Kapitel 2 - Warm und kalt

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Louis sah mit großen blauen Augen zu dem Jungen? Mann? Jedenfalls dem Menschen, der ihn auf dem Arm hatte. Er war warm. Schon allein deswegen wickelte sich Louis um ihn herum.

"Gib mir das Buch.", Befahl sein.. Besitzer? Und streckte eine Hand zu dem Mann aus, der ihn wohl eingekauft hatte, während er weiter Louis ansah.

"Ich ziehe mich bis heute Abend zurück.", Erklärte er dann.
"Tu das. Bis heute Abend.", Sprach der große Mann mit dem spitzen Ding auf dem Kopf.

Louis wurde aus dem Saal getragen und begann zu zittern. Es war kalt in den Gängen. Aber glücklicherweise wusste sein Träger, wo er hin wollte und so waren sie irgendwann in einem großen Zimmer. Es war Recht herrschaftlich, aber ließ eine gewisse Gemütlichkeit trotzdem nicht vermissen.

"Schau, Louis. Das ist für dich.", Sprach der Mensch und zeigte auf einen Korb mit einem Kissen darin. Hm. Schön. Aber was sollte Louis damit? Er beäugte es nur, als Mensch ihn auch schon darauf absetzte.

Es war weich. Aber kalt. Louis mochte kalt nicht. Er lebte damit, wenn er keine Wahl hatte, aber mehr auch nicht. Seine Glieder konnte er, wenn er fror nicht gut bewegen. Er fühlte sich dann starr.

"Du bist auch Mensch.", Bemerkte Harry plötzlich, während er Louis so betrachtete.
Louis glotzte ihn nur doof an.
"Kannst du sprechen?", Fragte Harry und fühlte sich komisch, so eine Frage zu stellen.

"Ja." Antwortete ihm eine weiche hohe Stimme.
"Oh gut. Das macht es einfacher. Ich bin Harry.", Es war komisch, sich bei seinem eigenen Haustier vorzustellen, aber egal.

"Du guckst nicht sehr glücklich."
"Ähm... Mir ist kalt."
"Wie? Kalt?"
"Ja... Ich... Ich brauche es wärmer."
"Ich lasse dir ein Bad einlassen.", Entschied Harry, auch wenn es ihm nicht sehr gefiel, dass sein Haustier so fordernd war.

Bald darauf meldete der Kammerdiener, dass das Bad bereitet wäre.
Harry ging mit Louis in den Raum.
Louis betrachtete die Wanne und wäre am liebsten von Harrys Arm gesprungen. Warmer Dampf stieg davon auf.

Harry setzte sich an das im Boden eingelassene Becken und konnte gar nicht so schnell gucken, wie er einen kleinen Drachen auf dem Schoß hatte, der sich sofort auf ins Wasser machte.

Harry betrachtete ihn fasziniert. Er sah schön aus und glänzte blau silbern im Wasser. Er lag einfach ausgestreckt im warmen Nass. Er schien nicht wirklich atmen zu müssen, denn er befand sich mit dem kompletten Körper unter Wasser und lag ganz still. Er gab hin und wieder ein Geräusch von sich, was Harry entfernt an ein Hühnerküken erinnerte. Ein Recht hoher kurzer Ton. Aber er klang zufrieden.

Louis genoss die Wärme um sich. Er liebte Wasser. Schwimmen konnte er in dieser Form von Anfang an. Er musste es nicht wie das dumme Fliegen erst lernen. Und in so warmen Wasser fühlte er sich einfach perfekt. Komplett davon umschlossen fühlte er sich geschützt und sicher. Er war nicht groß. In keiner seiner Formen. Der Meister hatte auch nicht gewusst, warum er so miekrig war. Vielleicht wuchs er noch? Hoffentlich nicht zu sehr. Er wollte unbedingt immer in die Wanne passen.

Harry hatte sich seine Schuhe und Strümpfe ausgezogen und die Hose hoch gekrempelt und ließ nun seine Beine ins Wasser baumeln. Er beobachtete, wie Louis kurz die Augen öffnete, seine Beine ansah und dann auf ihn zu schwamm.

Fasziniert beobachtete Harry wie Louis so hielt, dass er sich mit seiner Vorderpfote oder wie auch immer man das nannte, an Harrys Fußgelenk festhalten konnte. Aber dann schloss er seine Augen auch schon wieder und döste weiter.

Harry wollte das Buch an sich zur Hand nehmen und ein wenig lesen. Aber er kam gerade nicht dran. Also ließ er es. Er genoss einfach die Ruhe vor der Feier am Abend.
Es war seltsam. Sollte die Klaue oder Pfote an seinem Knöchel nicht weh tun? Aber sie war weich. Nicht glitschig wie ein Fisch, sondern eben irgendwie weich. Komisch.

Schließlich befand Harry, dass er sich langsam fertig machen müsse. Also griff er ins Wasser und hob Louis raus. Der guckte ein bisschen traurig, aber wehrte sich nicht. Harry trocknete ihn ab und setzte ihn wieder auf sein Körbchen.
Anschließend sah er in seinem Schrank nach, um sich anlassgemäß zu kleiden. Bedienstete akzeptierte er in seinem Zimmer nur zur Reinigung. Direkt um sich wollte er sie nicht haben.

"Was machst du?", Fragte Louis unbedarft. Er war nun komplett ein Mensch.
"Du hast mich zu siezen.", Zischte Harry. Sein Haustier war sehr unverschämt.
"Entschuldigung, Sir.", Seufzte Louis.
"Ich werde zu meiner Geburtstagsfeier gehen. Du bleibst hier."
"Hier?"
"Du kannst auch in den Stall zu den Pferden?", Schlug Harry mit hochgezogener Augenbraue vor.
"Nein... Entschuldigung, Sir.", Seufzte Louis wieder.

Harry zog sich um. Louis fand das langweilig. Ihm wurde schon wieder kalt und er bekam Hunger. Sein tolles Herrchen wusste hoffentlich, dass er auch Mal was Essen musste?
Louis traute sich nicht zu fragen.

"Bleib hier im Raum. Vielleicht hole ich dich zwischendurch Mal runter. Bis dann.", Sprach Harry, strich Louis einmal durch die Haare und verschwand.

Louis hörte, wie die Tür von außen verschlossen wurde. Hm... Langweilig. Langweilig, Hunger und Kalt. Louis mochte das hier nicht. Und er mochte nicht allein sein. Der Mann der ihn mitgebracht hatte, hatte Harry doch seine Anleitung gegeben, oder?

Louis überlegte kurz, was er machen sollte.
Hier auf dem doofen Kissen liegen war langweilig. Und zu kalt. Also ging Louis in das riesige Bett. Er türmte die Decken möglichst auf. Es war schwer. Louis war nicht der Größte und die Bettdecken gefühlte Tonnen schwer.
Gab's hier wohl Mäuse? Louis könnte eine jagen. Dann hätte er zumindest Mal was im Bauch. Als er seinen Deckenberg fertig hatte wandelte er sich und kroch hinein. Schön warm...

Louis hörte, als die Tür schon fast am nächsten Morgen aufgeschlossen wurde und wandelte sich schnell zum Menschen, nur um verschlafen zu Harry zu gucken. Der starrte ihn fassungslos an.

"Was zum Teufel machst du da?!"
"Schlafen, Sir.", Kam es unschuldig zurück.
"Das ist mein Bett! Dein Körbchen steht da!"
"Ähm... Aber-"
"Wiedersprich mir nicht!", Schnauzte Harry.
Wow. Partys waren wohl etwas, was einen wütend machte. Louis wollte lieber nicht zu einer Party.

Er entschied sich einfach gar nichts mehr zu sagen und sah Harry nur lieb an.
Der kam schnell zum Bett, griff Louis in den Haaren und schleifte ihn zum dummen Körbchen.

Louis kauerte sich zusammen. Stumme Tränen liefen über seine Wangen. Ihm war doch kalt und er hatte Hunger. Und... Er mochte doch nicht allein sein...

Drachenherz (Larry) LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt