Kapitel 10

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Tuut...tuuut... Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor bis er ran geht und ich laufe nervös in meinem Zimmer auf und ab. Ich bin echt kurz davor aufzulegen. „Hallo, hier ist Leon. Wer ist dran?" Oh mein Gott... ich rufe zum ersten Mal einen Jungen an... und dann auch noch Leon... Ich bin wie in Trance und verstummt. Ich traue mich nicht etwas zu sagen. Was wenn er mich reinlegt und er jetzt ganz anders ist wie vor dem Studio? „Hallo? Wer ist da?...Ludmila?" Leon klingt angespannt und ist vermutlich kurz davor aufzulegen. Violetta! Du musst jetzt etwas sagen, wenn du nicht willst, dass er auflegt... „Leon... nein...ich bin es... Violetta..." Die Aufregung und Unsicherheit in meiner Stimme sind kaum zu überhören. „Violetta? Ich hab nicht damit gerechnet, dass ...du anrufst..." Seine Stimme ist erfüllt mit Erleichterung und trotzdem nehme ich auch ein bisschen Wehmut wahr, als würde er gar nicht wollen, dass wir das Gespräch über Ludmila führen. Ich beschließe meine Unsicherheit einigermaßen zu überspielen, bevor er noch beschließt, dass ich nicht bereit für seine Offenbarung über Ludmila bin. Dabei bin ich mir noch nicht mal sicher ob meine Unsicherheit deswegen ist oder ganz einfach nur wegen ihm. Leon. Was ist eigentlich mit mir los? Ich meine er ist ein normaler Mensch genauso wie jeder andere. Und ich kenne ihn noch nicht mal. Das ist das Schlimmste daran. Woran? Dass ich ihn auf irgendeine Weise mag. Du hast doch nur Mitleid mit jemand, der offensichtlich Probleme hat. Das kann auf der anderen Seite auch sein. Ich meine er war vorhin so verängstigt. „Glaubst du ich gebe auf? Du warst vorhin so...so..." Vorsichtig schneide ich endlich dieses Thema an, aber Leon unterbricht mich. „Was? So verrückt, süß und gutaussehend?" Wie bitte? Nannte er sich gerade süß und gutaussehend? „Süß und gutaussehend? Ja das bist du in der Tat, Leon." Es rutscht einfach so heraus. Das passiert wohl wenn man ohne nachzudenken spricht. Oder gerade wenn man sagt was man denkt. Ich meine es stimmt doch, ganz unabhängig davon ob ich ihn mag oder nicht. „Ähm, tut mir leid...ich meinte..." Sofort will ich mich entschuldigen aber ich bin so von der Rolle, dass ich nicht wirklich weiß, was ich sagen soll. „Schon gut Violetta. Du bist wunderschön, da kann selbst ich nicht mithalten." Oh nein, er flirtet mit mir...was mache ich denn jetzt? Ich sage einfach nichts und schaue automatisch verlegen auf meine Füße. „Du bist rot geworden, habe ich Recht?" Und wie er das hat. Ich räuspere mich. „Ähm, ja Leon du hast mich dazu gebracht rot zu werden." Ich versuche einigermaßen gefasst zu klingen. „Was? Sag mir nicht du bekommst sowas nicht oft zu hören, Violetta." Und schon hat er mich kalt erwischt. „Ob du es glaubst oder nicht, das war mein erstes Kompliment von einem...einem Jungen." Selbst ich weiß, dass ich mich nicht überzeugend anhöre. Aber es ist die Wahrheit. Ich habe absolut keine Erfahrung was Jungs, Dates, oder gar küssen und das Alles angeht. „Ach nein, Violetta. Mir fällt es wirklich schwer dir das abzukaufen. Heißt das du hast noch nie..." Ungläubig atmet er laut aus, als würde er staunen. Eigentlich habe ich vorgehabt ihn auszufragen, über Ludmila, jetzt fragt mich ein fremder Junge über mein Privatleben aus. „Ist das denn so schlimm?" Einen kurzen Augenblick denke ich daran, dass er mich jetzt abschreiben wird. Aber was mache ich mir eigentlich Hoffnungen, ich kenne ihn doch gar nicht und was er denkt kann mir doch wohl egal sein. Außerdem ist er der Freund von Ludmila. Mein Gott, Violetta... warte doch erst mal seine Antwort ab... „Nein, nein ist es nicht. Aber sag mal was hast du eigentlich am Studio gesucht?" Ich bin irgendwie erleichtert. Aber jetzt habe ich wirklich keine Lust mehr über mich zu reden. Dafür habe ich ihn nämlich nicht angerufen. Leon hat mich innerhalb von 5 Minuten um seinen Finger gewickelt und mich dazu gebracht, Dinge über mich zu erzählen, die ihn überhaupt nichts angehen. Erstaunlich... Aber jetzt ist er dran. Ich weiß nur nicht wie ich das Thema Ludmila beginnen soll. Vorhin hat das nicht so funktioniert wie ich es gerne gewollt hätte. Ich muss ihn aus der Reserve locken. „Das ist eine lange Geschichte, aber ich werde mich dort einschreiben." Natürlich ist das theoretisch gelogen, denn selbst wenn ICH mir sicher bin, wie mein Papa nach dem heutigen Vorfall zum Thema Schule steht, weiß ich nicht. „Moment, was? Du willst dich im Studio einschreiben? Ich halte das für keine gute Idee...weil...weil, so gut ist die Ausbildung auch nicht..." Das ist sie wieder, die Angst in seiner Stimme. Glaubt er ich weiß nicht was er vor hat? „Leon, was soll das? Du weißt genau weshalb ich dich angerufen habe. Und was auch immer es ist, ich weiß, dass du deshalb gerade das Studio schlecht redest." Vielleicht ist das jetzt taktlos, aber er hat mir immerhin seine Nummer gegeben und da kann dieser Leon noch so charmant sein, ich muss es einfach wissen. Ich höre ihn am anderen Ende der Leitung schwer atmen, als würde er verzweifelt nach einer Antwort suchen oder versuchen jetzt so ruhig wie möglich zu bleiben. „Violetta, ich weiß was du jetzt von mir erwartest aber ich kann nicht. Nicht jetzt." Dann legt er plötzlich auf.

Passion and Pain (Another Leonetta Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt