"Hollywood is a place where they'll pay you
______a thousand dollars for a kiss and fifty cents for your soul."_______
20. Juni. 2014
Zayn Malik:
„Zayn?", wie durch einen Schleier aus Watte, ertönt Eileens gedämpfte Stimme an meine Ohren. Sie klingt genervt und ihrem Tonfall nach zu urteilen, hat sie mich bereits mehr, als einmal angesprochen.
Verwirrt hebe ich den Kopf, versuche vergeblich, ihr meine Aufmerksamkeit zu Teil werden zu lassen.
„Sie kennen Ihre Aufgabe?", ihre Augenbrauen heben sich in strenger Manier und nicht zum ersten Mal habe ich das Gefühl, meine Mutter vor mir zu haben. Dabei könnte sie meine ältere Schwester sein.
Sie wirkt gereizt. Müde. Bei genauerem Hinsehen merke ich, wie fertig sie aussieht.
Tiefe Ringe liegen unter den sonst so wachsamen Augen. Ja sogar der perfekte Haarknoten wirkt heute irgendwie unprofessionell. Einzelne Strähnen sind dem eleganten Gebilde entwischt und hängen stattdessen loose um das abgestumpfte Gesicht. Sie wirkt überarbeitet, denke ich. Vielleicht sollte sie sich mal eine Pause gönnen und jemand anderem die Kontrolle über alles und jeden übertragen. Dumm nur, dass sie niemandem genug vertraut.
Niemandem, außer ihrem gut organisierten Selbst.
Ich nicke, konzentriere mich wieder auf das Hier und Jetzt. Unsere Aufgabe, die das Wichtigste ist, was Eileen im Moment kennt: „Körpersprache ist alles, ich weiß."
Sie nickt kurz zufrieden: „Sie werden heute Abend so viel Zeit, wie nur möglich mit Mrs. McLeod an ihrer Seite verbringen und dabei versuchen, einen möglichst verliebten Eindruck zu machen." Ihr Blick bohrt sich bestimmend in meinen, aber ich senke ihn eilig auf meine Schuhe, um ihm auszuweichen.
Ein Hauch Röte steigt in meine Wangen, den ich zu ignorieren versuche.
Heute ist der Abend der VMAs und da wir uns gerade sowieso in den USA befinden, war der Besuch in LA laut Harvey und Eileen vom Zeitplan her drin. Ganz zu Schweigen von der Möglichkeit, die sich uns bietet, nebenher ein bisschen PR zu machen. Es ist mal wieder Zeit, Heavens und meine angebliche Beziehung ins Rampenlicht zu rücken und sie öffentlich zu präsentieren. In allen schillernden Farben des Regenbogens, mit flammenden Blicken, ausreichend Körperkontakt und blödem Grinsen für die Fotografen.
Es wäre gelogen, zu behaupten, ich wäre nicht nervös. Aber ich bin nicht schlecht nervös. Nicht so, wie bisher jedes Mal, wenn ich Heaven in der Öffentlichkeit umschwärmen musste, wie ein verknallter Volltrottel. Anfängliche Abneigung hat sich langsam, beinahe unbemerkt in etwas ganz anderes verwandelt, was ich nicht so ganz verstehe. Ich weiß nur, dass mein Magen auf einmal wegen etwas ganz anderem schmerzt und mein Mund wegen etwas anderem trocken wird. Etwas anderes, als bloße Aufregung.
Es ist eine andere Vorstellung, die mein Herz flattern lässt, wie einen kleinen, nervösen Vogel.
Ich werde ihre Hand halten. Ich werde es tun dürfen. Und genau darin liegt der Unterschied zu allen anderen Malen: Ich werde nicht müssen, ich werde dürfen.
Plötzlich ist es eine andere Nervosität und während ich sie noch versuche, einzuordnen, merke ich, dass es Vorfreude ist.
Ich darf ihre Hand halten.
Und plötzlich ist es, als würde alles an diesem Abend nur auf diesen Moment hinarbeiten. Ich weiß, der eigentliche Höhepunkt sollte eigentlich unser Auftritt und unsere Nominierung sein- der Triumph der Fans, wenn wir wirklich gewonnen haben, aber für mich ist das alles nur Nebensache. Etwas, was im Glanze dieses Augenblicks, dieses Mädchens verschwimmt und nur einen winzigen, einen kaum existierenden Teil meines Verstandes für sich einnimmt. Ungeduldig wippe ich mit dem Fuß, während Louise meine Haare stylt und gutgelaunt auf mich einredet. Mein Gehirn ist wie ein Sieb. Obwohl ich versuche, ihr zuzuhören, gleiten alle Informationen hindurch und gehen ungehört verloren. Ich verstehe nicht, was sie redet- will es nicht mal hören.
Und plötzlich ist Heaven da und alles um mich herum wird ruhig. Die Gespräche der Jungs verstummen, als sie in Begleitung von unserer Stylistin Caroline das Zimmer betritt. Verschüchtert sieht sie an sich herab, scheint unseren Blicken entweichen zu wollen, aber ich merke, wie alle sie anstarren. Keiner im Raum kann auch nur den Blick von ihr abwenden.
Das dunkle Haar ist wie immer gelockt, nur sieht es nicht so grob und widerspänstig aus, wie sonst. In sanften Wellen fällt es ihr über die knochigen Schultern und rahmt ihr Gesicht ein, wie ein Gemälde. Die blauen Augen sind dunkel geschminkt und wirken dadurch viel größer- beinahe riesig, aber nicht schlecht. Sie nehmen einen gefangen mit dem beinahe kindlich interessierten Ausdruck darin. Schüchtern huschen sie über die Gesichter in dem Raum, beinahe als würden sie auf etwas warten. Aber nicht Bestätigung, denn sie scheint gar nicht von ihrer Schönheit zu wissen.
Aber alles an ihr nimmt einen gefangen. Vielleicht, weil sie es nicht mal weiß.
Aber ich weiß es. Alle hier wissen es.
Mein Blick wandert wie von selbst weiter, über ihren schmalen Körper, der in einem schwarzen, eng anliegenden Kleid steckt. Es ist schlicht, betont jedoch beinahe schon frech die Hügel und Täler ihres Körpers und trotz der beinahe drahtigen Erscheinung sind ihre weiblichen Rundungen deutlich unter dem dehnbahren Stoff zu erahnen.
Niall, der auf der Couch in einer Ecke des Zimmers lümmelt, findet als erster seine Stimme wieder und spricht das aus, was sich in diesem Moment wohl alle denken: „Wow.", wispert er anerkennend. „Heaven, du siehst einfach mega heiß aus!"
Ein Hauch röte steigt in ihre hohen Wangen und macht sie noch schöner: „Halt die Klappe, Niall", aber sie lächelt.
Hilflos schlucke ich gegen die plötzliche Enge in meiner Kehle an. Es wird nicht schwierig sein, sie heute Abend anzusehen, wie jemanden, den ich liebe. Welcher Mann wird sie nicht voller Begehren mustern? Wer wird nicht ihre Blicke suchen, in der verzweifelten Hoffnung, ihr einen zu stehlen? Ein winziges Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern, das diese wahnsinnig blauen Augen für einen Augenblick aufleuchten lässt?
Ich weiß, dass es nun vielleicht an der Zeit wäre, ebenfalls etwas zu sagen, aber auf einmal wandert mein Blick weiter, huscht zu einer ganz bestimmten Person hinüber, um deren Reaktion einzufangen. Es passiert automatisch, als wüsste ich, dass er eine Gefahr ist.
Unbeteiligt steht er an einen der Frisiertische gelehnt, die Hände in den Taschen der dunklen Jeans vergraben. Überlegen verfolgt er das Geschehen, als wäre er nur ein stummer Betrachter. Er wirkt beinahe gelangweilt, als würde sie ihn als einzigen in diesem Zimmer nicht interessieren. Als könne er nicht mal verstehen, was uns alle so sehr an ihr fasziniert. Nur ganz kurz streicht sein Blick über ihren Körper. Es liegt kein Begehren darin, stelle ich zu meiner Bewunderung erleichtert fest.
Keine Gier, nicht mal Lust. Doch plötzlich bemerke ich etwas anderes. Etwas, was mich weitaus mehr beunruhigt. Es ist etwas anderes, als der Blick eines Mannes, der nach dem Körper einer Frau lechzt. Etwas gefährlicheres.
In Harrys grünen Augen- hinter der vorgetäuschten Härte darin, finde ich etwas anderes. Er versucht mit aller Macht es zu verbergen, aber mir entgeht das kleine, sanfte Funkeln nicht, das für Sekunden in ihnen erglimmt.
Er sieht sie an, als würde sie die Sterne in den Himmel setzen. Wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Und ich weiß, wenn er es ihr zeigen würde, dann würde sie unter seiner Aufmerksamkeit glühen, wie eine aufgehende Sonne.
Plötzlich werde ich wütend. Es ist nicht fair.
Eilig mache ich einen Schritt auf Heaven zu und greife entschlossen nach ihrer kühlen Hand. „Bereit, zum Auto zu gehen?", frage ich sie betont unbeschwert und ziehe die perplexe Heaven hinter mir her, ohne auf eine Antwort zu warten- einfach auf den Ausgang zu, wo unser Wagen bereits auf uns wartet.
Den ganzen Weg über ist sie still. In sich gekehrt.
Schweigend blickt sie zu einem der verdunkelten Fenster hinaus, als würde sie nach einer Fluchtmöglichkeit suchen. Ich merke, dass sie nervös ist. „Hey.", kurz drücke ich ihre Hand, die ich immer noch halte. „Alles okay?"
Idiot! Ganz offensichtlich ist es das nicht.
Endlich wendet sie den Blick von der Scheibe ab und sieht mich an. Das erste Mal an diesem Abend sucht ihr Blick ganz bestimmt den Meinen. Ihre Mundwinkel kräuseln sich zu einem gezwungenen Lächeln, das nicht mal ansatzweise ihre Augen erreicht. Sie ist nicht nervös, stelle ich schlagartig fest, als sie mich gequält ansieht. Sie hat Angst. Trotzdem nickt sie tapfer.
Auch ich nicke, weil ich nicht weiß, was ich antworten soll. Ich habe das Gefühl, dass sie überhaupt nicht aus diesen Abend hinfiebert. Weder darauf, irgendwelche Promis zu treffen, noch auf dem roten Teppich abgeblitzt zu werden. Wahrscheinlich hasst sie den Gedanken, mit mir fotografiert zu werden. Und wieder frage ich mich, was sie dazu motiviert, diesen Job zu machen. Denn ja, es ist immer noch ein Job. Nicht mehr und nicht weniger.
Als mir das klar wird, schäme ich mich auf einmal für meine Freude. Für sie bedeutet das alles Stress. Arbeit. Nichts als Pflichten, die es zu erfüllen gilt.
Vorsichtig löse ich ihre Hand aus meinem Griff. Warum sie jetzt schon zu etwas zwingen, was ihr gänzlich zuwidert ist? Doch sie reagiert überraschenderweise völlig anders, als erwartet. Sobald meine Finger ihren entschlüpfen und sich über den Sitz zwischen uns zurückziehen, fasst sie panisch nach ihnen und flüchtet sich zurück in ihre Wärme. Ich fühle ihren festen Druck an der Innenseite meiner Hand. Ich spüre das leichte Zittern, das ihre Finger zum Beben bringt. Erstaunt starre ich auf unsere ineinander verschlungenen Hände hinab.
„Zayn.", flüstert sie, ihr Blick gleitet schon wieder zum Fenster hinüber. „Versprich mir, dass du mich heute Abend nicht alleine lässt.", sagt sie leise.
„Was meinst du?", erwiedere ich, immer noch etwas perplex von ihrer Hand, die meine so offensichtlich suchte.
„Nichts.", ich spüre einen kurzen Druck, als ihre Hand sich fester an meine drückt. „Lass mich nur einfach nicht alleine."
Und obwohl ich weiß, dass es eigentlich lächerlich ist, das zu versprechen, erwiedere ich den Druck ihrer Hand. „Ich versprech's.", sage ich.
Man sollte nie ein Versprechen brechen, ich weiß, aber ich konnte im Grunde nicht anders. Das wusste ich bereits, als ich es versprochen hatte. Ich wollte sie einfach nur beruhigen. Ihr die Angst nehmen. Ich dachte wirklich nicht, dass es dabei um so etwas Großes ging.
Das Grauen beginnt in dem Moment, als wir aus dem Auto steigen und den roten Teppich betreten. Ein prickelndes Gefühl steigt sofort in mir auf, als plötzlich die ganze Stimmung kippt und sich die Aufmerksamkeit jedes Menschen auf uns reflektiert. Das Rampenlicht scheint heller, als jeder Stern es an L.A.s Himmel. Vorrausgesetzt man könnte die Sterne an L.A.s Himmel sehen...
Es ist, wie ein Spiel. Es ist berrauschend, es ist gefährlich es ist befriedigend. Im Zentrum der gesamten Aufmerksamkeit zu stehen und das sogar unter den Stars der Stars ist etwas, was ich nie verstehen konnte. Aber das heißt nicht, dass ich es nicht genossen habe. Begeistert ziehe ich Heaven hinter mir her, auf dem Weg, uns zu präsentieren. Das Blitzen der Kameras ist wie mein ganz eigener Sturm. Wie etwas, das allein ich heraufbeschwöre. Es ist ein Gefühl der Macht. Ein Gewitter, so hell und laut, das mein Herz glücklich auf- und abhüpft.
„Zayn.", Heavens Stimme zittert. Sie ist nicht so stark, wie sie aussieht. Ihre Stimme- die plötzliche Verzweiflung darin, lässt mich kurz innehalten. Sie holt mich zurück auf den Boden.
Aber ich kann ihr nicht helfen. Ich kann nicht verhindern, wozu Eileens Blick in meinem Rücken uns auffordert. Sie wollen unsere Fotos und wir müssen sie ihnen geben, wenn wir unseren Job gut machen wollen. Wir müssen den Aasfressern geben, was sie haben möchten, damit sie uns in Ruhe lassen. Behutsam drücke ich ihre Hand, versuche, sie zu beruhigen. „Nur ein Bild, okay? Wir müssen ihnen nur ein Bild geben und ich verspreche dir, dass wir dann sofort reingehen."
Sie nickt.
Es tut mir leid, sie hinter mir herziehen zu müssen. Sie dazu zu zwingen, sich auf den roten Fußboden zu stellen, sie zu drehen, zu präsentieren, wie eine Mahlzeit. Ich spüre, wie ihr Körper sich neben meinem immer mehr verkrampft, sehe aus den Augenwinkeln, wie ihr Blick langsam gefriert, das Lächeln langsam erstirbt. Ihre Augen sind kugelrund und gefüllt mit kindlicher Angst. Es ist, als würde sie den Monstern unter ihrem Bett gegenüberstehen und ich zwinge sie dazu.
Es reicht, beschließe ich plötzlich. Und ohne auf Harveys oder Eileens Signale zu achten, dirigiere ich sie auf den Eingang der Veranstaltung zu. Das zitternde Mädchen drückt sich an meinen Körper, wie an einen Rettungsring.
Doch ich bin nicht in der Verfassung dazu, jemanden zu retten. Vielleicht nur mich selbst. Darin bin ich immer schon gut gewesen. Ich wäre der erste, der alle verraten würde, wenn es nötig wäre. Weil ich zu schwach bin, gegen den Strom zu schwimmen. Ich kann nicht einfach mit Heaven reingehen und die Blüte dieses Moments- der gemeinen Aufmerksamkeit ungeachtet hinter mir lassen. Es ist mit dem Ruhm, wie mit einem Versprechen, das man sich selbst gibt. Man sagt sich, man nimmt ihn in Kauf- für das, was man eigentlich gerne tut. Als Nebenwirkung des in-einer-Band-seins, aber das stimmt nicht. Es ist das, was uns in Wirklichkeit leitet, uns weiter antreibt. Es ist das, was mich der Sache mit Heaven überhaupt zustimmen ließ. Weil ich einen Ruf habe. Einen Ruf, der so wichtig ist, das nicht mal eine Lüge ihn zerstören kann. Im Gegenteil: Durch Lügen wird er erst aufrechtgehalten. Durch erfundene Schönheit, die ihre Fratze hinter Bildern versteckt, auf denen wir lachen, wie Puppen. Weil wir es müssen.
Liams Hand auf meiner Schulter stoppt mich schließlich. „Hey Zayn, Harvey hat gesagt, die Paparazzi haben noch um ein Bandfoto gebeten.", seine Stimme ist ruhig. Professionell.
Als ich nicht reagiere, wird sie ein wenig verhaltener: „Kommst du?"
Kommst du?
Ja. Weil mein Ruhm alles ist. Das ist es, was sie uns beibringen. Nur mit Ruhm kannst du tun, was du liebst.
Gequält sehe ich mich um. Zurück zu den Jungs, die ungeduldig auf mich warten. Eigentlich ist erst in einer halben Stunde Einlass, bis dahin ist Zeit für Fotos und kurze Interviews eingerechnet.
Schuldbewusst wende ich mich an Heaven, die seltsam abwesend wirkt. Ich weiß genau, was ich machen muss: „Wartest du hier kurz auf mich?", frage ich sie sanft.
Ihr forschender Blick hört augenblicklich auf, die Trauben aus Bodyguards, Interviewern und Stars zu skennen und huscht zu mir. Aus großen Augen blickt sie mich an.
Und dann sagt sie es.
Die drei Worte, die mein Herz einen Schlag aussetzen lassen: „Bitte geh nicht."
Aber ich gehe.
Und das war ein Fehler. Mein persönliches Versagen in einem Moment der Schwäche und des puren Egoismus.
Denn man bricht seine Versprechen nicht.
Besonders nicht die, an ein verängstigtes Mädchen mit unglaublichen blauen Augen, das einem mehr am Herzen liegt, als man je zugeben würde.
Aber ich tue es.
Ich lasse Heaven allein.
Nur eine Minute.
Aber ich lasse sie im Stich.
Und das leitet es ein: Das absolute Chaos dieses Abends, das in einer Katastrophe enden wird...
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Your Voice in My Head (H.S.)
Fanfic"Don't let people treat you like a cigarette, they only use you when they are bored and step on you when they are done. Be like drugs- let them die for you." Das einzige, was den abgehobenen Superstar Harry Styles zunächst mit der mysteriösen Alaska...