Kapitel 2

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Sie führte ihn zum Palast, durch die antiken Gänge, welche sich kein bisschen verändert hatten. Schließlich fand er sich in der großen Haupthalle wieder. Diese jedoch erkannte er kaum wieder. Die Wände waren geschmückt mit prachtvollen Wandteppichen, die umherstehenden Tische waren gefüllt mit guten Speisen.
Aber die größte Veränderung saß auf dem Thron, welcher in der Mitte des riesigen Saals aufragte.
Und auf jenem saß die Frau, welche er noch mehr verabscheute als Thetis selbst.
Deidamia, die Tochter des Lykomedes, König von Skyros, lächelte ohne jegliche Emotionen auf ihn hinab. Sie hatte sich jedoch genauso verändert wie die prachtvolle Haupthalle. Sie war hochgewachsen und nicht mehr so dürr. Ihre Haare hatte sie zu einem Hohen Knoten zusammengebunden und wertvolle Spangen glitzerten darin.

Wieder einmal brachte er keinen Ton heraus. Ironisch dachte er sich das er dies lieber nicht zu einer Gewohnheit machen sollte. Er überließ es ihr, ihn erst einmal ausgiebig zu betrachten, ihre Augen gaben dabei keine Auskunft über ihre Gedanken. Als sie schließlich begann, zerschnitt ihre helle Stimme die ewige unangenehme Stille in dem Palast und er zuckte zusammen:" Patroklos." Dann verstummte sie. Nach einer quälend langen Pause, in der sie bemerkte, dass er nicht vorhatte sich vor ihr zu verbeugen, wie es eigentlich der Brauch war, kniff sie ihre Augen zusammen und sprach keifend weiter:" Die Götter haben dich zu mir geführt, weil ich sie darum gebeten hatte."
Als würde dies als Erklärung reichen, wandte sie sich schließlich an Thetis:" Vielen Dank für deine Dienste Göttin. Aber bitte lass uns jetzt allein. Ich und Patroklos haben eine Menge zu bereden."
Sobald das letzte Wort ihren Mund verließ, blickte er nach rechts. Doch er war allein. 

Sie befahl ihm, sich in ihre Gemächer zurückzuziehen und er gehorchte. Ihm schwirrten einfach zu viele Fragen durch den Kopf, um ihr zu widersprechen.
Auch ihr Zimmer hatte sich nicht sonderlich verändert. Nur die Farben ihrer Decken, war von einem schönen hellblau zu einem satten Grün gewechselt, seit er das letzte Mal neben ihr in diesen lag.
Er vermochte es nicht, sich dort zu setzen, also blieb er einfach in der Mitte des Raumes stehen.
Warum die Göttin abermals hergeführt hatte, wusste er nun. Aber warum Deidameia ihn zu sehen wünschte, konnte er sich nicht erklären.

Zu der Zeit des Trojanischen Krieges, wohnte Achill, auf den Wunsch dessen Mutter, Deidama bei und sie wurde schwanger. Als schließlich er selbst durch Achills Vater, dem König von Phthia, auf die Insel fand und Achill endlich wieder sah, beichtete ihm dieser sein Vergehen. Jedoch hatte er Mitleid mich Achill, da seine eigene Mutter ihn in die Irre geführt hatte und ihm versprochen hatte, seinen Standort zu verraten, wenn er zuließ, dass Deidameia ihm beiwohnte. Und ab diesem Zeitpunkt begann die Abneigung Deidameia's ihm gegenüber.
Seit er und Achill wieder vereint waren, beachtete er sie nicht mehr. Sie versuchte ihn mit der Tatsache wieder wohlig zu stimmen, dass sie ein Kind von ihm erwartete, doch auch dies funktionierte nicht.
Nachdem sie schließlich beschlossen hatte, auf eine andere Insel zu ziehen, bis sie ihr Kind zur Welt gebracht hatte, rief sie eines Abends nach ihm, was ihn sehr verwunderte. Er wusste, dass Achill gerade unten an der Küste war und mit seiner Mutter sprach, weshalb sich ein unwohles Gefühl in seinem Magen ausbreitete. Damals dachte er, sie wollte ihn einschüchtern, vielleicht sogar töten. Doch sie hatte einen ganz anderen Plan.
Sie empfing ihn, eingehüllt in einem dünnen, glänzenden Stoff und sprach ruhig auf ihn ein. Recht schnell verstand er ihr Vorhaben und versuchte noch, sich aus dieser Situation zu bringen. Als jedoch der Stoff fiel, gab er sich ihr hin. Am nächsten Morgen war sie verschwunden, mit Achill hatte er jedoch auch nie darüber gesprochen.

Und nun stand er erneut hier und wartete darauf, dass sie ihren neuen hinterlistigen Plan offenbarte. Doch er wartete vergebens.
Es wurde Abend und schließlich stand der Mond hoch am Himmel.
Gekommen jedoch, war sie nicht.
Irgendwann hatte er seinen Grau schließlich überwunden und sich in das Bett gelegt, bis er schließlich in einen unruhigen Schlaf fiel.

Er wurde dadurch geweckt, dass ihn etwas an den Füßen kitzelte. Er öffnete leicht seine Augen und schielte hinunter. Als er Deidameia am Ende des Bettes sitzen sah, schreckte er nach oben und raffte sich die Decke um die nackte Hüfte. Sie jedoch saß weiterhin gelassen dort, die Hände auf ihrem Schoß gebettet. Er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, dann hörte er sie leise sprechen:" Ich habe Achill geliebt. Ich dachte, ich hätte endlich einen Mann gefunden, welcher mich wertschätzt, mich aus der Tiefen Trauer holt, in welcher ich mich befand. Doch sobald du erschienen warst, wusste ich einfach, dass jedes kleine Stück seines Herzens dir gehörte. Selbst die Tatsache das ich ein Kind von ihm erwartete, war ihm egal. Neben dir war ihm alles gleichgültig."
Sie holte zitternd Luft, ihre Hände nun stark ineinander verkrampft:" Und nachdem nun alle Personen, die ich innig geliebt habe, Achill und unser Sohn, verstorben waren, fühle ich mich einsam. Ja, sogar gänzlich verloren. Ich hatte unsere gemeinsame Nacht nie vergessen, ich hatte mich nach dir gesehnt."


Patroklos, der wahre Aristos AchaionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt