,,𝓣𝓱𝓮𝓻𝓮 𝓪𝓻𝓮 𝓼𝓲𝓵𝓮𝓷𝓬𝓮𝓼 𝓲𝓷𝓼𝓲𝓭𝓮 𝔂𝓸𝓾
𝓽𝓱𝓪𝓽 𝔂𝓸𝓾 𝓼𝓽𝓲𝓵𝓵 𝓱𝓪𝓿𝓮 𝓽𝓸 𝓮𝔁𝓹𝓵𝓸𝓻𝓮.
𝓣𝓱𝓮𝓻𝓮 𝓪𝓻𝓮 𝓽𝓱𝓲𝓷𝓰𝓼 𝓲𝓷𝓼𝓲𝓭𝓮 𝔂𝓸𝓾
𝓽𝓱𝓪𝓽 𝓪𝓻𝓮 𝓼𝓽𝓲𝓵𝓵 𝓯𝓲𝓰𝓱𝓽𝓲𝓷𝓰 𝓪 𝔀𝓪𝓻."-------------------
Ein endloser Wald, soweit das Auge reichte.
Bis an den Horizont lagen immergrüne Baumwipfel dicht an dicht aneineinander und verloren sich in der Ferne im Morgennebel. Der Himmel hatte ein helles blau angenommen, nur einzelne, dünne Wolkenstreifen zogen ab und zu vorbei. Eine leichte Sommerbrise wehte, die Sonne sorgte für eine angenehm warme Temperatur. In der Ferne zwitscherten Vögel und Laubheuschrecken zirpten.
Das Mädchen hatte entspannt die Augen geschlossen und genoss den Wind.
Sie stand auf einer runden Aussichtsplattform, welche sich ganz oben auf einem Turm befand. Der Turm gehörte zu einem schönen, vanillegelben Schloss. Beim näheren Betrachten war es eher eine edle Villa als ein Schloss, und doch lebte hier ein Königspaar.
Ihnen gehörte das gesamte Waldgebiet, mit all seinen Flüssen, Bergen und Tälern. Ohne eine persönliche Einladung der königlichen Familie war es für einen Menschen nicht möglich, diese Landschaft auf normalem Wege zu betreten.
Da das Schloss in erhöhter Position zu dem Wald lag, war die Aussicht von den Türmen aus unglaublich. Das Mädchen war oft hier oben. Gern betrachtete sie die endlose Natur und genoss die Ruhe. Auch über das Schlossgelände hatte man hier einen guten Überblick.
Vor dem Schloss lag ein säuberlich angelegter Garten aus Hecken und Blumenbeeten, geschmückt mit zahlreichen Springbrunnen in den verschiedensten Größen und Formen. Der Garten wurde durchzogen von einem breiten Weg aus hellem Feinkies, welcher sich geradeaus bis in den Wald zog. Tatsächlich war er der einzige richtige Weg auf welchem man das Schloss verlassen konnte, es sei denn man entschied sich die steilen Zwergenwege hinabzusteigen.Die Silhouette einer Kutsche bildete sich zwischen den Bäumen ab, langsam fuhr sie über den Hauptweg in Richtung Schloss. Gezogen wurde sie von zwei weißen Schimmeln, einen Kutscher schien es nicht zu geben. Die Kutsche duchquerte das eiserne, schön verzierte Eingangstor des Schlossgartens, welches sich hinter ihr von selbst wieder schloss.
Das Mädchen beugte sich freudig über das Geländer der Aussichtsplattform, als sie die zwei sich angeregt unterhaltenden Personen in der Kutsche nun deutlich erkennen konnte. Ihre Eltern, das Königspaar, waren wieder zurück! Schnell lief sie die Wendeltreppe hinunter, die im Inneren des Turms nach unten führte und versuchte dabei, nicht über ihr langes, gelbes Rokoko-Kleid zu stolpern. Ihre Eltern waren bereits aus der Kutsche ausgestiegen und winkten ihr fröhlich zu.
"Oh mein Engel!", rief ihre Mutter und schloss das Mädchen in die Arme.
"Schau meine Liebe, was ich uns mitgebracht habe!" Ihr Vater zeigte stolz auf einige große Kisten, welche im hinteren Teil der Kutsche verstaut waren. Das Mädchen konnte sich bereits denken, was sich darin befand. Ihr Vater war leidenschaftlicher Sammler von allerlei Obskuritäten, verfluchten Objekten und Antiquitäten, welche er dann liebevoll in den vielen Zimmern des Schlosses unterbrachte. Natürlich hatte das Mädchen neugierig einige dieser Zimmer erkundet, doch manche waren so unheimlich gewesen, dass sie nicht anzweifelte auf einigen der Sammlerobjekten läge tatsächlich ein Fluch. Glücklicherweise beschränkte sich ihr Vater mit seiner Vorliebe nur auf das untere Stockwerk, sodass es sich entspannt in den Oberen leben ließ.
"Mein Engel, wir haben dir natürlich auch Geschenke mitgebracht!", sagte ihre Mutter und begann an den Haaren des Mädchens zu zupfen, um sie zu richten.
"Mama, du ruinierst meine Frisur!", rief diese lachend versuchte vergeblich den Händen ihrer Mutter auszuweichen.
Sie hatte sich zwei einfache, lange Zöpfe an den Seiten ihres Kopfes gemacht. Diese Frisur trug sie fast immer, denn ihre hellbraunen Haare waren so lang, dass sie offen bis zu ihren Knien reichten. Mit Zöpfen fand sie sich besonders hübsch, weswegen sie jegliche Vorschläge ihrer Mutter, auch mal etwas anderes auszuprobieren, vehement ablehnte.
Ein paar Diener liefen nun eilig auf die Kutsche zu, um die vielen Truhen und Kisten in die Eingangshalle zu tragen.
"Die Geschenke für unsere Prinzessin gleich nach oben in den Achat-Raum!", wies die Königin an.---------
Gelangweilt saß das Mädchen in einem der vielen Räume des Schlosses. Da sie keines davon personalisiert hatte, wechselte sie zwischen den Zimmern immer hin und her, wie es ihr gerade am besten gefiel. Die Geschenke ihrer Eltern waren im Großen und Ganzen enttäuschend gewesen. Ein paar neue Kleider, Schmuck, Bücher und neues Garn für ihr Nähset. Sie konnte nicht nähen, noch wollte sie es lernen, dennoch schenkten ihre Eltern ihr mit Vorliebe Nähzeug.
Die Kleider sahen sehr hübsch aus, aber waren nur mit Korsett tragbar, noch dazu wogen sie viel. Sie würde sie wohl niemals anziehen. Sie rechnete auch nicht damit, dass es je einen Anlass geben würde. Und Bücher las sie sowieso nie, schon gar nicht wenn sie ohne Bilder oder Zeichnungen gedruckt wurden.Genervt kickte sie das Garn in eine Zimmerecke. Schon morgen Abend würden ihre Eltern wieder abreisen. Sie blieben nie lange im Schloss. Meist kamen sie nur, um Geschenke und neue Souvenirs vorbei zu bringen und dann gemeinsam eine festliche Mahlzeit einzunehmen.
Das Mädchen fand es nicht schlimm allein zu sein. Sie mochte es, das alleinige Oberhaupt des Schlosses zu sein und genoss die Ruhe.
Tatsächlich konnte sie nicht genau sagen, wie lange sie hier schon lebte. An ihre Kindheit erinnerte sie sich nicht. Sobald sie versuchte über ihre Vergangenheit nachzudenken, verirrte sie sich in einem undurchdringbarem Nebel, in welchem man nicht einmal die eigene Hand vor Augen erkennen konnte.
Da sie mit ihren Eltern keine besonderen Momente teilte, oder sich jedenfalls nicht an diese erinnern konnte, vermisste sie sie auch nicht wenn sie länger weg waren.
Eigentlich wusste sie überhaupt nicht, was sie für diese Menschen empfinden sollte. Schon öfters hatte das Mädchen sich gefragt, ob sie überhaupt ihre Eltern waren.
Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie das erste mal richtig mit ihnen sprach. Ihr Mutter erzählte, wie stolz sie auf ihre Tochter war und wie sehr sie sie doch liebte. Ihr Vater meinte, sie wäre ihr kleiner Engel und er wolle alle ihre Wünsche wahr werden lassen. Das Mädchen konnte spüren, dass sie keine böswilligen Absichten hegten, sie schienen das Gesagte tatsächlich ernst zu meinen. Doch sobald sie sie etwas über sich selbst fragte, über ihre Kindheit und gemeinsame Erinnerungen, wechselten beide das Thema oder wichen lachend der Frage aus.
Am Ende wusste sie nicht mehr als vorher, nicht einmal ihren Namen oder ihr Alter konnten sie ihr nennen.
Sie selbst würde sich wohl auf Mitte 13 schätzen, sicher war sie sich jedoch nicht.
Trotz der zweifelhaften Glaubwürdigkeit des Königspaares, begann das Mädchen sie zu mögen. Sie waren immer gut zu ihr und gaben ihr alles was sie sich wünschte. Um ihre Grenzen zu testen fragte sie vor ihren Vater bei einer Tasse Tee im Pavillion einst, ob sie nicht das ganze Schloss haben dürfte. Er willigte sofort ein und meinte, es gehöre mit sofortiger Wirkung ihr. Sie hatten ja schließlich noch ein zweites Haus in der Stadt. Natürlich würden sie ihre Autorität deswegen auch hier nicht verlieren. Eine große Änderung war seit diesem Tag jedenfalls nicht zu spüren.So kam es, dass sie das Schloss und dessen Umgebung mit der Zeit besser kannte als ihre Eltern. Es war ein ruhiger und idyllischer Ort, frei von Gefahren und abgeschieden der Zivilisation. Die Sonne schien hier jeden Tag und die Temperatur war immer angenehm.
Und doch wusste das Mädchen, dass sie hier auf Dauer nicht bleiben wollte. Sie musste herausfinden wer sie nun eigentlich war, und an diesem Ort würde sie keine ihrer erhofften Antworten finden. Das Abenteuer lag hinter den Grenzen des Waldes, in einer Welt die sie noch nicht kannte.
So entschied das Mädchen, dass auch sie nach der Abreise ihrer Eltern das Schloss am nächsten Tag verlassen würde.
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Dreamworld
FantasyGenre: Fantasy, Adventure Ein junges Mädchen wacht eines Tages ohne Erinnerungen in einem schönen, kleinem Schloss auf. Nicht einmal ihr Name und ihr Alter sind ihr bekannt. Das Schloss ist abgeschieden von der Welt, als würde es sich in einer Zeits...