Haare, ne Narbe an der Wange.", fasste Phil alles zusammen was ihm auf Anhieb einfiel.

"Du meintest er hätte sich vorgestellt, er hieße Marc oder Mike. Was hat er genau zu dir gesagt?"

"Er stellte sich zunächst einfach nur als Em vor."

"Em? Wie der Buchstabe? einfach nur M?"

"Ja genau."

"Marcus...", fiel es mir wie Schuppen von den Augen. "Fuck!"

 Ich kehrte den anderen und ihren irritierten Blicken den Rücken, eilte zum Auto und fuhr davon.


Braune Haare und etwa so groß wie Phil, es könnte sich tatsächlich um Em handeln. Eine Narbe hatte er damals noch nicht, als ich ihn das letzte Mal sah, doch seitdem sind Jahre vergangen, womöglich hatte er sich die in den Jahren zugezogen.

Duskwood - breaking wallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt